Leseschwäche

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Klassifikation nach ICD-10
R48.- Dyslexie und sonstige Werkzeugstörungen, anderenorts nicht klassifiziert
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Unter Dyslexie (altgr.: dys = schlecht, schwer, miss- [hier = Missverstehen], léxis = Sprache, Redeweise, Stil [hier = Redeweise] schlechte/ falsche Wiedergabe/ Redeweise) versteht man Probleme mit dem Lesen und Verstehen von Wörtern oder Texten bei normalem Seh- und Hörvermögen der betroffenen Person. Die Alexie (von griech. a-: nicht-, un-) bezeichnet hingegen das völlige Unvermögen zu lesen.

Dyslexie ist bei etwa 5 bis 17 Prozent der Gesamtbevölkerung anzutreffen, wobei verschiedene Formen und Ausprägungsgrade zu unterscheiden sind. Oft tritt sie das erste Mal im Rahmen einer so genannten Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) in den ersten Schuljahren zutage. Die Betroffenen fallen beim Lesen- und Schreibenlernen weit hinter ihre Altersgenossen zurück, obwohl sie über eine normale Intelligenz verfügen.

Die besondere Häufung von Dyslexie in bestimmten Familien lässt vermuten, dass diese Störung zumindest teilweise erblich bedingt ist. Bekannt ist eine leichte Form dieser Störung bei Beatrice von York und ihrer Mutter Sarah, Herzogin von York. Neuere Studien unterstützen diese These: Sie zeigen, dass eine bestimmte Region auf Chromosom 6 mit einer Prädisposition für Dyslexie in Zusammenhang steht. Auf dem besagten Chromosomenabschnitt befindet sich ein Gen mit der Bezeichnung DCDC2. Bei Untersuchungen von 153 Familien, bei denen Dyslexie vorkommt, konnte immer dieselbe Deletion (eine bestimmte Chromosomenmutation) im DCDC2-Gen nachgewiesen werden. Die genaue Funktion des Gens ist noch unklar, allerdings gibt es experimentelle Hinweise, dass es eine wichtige Rolle bei der Entwicklung bestimmter Neuronen im Gehirn spielt (Meng H. et al). Schumacher und Kollegen fanden weitere zwingende Belege für die entscheidende Rolle des DCDC2-Gens bei der Entwicklung einer Dyslexie. Sie konnten bestimmte genetische Variationen, sogenannte Single Nucleotide Polymorphism (SNP), in diesem Gen nachweisen, die den Träger empfänglich für die Krankheit machen. Hierbei scheinen unterschiedliche SNP-Marker für unterschiedlich schwere Ausprägungen der Dyslexie verantwortlich zu sein.

Neben den genetischen Dyslexien spricht man auch von den erworbenen Dyslexien bei Kindern und Jugendlichen, bei denen durch mangelndes Lese- und Schreibtraining und übermäßigen TV-Konsum eine unzureichende synaptische Verschaltung der einzelnen Sprachzentren erfolgt. Besonders betroffen hiervon sind Heranwachsende in den USA, aber auch in den europäischen Industrienationen steigt die Zahl solcher Fälle besorgniserregend an.

Dyslexien können auch im Erwachsenenalter durch Hirnschädigungen (z. B. beim Schlaganfall oder nach Schädel-Hirn-Trauma) ausgelöst werden. Manche dieser Menschen lesen Wörter, die so nicht dastehen (z. B. "Katze" statt "Hund"), andere lesen mühsam buchstabierend. Auch die totale Unfähigkeit zu lesen wird als Dyslexie bezeichnet. Sie ist oft mit Aphasie verbunden.
Dyslexien werden von Logopäden, Sprachheilpädagogen und Klinischen Linguisten behandelt.

Siehe auch

Literatur

Gesundheitshinweis
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