Leopold von Schrötter

Leopold von Schrötter
Leopold Schrötter von Kristelli

Leopold Anton Dismas Schrötter von Kristelli (* 5. Februar 1837 in Graz; † 22. April 1908 in Wien) war ein österreichischer Arzt und Sozialmediziner. Er gründete die erste laryngologische Klinik der Welt und die Lungenheilanstalt Alland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des bedeutenden österreichischen Chemikers Anton Schrötter von Kristelli besuchte zunächst das Gymnasium am Schottenstift, dann das Piaristengymnasium in Wien und die Akademischen Gymnasien in Graz und Wien. Anschließend studierte er Medizin an der Universität Wien. Nach Beendigung seines Studiums 1861 promovierte er zum Dr. med. et chir. und erlernte als Operationszögling bei Franz Schuh die damals modernsten Techniken der Chirurgie. Er war von 1863 bis 1869 Assistent Josef Škodas und habilitierte sich 1867 über Krankheiten der Brustorgane und des Kehlkopfs zum Privatdozenten an der Wiener Universität. Nach dem Tod Ludwig Türcks begründete er in dessen Fakultät den ersten Lehrstuhl für das Spezialfach der Laryngologie und richtete 1871 die erste laryngologische Klinik der Welt im Wiener Allgemeinen Krankenhaus ein. 1875 wurde Schrötter außerordentlicher Professor für Laryngologie. Von 1875 bis 1881 leitete er die Abteilung für innere Medizin des Rudolfspitals. 1881 wurde er Primararzt am Allgemeinen Krankenhaus, und 1885 erhielt er die Lehrberechtigung für das gesamte Gebiet der inneren Medizin. Als anerkannter Spezialist wurde Schrötter 1888 zum Consilium von San Remo an das Krankenbett des deutschen Thronfolgers Friedrich, des späteren Kaisers Friedrich III., gerufen. Entgegen der Meinung des behandelnden Arztes, des Briten Morell Mackenzie, diagnostizierte er zutreffend Kehlkopfkrebs. 1890 wurde Schrötter zum ordentlichen Professor und 1896 schließlich zum Hofrat ernannt. Schrötter starb am 22. April 1908, einen Tag, nachdem er die Festrede auf dem 1. Internationalen Laryngologenkongress gehalten hatte, dessen Ehrenpräsident er war.

Schrötter heiratete 1869 Elisabeth Caroline Wagner (1847-1918), die Tochter eines Osnabrücker Tuchhändlers. Hermann von Schrötter, der ältere seiner beiden Söhne, war ebenfalls Arzt und wurde zum Mitbegründer der Luftfahrtmedizin. Schrötter hatte außerdem zwei Töchter.

Werk

Schrötters Forschungsschwerpunkt lag zunächst auf dem Gebiet der Laryngologie. Später erweiterte er ihn auf Herz- und Gefäßkrankheiten. Eine Thrombose der tiefen Arm-, Achsel- oder Schlüsselbeinvene, das Paget-von-Schrötter-Syndrom, ist nach dem englischen Chirurgen Sir James Paget und nach Leopold von Schrötter benannt. In seiner Klinik führte er frühzeitig die Röntgendiagnostik ein. Neben Kronprinz Friedrich behandelte er seit 1891 auch Anton Bruckner.

Schon 1883 hatte er in seiner Schrift Das kranke Krankenhaus die klimatologische Behandlung der Tuberkulose in geschlossenen Anstalten empfohlen. Vor allem Schrötters Einsatz ist es zu verdanken, dass 1896 der Bau der Lungenheilanstalt Alland im Wienerwald beginnen konnte. Nach der Eröffnung 1898 konnten hier auch wenig begüterte Patienten behandelt werden. Soziales Engagement zeigte er auch bei der Gründung des Vereins Ferienhort für bedürftige und würdige Gymnasialschüler mit dem Ziel, Schülern aus einfachen Verhältnissen einen Ferienaufenthalt auf dem Lande zu ermöglichen.

Meyers Konversationslexikon von 1888 schreibt:

Schrötters Bedeutung liegt in seinen zum Teil bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Hals- und Brustkrankheiten, in seinen überaus glücklichen und gewandten Operationen im Kehlkopf und in seinen feinen und sichern Diagnosen. Auch als klinischer Lehrer genießt er eines wohlbegründeten Rufs.

Ehrungen

Schrötter empfing hohe Auszeichnungen mehrerer Staaten, 1888 den deutschen Roten Adlerorden II. Klasse, 1899 das Komturkreuz des österreichischen Franz-Josephs-Ordens, 1904 das Kommandeurkreuz des dänischen Dannebrog-Ordens I. Klasse und 1907 das Kommandeurkreuz des schwedischen Nordstern-Ordens I. Klasse. Er war Mitglied der Gelehrtengesellschaft Leopoldina.

Die Stadt Wien gewährt ihm ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof (Gruppe 14 A, Nummer 19).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Beitrag zur Behandlung der Larynx-Stenosen (1876)
  • Beitrag zur localen Anaesthesie des Larynx (1881)
  • Über die Lungentuberkulose und die Mittel zu ihrer Heilung (1891)
  • Hygiene der Lunge im gesunden und kranken Zustand (1903)
  • Über Hotelbau vom hygienischen Standpunkte (1906)

Literatur

  • Leopold v. Schrötter. In: Wiener Medizinische Wochenschrift. Band 58, 1908, S. 961.
  • Bruno Bauer: Schrötter von Kristelli, Leopold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 595–597.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Leopold von Schrötter — Leopold Schrötter Ritter von Kristelli, (name often given as Leopold von Schrötter in medical literature) (February 5, 1837 April 22, 1908) was an Austrian internist and laryngologist who was born in Graz. He received his medical doctorate in… …   Wikipedia

  • Friedrich Leopold von Schrötter — Friedrich Leopold Reichsfreiherr von Schrötter (* 1. Februar 1743 in Wohnsdorf im späteren Landkreis Bartenstein (Ostpr.), Königreich Preußen; † 30. Juni 1815 in Berlin) war ein preußischer Offizier und Minister. Er zählte zu den preußischen… …   Deutsch Wikipedia

  • von Schrötter — Leopold, Austrian laryngologist, 1837 1908. See Paget von Schrötter syndrome …   Medical dictionary

  • Hermann von Schrötter — Anton Hermann Victor Thomas Schrötter, name sometimes referred to as Hermann Schrötter von Kristelli (August 5, 1870 January 6, 1928) was an Austrian physiologist and physician who was a native of Vienna. He was the son of laryngologist Leopold… …   Wikipedia

  • Karl Wilhelm von Schrötter — (* 9. April 1748 auf Gut Wohnsdorf bei Friedland in Ostpreußen; † 2. Dezember 1819 in Königsberg) war ein preußischer Justizminister und Kanzler. Karl Wilhelm Freiherr von Schrötter war ein S …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Schrötter — Hermann Viktor Anton Thomas von Schrötter, auch Hermann Schrötter von Kristelli oder Hermann Schrötter, (* 5. August 1870 in Wien; † 6. Januar 1928 in Wien) war ein österreichischer Physiologe und Mediziner. Er untersuchte die physiologischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Schrötter — von Kristelli Leopold Anton Dismas Schrötter von Kristelli (* 5. Februar 1837 in Graz; † 22. April 1908 in Wien) war ein österreichischer Arzt und Sozialmediziner. Er gründete die erste laryngologische …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Schrötter von Kristelli — Leopold Anton Dismas Schrötter von Kristelli (* 5. Februar 1837 in Graz; † 22. April 1908 in Wien) war ein österreichischer Arzt und Sozialmediziner. Er gründete die erste …   Deutsch Wikipedia

  • Schrötter — bzw. Schroetter ist der Familienname folgender Personen: Alfred Schrötter von Kristelli (1856–1935), Maler und Kunsterzieher Anton Schrötter von Kristelli (1802–1875), österreichischer Chemiker und Mineraloge Bernhard von Schrötter (1772–1842),… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Leopold Freiherr von Schrötter — (* 1743 in Wohnsdorf; † 1815 in Berlin) war Reichsfürst und Mitglied des Geheimen Staatsrats (erst ab 1815) und ein preußischer Reformer. Er stand mit Immanuel Kant, Theodor Gottlieb von Hippel d.Ä. und Johann Georg Scheffner in Verbindung. 1791… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”