Lepraspalte

Lepraspalte
Das Hagioskop der ehemaligen Klosterkirche von Schloss und Benediktinerabtei Iburg

Ein Hagioskop (griechisch hágios: heilig; skopein: sehen, betrachten), auch Lepraspalte genannt, ist ein Mauerdurchbruch in einem mittelalterlichen Kirchengebäude, der von außen den Blick ins Innere der Kirche auf den Altar erlaubt.

Manche Kirchen wurden im Mittelalter mit einer solchen Öffnung versehen, damit vom Gottesdienst ausgeschlossene Menschen das Geschehen am Altar verfolgen konnten. Ausgeschlossen waren exkommunizierte, seit dem Dritten Laterankonzil 1179 vor allem aber an ansteckenden Krankheiten wie Lepra leidende Menschen. Sie sollten eigene Gemeinschaften bilden, von geistlichem Trost jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Mauerdurchbrüche waren rund oder rechteckig, es gab zudem Öffnungen in Kreuzform. Häufig waren die Lepraspalten auf der zum Friedhof gelegenen Seite des Kirchengebäudes angebracht. Hagioskope befinden sich meist an Kirchen in Gebieten, die im Mittelalter dünn besiedelt waren, kaum in Kirchen größerer mittelalterlicher Städte. Dort wurden Leprakranke in Leprosorien (Leprahäusern) untergebracht, die oft eigene Kapellen hatten.

Nach Ende der großen Lepra-Epidemien Ende des 16. Jahrhunderts wurden Hagioskope zum Teil verfüllt oder zugemauert. Bei Restaurierungsarbeiten im 19. und 20. Jahrhundert wurde eine Reihe in Vergessenheit geratener Hagioskope wiederentdeckt und wiederhergestellt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche St. Johann des ehemaligen Benediktinerinnenklosters Oesede in Georgsmarienhütte (Niedersachsen), deren Hagioskop um 1980 freigelegt und rekonstruiert wurde. Auch die spätere katholische Schlosskirche des einstigen Benediktinerklosters Iburg, nur wenige Kilometer vom Kloster Oesede entfernt, verfügt über ein Hagioskop. Verbreitet waren Hagioskope nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden, in Frankreich sowie in Schweden.

Inhaltsverzeichnis

Deutschland

Auswahl

  • Johanniterkapelle des früheren Johanniterklosters in Bokelesch in Saterland (Niedersachsen)
  • Evangelisch-reformierte Kirche Großwolde in Westoverledingen, Ostfriesland (Niedersachsen)
  • Evangelisch-reformierte Kirche Westerhusen, Gemeinde Hinte, Ostfriesland (Niedersachsen)
  • Kirche in Roggenstede, Gemeinde Dornum, Ostfriesland (Niedersachsen)
  • Evangelisch-reformierte Kirche in Midlum (Rheiderland) (Niedersachsen)
  • Kirche zum Heiligen Kreuz in Kirchwahlingen (Gemeinde Böhme) in der Lüneburger Heide (Niedersachsen)
  • Kloster Isenhagen in Hankensbüttel, Landkreis Gifhorn (Niedersachsen)
  • St.-Antonius-Kapelle in Gescher-Tungerloh-Capellen (Nordrhein-Westfalen), heute katholische Autobahnkirche
  • St. Ulricus in Börninghausen, Stadt Preußisch Oldendorf, Kreis Minden-Lübbecke (Nordrhein-Westfalen)
  • Hospitalkirche des Sankt-Eligius-Hospitals in Neuerburg (Rheinland-Pfalz)
  • Alte Friedhofskirche Sankt Peter und Paul in Nusplingen, Zollernalbkreis (Baden-Württemberg)
  • St. Cyriakus in Berghausen, Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen)

Frankreich

Auswahl

  • St. Laurent in Deauville (Normandie)
  • Nôtre Dame in Dives-sur-Mer (Normandie) mit Beschriftung "trou aux lépreux" (Leprosenloch)

Niederlande

Auswahl

Schweden

Auswahl

Weblinks


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