Leo-Sympher-Denkmal

Leo-Sympher-Denkmal
Übersichtsplan Wasserstraßenkreuz Minden

Zentrale Bauwerke des Wasserstraßenkreuzes Minden sind die alte Trogbrücke und die parallele neue Trogbrücke. Beide führen den Mittellandkanal über die Weser hinweg. Dem allgemeinen Verkehr dient nur noch die neue Brücke. Nach dem Wasserstraßenkreuz Magdeburg ist es das zweitgrößte Wasserstraßenkreuz in Europa.

Die kreuzenden Bundeswasserstraßen sind durch Verbindungskanäle miteinander verbunden. Nördlich des Kanals der Nordabstieg mit der Schachtschleuse, und südlich der Südabstieg mit der Oberschleuse und der Unterschleuse. In einer Zwischenhaltung zwischen Ober- und Unterschleuse liegt der Industriehafen.

Inhaltsverzeichnis

Kanalüberführung

Der Mittellandkanal kreuzt die Weser

Da der Mittellandkanal zwischen der Schleuse Anderten bei Hannover und dem Dortmund-Ems-Kanal bei Hörstel eine gleich bleibende Wasserspiegelhöhe besitzt, muss die 174 km lange schleusenlose Strecke über alle Geländeunebenheiten ausgleichend hinweggeführt werden. Dies gelang im Normalfall durch Dammbau, Eingrabungen in die Landschaft und Brückenbau. Lediglich das Wesertal bei Minden erforderte eine erweiterte Baukonstruktion, um die Überführung einer Wasserstraße über eine andere Wasserstraße und die Verbindung derselben zu ermöglichen. In Minden musste der Mittellandkanal in einer Trogbrücke über die Weser geführt werden. Diese wurde 1998 durch eine zweite Brücke ergänzt um den Großmotorschiffen den Weg zu ermöglichen. Die alte Brücke wird nur noch von Sportbooten benutzt. Die Stadt Minden hat die alte Kanalbrücke 1987 in ihre Denkmalliste als stadtbildprägendes Denkmal eingetragen. Trotzdem wird immer wieder darüber diskutiert, die alte Brücke wegen der hohen Unterhaltskosten abzureißen. Der Wasserspiegel des Kanals liegt rund 13 m über dem Weserwasserspiegel und etwa 10 m über dem Gelände. Der Mittellandkanal ist mit der Weser durch zwei Schleusensysteme verbunden.

Alte Brücke

Die alte Kanalbrücke
Die neue Kanalbrücke, Blick von Norden

Die Kanalbrücke wurde 1914 nach 33-monatiger Bauzeit fertig gestellt. Die Brücke ist 370 m lang und in massiver Bauweise erstellt. Die Weser wird in zwei Rundbögen von 50 m lichter Spannweite überbrückt. Bei Normalwasserstand der Weser steht dem Fluss und der Schifffahrt der östliche der beiden Bögen zur Verfügung. Der mittlere Pfeiler im Fluss ist besonders gegründet, um einer Unterspülung vorzubeugen. Für den Hochwasserabfluss stehen weitere sechs Bögen der Brücke zur Verfügung, so dass es dort auch bei extremem Hochwasser zu keinem Wasserstau kommen kann.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde im Jahre 1945 die Brücke von zurückweichenden deutschen Truppen gesprengt. Dadurch stürzten die beiden Strombögen in die Weser und der Hauptpfeiler wurde beschädigt. Die Weser wurde aufgrund der im Wasser liegenden Trümmer aufgestaut. Um diesen Wasserdruck zu kanalisieren und eine Notdurchfahrt für die Schifffahrt zu ermöglichen, wurde ein Umflutkanal durch die westlich vorgelagerten, stehen gebliebenen Flutbögen gegraben. Dadurch wurde es möglich, den Schifffahrtsverkehr sowohl auf der Weser als auch auf dem Mittellandkanal mithilfe des Nord- und Südabstiegs wieder aufzunehmen. Im Februar 1949 wurde die wieder instand gesetzte Brücke dem Verkehr übergeben. Reste des Umflutkanals wurden jahrzehntelang als Marina genutzt.

Neue Brücke

Blick auf die neue (links) und alte Kanalbrücke (rechts) über die Weser

Da die alte Kanalbrücke mit einem Brückentrog von 24 m Wasserspiegelbreite und 3 m Wassertiefe keine ausreichenden Abmessungen für einen Verkehr von Großmotorgüterschiffen besitzt, wurde als Teil des Mittellandkanalausbaues ab Oktober 1993 im Zuge einer sogenannten zweiten Fahrt über die Weser eine neue Kanalbrücke gebaut. Die Abmessungen der neuen Brücke wurden durch die erforderlichen Querabschnittsabmessungen des Brückentroges von 42 m Wasserspiegelbreite und 4 m Wassertiefe und der Einhaltung eines Lichtraumprofils für die Weserschifffahrt (30 m Breite, 4,50 m Durchfahrtshöhe) bestimmt.

So wurde die neue Kanalbrücke nördlich der alten Brücke mit einem Achsabstand von 50 m errichtet. Die Pfeiler der neuen Kanalbrücke stehen in der Flucht der Pfeiler der alten Brücke, um einen ungehinderten Hochwasserabfluss der Weser zu gewährleisten.

Für den Überbau wurde ein rechteckiger, stählerner Kanaltrog von 341 m Länge gewählt. Er überbrückt die sechs Flutöffnungen mit Stützweiten von je 36,50 m und die zwei Stromöffnungen mit Stützweiten von je 54,44 m. Die Stahlkonstruktion von 7800 t Gewicht wurde im Herstellerwerk in 234 Teilen vorgefertigt. Die insgesamt 18 Schüsse wurden in je 13 Teilen überwiegend per Binnenschiff zur Baustelle angeliefert, auf einer Montageplattform ausgerichtet und verschweißt und im Taktschiebeverfahren von West nach Ost eingebaut. Die Baukosten betrugen rund 85 Millionen DM.

Verbindungskanal Nord (VKN)

Blick vom Mittellandkanal auf die Schachtschleuse

Der Verbindungskanal Nord (Nordabstieg) am Wasserstraßenkreuz Minden stellt westlich der Kanalbrücke die kürzeste Verbindung zwischen dem Mittellandkanal und der Weser her. Er ist 1,2 km lang und ermöglicht auch die Zufahrt zum Abstiegshafen.

Schachtschleuse

Die Schachtschleuse überwindet den Höhenunterschied von etwa 13 m zwischen Mittellandkanal und Weser. Sie wurde in den Jahren 1911-1914 mit einer nutzbaren Kammerlänge von 82 m und einer Breite von 10 m als massives Bauwerk errichtet.

Um den Wasserverbrauch möglichst gering zu halten, wurden beidseitig der Schleusenkammer in vier Ebenen übereinander Sparbecken angeordnet. Diese Sparbecken können 7.300 m³ des Wassers aus der Schleusenkammer aufnehmen. Beim Abwärtsschleusen werden 4.000 m³ zur Weser abgelassen, beim Aufwärtsschleusen müssen diese 4.000 m³ dem Kanal entnommen werden. Bei den wechselnden Wasserständen der Weser beträgt die Fallhöhe der Schleuse maximal 13,20 m. Die Füllung oder Entleerung der Kammer dauert im Mittel sieben Minuten. Das Untertor der Schleuse ist ein Hubtor. Es besitzt ein Gewicht von 63 t und ist als geschweißte Stahlkonstruktion ausgebildet. Die Gegengewichte des Tores befinden sich in den charakteristischen Hubtürmen am Unterhaupt der Schleuse. Das Obertor ist ein Klapptor und als genietete Stahlkonstruktion ausgebildet.

In den Jahren 1988/89 erfolgte nach einer Betriebszeit von mehr als 70 Jahren eine Grundinstandsetzung der Schachtschleuse. Hierbei erfolgte unter anderem die Neugestaltung des Oberhauptdrempels, wodurch die Nutzlänge der Schleusenkammer auf 85 m vergrößert wurde. Damit kann das Europaschiff die Schleuse nutzen. Die Bauausgaben für die Grundinstandsetzung betrugen 10,4 Millionen DM.

Weserschleuse Minden

Im Rahmen der Ausblaupläne der Mittelweser auf die neue Größenklasse Großmotorgüterschiffe (Länge 110 m) soll auch der Nordabstieg, das heißt die Schachtschleuse angepasst werden und durch einen parallelen östlichen Neubau, die Weserschleuse Minden ergänzt werden. Für 2009 ist der Baubeginn für die neue Schleuse angekündigt. 2012 soll die 139 m lange und 12,50 m breite Schleuse fertiggestellt werden. 25.000 m³ Wasser müssen künftig für eine Schleusung bewegt werden, der Wasserverbrauch soll durch Sparbecken um mehr als 60 % gesenkt werden. Der Bauhof muss dem Großprojekt weichen und wird verlegt. Der Besucherparkplatz und die Gastronomie an der Schachtschleuse entfallen ebenfalls. Die alten Werkshallen der ehemaligen Staatswerft werden abgerissen. Die Umbauarbeiten des Bauhofes sollen noch in diesem Jahr starten. Das Planfeststellungsverfahren läuft in diesem Frühjahr an, der Beschluss wird für Mitte 2008 erwartet. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtete Schachtschleuse soll dann stillgelegt, aber als Baudenkmal erhalten werden.

Verbindungskanal Süd (VKS)

Neben der Schachtschleuse auf dem linken Weserufer stellt der Verbindungskanal Süd (Südabstieg) auf dem rechten Weserufer mit zwei Schleusen ebenfalls eine Verbindung zwischen Mittellandkanal und Weser her. Zwischen den beiden Schleusen liegt der Industriehafen Minden und im Mündungsgebiet zur Weser der Alte Weserhafen mit der inzwischen wirtschaftlich aufgegebenen Weserwerft.

Obere Schleuse

Gleichzeitig (1911–1914) mit der Schachtschleuse und der alten Kanalbrücke wurde die Obere Schleuse errichtet. Sie hat eine nutzbare Kammerlänge von 82 m und eine Kammerbreite von 10 m. Der Höhenunterschied zwischen dem Mittellandkanal und dem Industriehafen beträgt 6 m. Im Jahre 2004 wurden 2.178 Schleusungen vorgenommen. Der Wasserbedarf für eine Schleusenfüllung beträgt 5.400 m³.

Untere Schleuse

Blick in die Untere Schleuse.

Die Untere Schleuse wurde in den Jahren 1921–1925 gebaut. Sie hat eine nutzbare Kammerlänge von 82 m und eine Kammerbreite von 12,50 m. Die größere Breite sollte den teilweise 12 m breiten Raddampfern auf der Weser bessere Gelegenheit geben, den Industriehafen zu erreichen. Der Höhenunterschied zwischen dem Industriehafen und der Weser beträgt etwa 7 m. Im Jahre 2004 wurden 2.171 Schleusungen vorgenommen. Der Wasserbedarf für eine Schleusenfüllung beträgt 8.400 m³.

Industriehafen

Die beiden Schleusen des Südabstiegs sind durch einen zwei Becken umfassenden, städtischen Industriehafen mit Eisenbahnanschluss und dem Verbindungskanal Süd verbunden.

Die Hafenbecken wurden zu unterschiedlichen Zeiten gebaut. Während das obere Becken gleichzeitig mit der Oberen Schleuse 1915 in Betrieb ging wurde das untere Becken erst 1967 dem Verkehr übergeben. In letzter Zeit versucht man hier durch ein Containerterminal eine bessere Verschiffung der Güter auf die Mittelweser zu erreichen.

Das Hauptpumpwerk vom Kanal aus gesehen.

Pumpwerke

Durch Verdunstung, Versickerung, Schleusenbetrieb sowie durch Entnahme von Verbrauchswasser wird dem Kanal ständig Wasser entzogen, er muss daher über Pumpwerke mit Wasser aus Flüssen gespeist werden. Im Bereich des Wasserstraßenkreuzes Minden gibt es ein Haupt- und ein Hilfspumpwerk.

Das Hauptpumpwerk

Der Bereich des Mittellandkanals von der Schleuse Anderten bis zur Abzweigung aus dem Dortmund-Ems-Kanal wird überwiegend vom Hauptpumpwerk Minden mit Wasser aus der Weser versorgt. Das Hauptpumpwerk wurde 1914 eingeweiht. Es liegt auf der linken Weserseite und südlich des Kanals. Neben der Einspeisung des Weserwassers in den Mittellandkanal wird durch das Ablassen von Überschusswasser in die Weser Strom erzeugt. Die Hälfte des so erzeugten Stromes (insgesamt rund 500.000 kWh) wird für die Gebäude des Wasserstraßenkreuzes genutzt.

Von 1995 bis 1999 wurde das Hauptpumpwerk generalüberholt. Jährlich werden etwa 58 Millionen m³ Wasser gepumpt. Die Förderleistung beträgt 16 m³/s.

Das Hilfspumpwerk

Das Hilfspumpwerk Minden befindet sich am rechten Weserufer und wurde in den Jahren 1911-1914 erbaut. Die Förderleistung beträgt 4 m³/s. Da im Normalfall der Wasserbedarf des Mittellandkanals durch das Hauptpumpwerk gedeckt wird, wird das Hilfspumpwerk nur benötigt, um im Bedarfsfall die Kanalstrecke östlich von Minden zu versorgen. Außerdem wird das Hilfspumpwerk ergänzend in niederschlagsarmen Zeiträumen und bei einer Außerbetriebnahme einzelner oder mehrerer Pumpen des Hauptpumpwerkes Minden eingesetzt.

Das Informationszentrum

Informationszentrum

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Minden betreibt im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit in unmittelbarer Nähe der Schachtschleuse Minden ein Informationszentrum mit einer umfangreichen Ausstellung. Anhand von Schrift- und Bildwänden, Videofilmen, Computern und einer Vielzahl von Modellen informiert die Ausstellung über das deutsche Wasserstraßennetz. Ein Teil der Ausstellung ist dem Wasserstraßenkreuz Minden, dem Mittellandkanal und der Weser gewidmet.

Leo-Sympher-Denkmal

Leo-Sympher-Denkmal

Innerhalb der Anlagen des Wasserstraßenkreuzes Minden befindet sich vor dem Informationszentrum ein Denkmal, das an den preußischen Ministerialdirektor Leo Sympher erinnert. Sympher wurde am 19. Oktober 1854 in Hann. Münden als Sohn eines hannoveranischen Offiziers geboren. Von frühester Jugend an war er mit Werra, Fulda und Weser auf das Engste vertraut.

Die Planungen und Ausführung des Mittellandkanals als Verbindung zwischen Ems, Weser und Elbe am Südrand des Norddeutschen Tieflands, insbesondere das Wasserstraßenkreuz von Weser und Mittellandkanal, sind sein Hauptwerk. Von Leo Sympher wurden im Einzugsbereich der Weser die Edertalsperre mit 202 Millionen m³ und die Diemeltalsperre mit 20 Millionen m³ Inhalt errichtet. Diese sollten im Sommerhalbjahr Zuschusswasser in die Weser als Ersatz für die in Minden zu entnehmenden Wassermengen zur Versorgung des Kanals liefern.

Bildergalerie

Weblinks

52.3030555555568.93166666666677Koordinaten: 52° 18′ 11″ N, 8° 55′ 54″ O


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