Kloster Oesede

Kloster Oesede
Die ehemalige Klosterkirche St. Johann

Kloster Oesede ist ein früheres Benediktinerinnenkloster in Georgsmarienhütte im Landkreis Osnabrück (Niedersachsen). Das Kloster gab einem Stadtteil von Georgsmarienhütte seinen Namen; die einstige Bauerschaft Kloster Oesede hieß vor der Klostergründung "Sutorpe". Die unter Denkmalschutz stehende frühere Klosterkirche, heute katholische Pfarrkirche St. Johann, ist das bedeutendste Baudenkmal der Stadt Georgsmarienhütte. Eine bauliche Besonderheit der Klosterkirche ist das mittelalterliche Hagioskop, eine so genannte Lepraspalte. Das Kloster war das erste Frauenkloster im Landkreis Osnabrück. Es bestand 633 Jahre lang bis 1803.

Benediktinerinnenkloster

Das Kloster wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von Graf Ludolf von Oesede und seiner Frau Thedela gestiftet. Der Graf stellte dafür seine Stammburg zur Verfügung. Das Kloster wurde der Jungfrau Maria, dem Heiligen Kreuz und Johannes dem Täufer geweiht. In dem Kloster sollten die Töchter des Grafen, die nicht verheiratet werden konnten, eine sichere Heimstatt finden. Goda, die älteste Tochter, war bereits Ordensfrau im Benediktinerinnenkloster Willebadessen in der Diözese Paderborn gewesen. Sie kehrte in ihre Heimat zurück und wurde die erste Priorin, ihre Schwester Regenwita Küsterin.

Am 15. Januar 1170 nahmen die ersten Ordensfrauen die Arbeit auf. Neben Nonnen lebten Laienschwestern im Kloster Oesede. Sie stammten aus Bauern-, Handwerker- und Bürgerfamilien der Region. Ihre Aufgabe bestand in Arbeiten im Haus, in der Küche und auf dem Feld sowie im Backhaus. Daneben brauten sie Bier, ein nahrhaftes Starkbier.

Die Nonnen des Klosters Oesede waren auf eigenen Besitz oder auf Unterstützung ihrer Familie angewiesen, denn sie bekamen vom Orden zwar Unterkunft und Nahrung, jedoch keine Kleidung gestellt. Sie verdienten sich Geld mit Handarbeiten, deren Erlös ihr Eigentum blieb. Nicht wenige verfügten über ein ansehnliches Vermögen, so dass sie im Jahr 1569 gemeinsam das Haus Brinke bei Borgholzhausen kaufen konnten, um den inzwischen stattlichen Klosterbesitz weiter zu vermehren. Vom 16. bis 18. Jahrhundert betrieb das Kloster Kohleabbau im Raum Borgloh.

Die Oeseder Benediktinerinnen widmeten sich auch der Wohlfahrt. Sie versorgten notleidende Einwohner des Kirchspiels mit Nahrung. Die Armen erreichten den Eingang zur Klosterküche über die so genannte Hungertreppe.

Das Kloster Oesede wurde 1803 aufgelassen, nachdem die Klöster in den an Frankreich gefallenen Gebieten entsprechend dem Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert worden waren. Eine staatliche Kommission erklärte das Kloster am 14. Februar 1803 für geschlossen. Die Nonnen mussten das Kloster bis zum 1. April 1803 räumen; ihnen wurde eine jährliche Pensionszahlung zugesagt. Am 12. April 1803 wurde das Klosterinventar verkauft, das Kirchensilber und liturgische Geräte blieben in der Klosterkirche. Sie wurde die Gemeindekirche der Bauerschaft. Das Klostergebäude und die dem Orden gehörenden Ländereien und Liegenschaften gingen an die Klosterkammer, also in staatlichen Besitz über. Im 19. Jahrhundert kaufte die Bauerschaft Kloster Oesede die Kirche und das Kloster von der Klosterkammer.

Klosterkirche

Innenansicht der ehemaligen Klosterkirche

In der im 12. Jahrhundert errichteten ehemaligen Klosterkirche findet sich an einer Wand im rechten Querschiff die Grabplatte des Stifters Graf Ludolf († 1184) und seiner Frau Thedela. Das Stifterpaar hält gemeinsam ein Modell des Klosters in den Händen. Der Graf hält in seiner linken Hand ein Schild mit dem Wappen der Oeseder Grafen, das einen schreitenden Löwen zeigt.

Das Gnadenbild „Maria im Kindbett“, das in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstand, geht auf den ersten Oeseder Propst Theoderich (* 1170) zurück. Ihm folgte Propst Bernhard, der den Marienaltar stiftete. Dieser wurde am 24. Mai 1203 von Bischof Gerhard geweiht. An einem Vierungspfeiler ist eine Wandmalerei erhalten. Das rotgrundige Fresko aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zeigt den heiligen Benedikt mit dem aufgeschlagenen Buch der Ordensregel.

Im Norden des östlichen Langhauses wurde um 1980 ein Hagioskop freigelegt. Durch die Wandöffnung konnten Leprakranke und andere von der Teilnahme an der Messe ausgeschlossene Menschen auf den Altar sehen. Auch die katholische Schlosskirche im benachbarten Bad Iburg hat ein - allerdings zugemauertes - Hagioskop. Von ursprünglich zwei Kirchtürmen der Klosterkirche besteht noch einer. Er trägt eine barocke Turmhaube.

Klostergebäude

Vom mittelalterlichen Klostergebäude, das zwischen 1790 und 1803 abgerissen wurde, ist heute nur noch der Nordteil, die Alte Abtei, erhalten. Ein zweistöckiger Neubau wurde um 1723 von dem Architekten Alexander Ludwig von Corvey (1670–1728) errichtet. Erhalten ist außerdem die Klosterpforte, die auch Torhaus genannt wird. Sie stammt aus dem Jahr 1704. In dem früheren Klosterkomplex befinden sich heute Pfarrwohnungen, das Pfarrbüro, sowie Versammlungsräume der Kirchengemeinde und die Graf-Ludolf-Schule.

52.2008333333338.1136111111111

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Oesede (Georgsmarienhütte) — Oesede ist ein Stadtteil der selbständigen Gemeinde Georgsmarienhütte in Niedersachsen. Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 1.1 Geografische Lage 1.2 Geologie 1.3 Klima …   Deutsch Wikipedia

  • Oesede — ist der Name folgender Personen Jutta von Oesede, im 14. Jahrhundert Äbtissin des Stiftes von Gernrode und Frose Siehe auch Oesede (Georgsmarienhütte), Stadtteil der niedersächsischen Stadt Georgsmarienhütte Kloster Oesede, ehemaliges Kloster in… …   Deutsch Wikipedia

  • Oesede railway station — Oesede is a railway station located in Oesede, Germany. History The station Osnabrück to Bielefeld railway. The train services are operated by NordWestBahn. Train services The following services currently call at Oesede: Series Train Type Route… …   Wikipedia

  • Kloster Willebadessen — Das Kloster Willebadessen war eine Einrichtung der Benediktinerinnen. Es wurde 1149 gegründet und bestand bis zur Aufhebung 1810. Die Klosterkirche ist heute Pfarrkirche von Willebadessen. Die Klosteranlagen gingen in Adelsbesitz über und sind… …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster Arolsen — Das Kloster Aroldessen, Namensgeber für die heutige Stadt Bad Arolsen, wurde im Jahre 1131 als Augustiner Chorfrauen Stift gegründet, 1492/93 in ein Antoniter Kloster umgewandelt, und 1526/29 aufgehoben. Inhaltsverzeichnis 1 Gründung als… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Klöster — Dies ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft und Land. Inhaltsverzeichnis 1 Listen von Klöstern 2 Katholisch 2.1 Antoniter 2.2 Augustiner Chorherren …   Deutsch Wikipedia

  • Heilig-Geist-Kirche (Georgsmarienhütte-Oesede) — Die Heilig Geist Kirche in Georgsmarienhütte Oesede wurde von 1960 bis 1964 errichtet. Die Kirche steht im Südwesten von Oesede. Zur Heilig Geist Gemeinde gehören etwa 2000 Katholiken. Die Gemeinde bildet eine Pfarreiengemeinschaft mit St. Peter… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernhard I. von Oesede — († 6. Juli 1160) war von 1127 bis 1160 Bischof von Paderborn. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Bernhard III. von Oesede — († 28. März 1223) war von 1204 bis 1223 Bischof von Paderborn. Leben Er war Sohn von Ludolf von Oesede, dieser war ein Bruder von Bischof Bernhard I. von Oesede. Er war Bruder von Widekind von Oesede. Seine Schwester Gertrud von Oesede war… …   Deutsch Wikipedia

  • Harderberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”