Lettische Republik

Lettische Republik
Latvijas Republika

Republik Lettland

Flagge Lettlands
Wappen Lettlands
Flagge Wappen
Amtssprache Lettisch
Hauptstadt Riga
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Präsident Valdis Zatlers
Regierungschef Ministerpräsident Valdis Dombrovskis
Fläche 64.589 km²
Einwohnerzahl 2.270.894 (1. Januar 2008)[1]
Bevölkerungsdichte 35 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[2] 27.341 Mio. US$ (81.)
BIP/Einwohner 11.985 US$ (47.)
HDI 0,855 (45.)
Währung Lats
Unabhängigkeit 18. November 1918
(21. August 1991)
Nationalhymne Dievs, svēti Latviju („Gott, segne Lettland!“)
Zeitzone UTC+2 (EET)
UTC+3 EEST (März - Oktober)
Kfz-Kennzeichen LV
Internet-TLD .lv
Telefonvorwahl +371

Lettland (lettisch Latvija) ist ein Staat in Nordeuropa, im Zentrum des Baltikums gelegen. Es grenzt im Süden an Litauen, im Südosten an Weißrussland, im Osten an Russland, im Norden an Estland und im Westen an die Ostsee.

Seit dem Inkrafttreten der EU-Erweiterung am 1. Mai 2004 ist Lettland Mitglied der Europäischen Union.

Inhaltsverzeichnis

Flagge

Hauptartikel: Flagge Lettlands

Die lettische Flagge soll das weiße, blutgetränkte Leinentuch darstellen, in das ein lettgallischer Stammesfürst zur letzten Ruhe gebettet worden war. Die blutroten Streifen der Flagge symbolisieren seine im Todeskampf ausgestreckten Arme, der weiße Strich in der Mitte die Stelle, auf welcher der Leib des Stammesfürsten lag. Bereits im 13. Jahrhundert wird in der „Livländischen Reimchronik“ von dieser Flagge als Kriegsstandarte der lett- und semgallischen Stämme berichtet.

Geographie

Lettland besteht im Wesentlichen aus den vier historischen Regionen Kurland (lettisch: Kurzeme) im Westen, Livland (lettisch: Vidzeme) im Nordosten, Semgallen (lettisch: Zemgale) als schmaler Streifen zwischen Düna (lettisch: Daugava) und der litauischen Grenze sowie Lettgallen (lettisch: Latgale) im Südosten. Es ist zum größten Teil ein bewaldetes Moränen-Hügelland mit zahlreichen Seen und einer langen, wenig gegliederten Küstenebene. Die längsten Flüsse Lettlands sind die Düna und die Gauja (deutsch: Livländische Aa). Der größte See Lettlands ist der Lubāns mit 80,7 km². Die Hauptstadt Riga ist auch in geographischer Hinsicht das Zentrum des dünn besiedelten Landes.

Die Republik Lettland hat eine Fläche von 64.589 km² und ist damit etwas kleiner als Bayern. Sie grenzt im Nordosten auf einer Länge von 343 km an Estland, im Osten auf einer Länge von 276 km an Russland, im Südosten auf einer Länge von 161 km an Weißrussland und im Süden auf einer Länge von 588 km an Litauen. Die Küstenlinie entlang der Rigaer Bucht im Norden und der Ostsee im Westen hat eine Länge von 498 km. Die durchschnittliche Höhe Lettlands beträgt 87 m ü. NN. Der höchste Berg ist der 120 km östlich von Riga gelegene Gaiziņkalns (Gaising) mit 311 Meter ü. NN.

Insgesamt 2.543 km² Fläche werden von Gewässern (Flüsse, Seen, Stauseen) belegt. Vom verbleibenden Land werden etwa 40%, nämlich 24.710 km² agrarwirtschaftlich und etwa 46%, nämlich 28.855 km² forstwirtschaftlich genutzt.

Die Republik Lettland dehnt sich in Ost-West-Richtung 450 km und in Nord-Süd-Richtung 210 km aus. Lettland erstreckt sich zwischen den Geographischen Koordinaten:

  • im Norden: 58°05' nördlicher Breite
  • im Osten: 28°14' östlicher Länge
  • im Süden: 55°40' nördlicher Breite
  • im Westen: 20°58' östlicher Länge

Bis zum Jahr 1940 war die Fläche Lettlands um etwa 1.300 km² größer, da die frühere Region "Neu-Lettgallen" (später als Abrehner Region bezeichnet und heute wieder als Pytalowo), welche im Ergebnis des Lettisch-Sowjetischen Friedensvertrages von 1920 zu Lettland kam, ab diesem Jahr von der Sowjetunion und nach deren Zerfall von Russland wieder als zur Region Pskow gehörig betrachtet wurde. [3]

Klima

Klimadiagramm Riga

In Lettland herrscht wie in allen baltischen Staaten ein kühl-gemäßigtes Klima mit kalten Wintern unter 0 °C und mäßig warmen Sommern zwischen 16 und 17 °C. In Riga liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei knapp 6 °C, es fallen 600 mm Niederschlag. Am feuchtesten ist es im Spätsommer und am trockensten im Frühjahr. 1800 bis 1900 Stunden jährlich scheint die Sonne (10 % mehr als in Deutschland).

Die Küsten der Ostsee bleiben im Winter meistens eisfrei, im August erreicht die Wassertemperatur bis zu 17 °C.

Natur

Neben Hirschen, Rehen, Hasen und Füchsen kommen auch Elche, Wölfe, Luchse und Biber vor. In Latgale und im Hochland von Madona lebten einst vereinzelt Bären, doch heute gibt es in diesen Gebieten keine Bären mehr.

In Lettland befinden sich drei Nationalparks und vier Naturschutzgebiete. Der mit einer Fläche von 16145 ha kleinste, aber älteste Nationalpark ist der Nationalpark Slītere. Er wurde im Jahre 1921, während der ersten Unabhängigkeit Lettlands, gegründet. Mit einer Fläche von 38114 ha ist der Nationalpark Ķemeri der zweitgrößte. Er wurde nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Lettlands eingerichtet. Mit seinem Gründungsjahr 1997 ist er der jüngste. Der größte Nationalpark ist der Nationalpark Gauja. Er nimmt eine Fläche von 92261 ha ein und wurde im Jahre 1973, während der Zugehörigkeit Lettlands zur Sowjetunion, eingerichtet. [4]

Flüsse

Nach Angaben des Amts für Statistik Lettlands[5] fließen in Lettland 17 Flüsse mit einer jeweiligen Länge von über 100 km. Die fünf längsten sind nachstehend aufgeführt:

Nr. Name mündet in Länge in
Lettland (km)
Gesamtlänge
(km)
1. Gauja (deutsch: Livländische Aa) Rigaer Bucht 452 452
2. Daugava (deutsch: Düna) Rigaer Bucht 352 1005
3. Ogre (deutsch: Oger) Daugava 188 188
4. Venta (deutsch: Windau) Ostsee 178 346
5. Iecava (deutsch: Eckau) Lielupe (deutsch: Kurländische Aa) 136 136

Bevölkerung

Neben der lettischen Mehrheitsbevölkerung (59,1 %) gibt es eine starke russische Minderheit (28,0 %) und kleine, meist russischsprachige Gruppen wie Weißrussen (3,7 %) und Ukrainer (2,5 %) sowie Polen (2,3 %) und Litauer (1,4 %) (Lettisches Amt für Staatsbürgerschafts- und Migrationsangelegenheiten, Januar 2008[6]). Dazu kommt die Minderheit der ca. 170 Liven, vor allem in Riga und einigen kurländischen Küstendörfern, sowie Minderheiten von Esten, Deutschen, Roma und Tataren.

Lettlands Bevölkerung nach ethnischer Herkunft 1935-2005 in Tausend
  1935* 1959 1970 1979 1989* 2000* 2005
Ethnische Herkunft Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent
Letten 1 467,0 77,0 1 297,9 62,0 1 341,8 56,8 1 344,1 54,0 1 387,8 52,0 1 370,7 57,7 1 357,1 58,8
Russen 168,3 8,8 556,4 26,6 704,6 29,8 821,5 32,8 905,5 34,0 703,2 29,6 669,7 28,6
Juden 93,4 4,9 36,6 1,7 36,7 1,6 28,3 1,1 22,9 0,9 10,3 0,4 9,9 0,4
Deutsche 62,1 3,3 1,6 0,1 5,4 0,2 3,3 0,1 3,8 0,1 3,5 0,1 3,9 0,2
Polen 48,6 2,6 59,8 2,9 63,0 2,7 62,7 2,5 60,4 2,3 59,5 2,5 56,5 2,5
Weißrussen 26,8 1,4 61,6 2,9 94,7 4,0 111,5 4,5 119,7 4,5 97,1 4,0 88,3 3,8
Litauer 22,8 1,2 32,4 1,5 40,6 1,7 37,8 1,5 34,6 1,3 33,4 1,4 31,7 1,4
Esten 6,9 0,4 4,6 0,2 4,3 0,2 3,7 0,1 3,3 0,1 2,6 0,1 2,5 0,1
Roma 3,8 0,2 4,3 0,2 5,4 0,2 6,1 0,2 7,0 0,3 8,2 0,3 8,5 0,4
Ukrainer 1,8 0,1 29,4 1,4 53,5 2,3 66,7 2,7 92,1 3,4 63,6 2,7 59,0 2,6
Andere 4,2 0,2 1,8 0,1 2,7 0,1 3,8 0,2 29,4 1,0 25,0 1,1 28,4 1,2
Gesamt 1.905,9 100,0 2.086,4 100,0 2.352,7 100,0 2.489,5 100,0 2.666,6 100,0 2.377,4 100,0 2.306,4 100,0

* Ergebnis der Volkszählung des entsprechenden Jahres

Minderheiten und Nichtbürger

Hauptartikel: Nichtbürger (Lettland)

Die russische Minderheit in Lettland besteht hauptsächlich aus während 1940-1990 eingewanderten Personen bzw. deren Nachkommen. Zwischen 1940 und 1990 veränderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Nationalitäten wesentlich zu Ungunsten der Letten, welche fast zur Minderheit wurden (Letten: 1935 77 %, 1989 nur noch 52 %, Russen: 1935: 8,8 %, 1989 bereits 34 %). In dieser Zeit erhielt die russische Sprache in Lettland eine dominierende Stellung. Nach Wiederherstellung der Souveranität wurde die russische Sprache ihrer offiziellen Stellung enthoben und Lettisch alleinige Staatssprache, was für die zugewanderten und im Land gebliebenen Russen insofern ein Problem darstellte, als sie es größtenteils nie als nötig empfanden, Lettisch zu lernen. Daran hat sich bis heute – achtzehn Jahre nach Wiederherstellung der lettischen Souveränität – wenig geändert.

Aus der geschichtlichen Entwicklung zwischen 1940 und 1990 ist auch die Regelung der Staatsbürgerschaft seit der Unabhängigkeit Lettlands zu erklären, nach welcher nur diejenigen die lettische Staatsbürgerschaft erhielten, die entweder vor 1940 auf lettischem Boden geboren worden waren oder direkte Nachkommen solcher Personen sind. Das für alle Übrigen seit 1. Februar 1995 gültige Einbürgerungsverfahren ("Naturalisierung") besteht aus einem Sprachtest sowie einem Examen in lettischer Geschichte und Verfassungskunde. Somit müssen diejenigen, die die Einbürgerung beantragen, die Landessprache sprechen und über Kenntnisse der Kultur und Geschichte des Landes verfügen. Dieses Verfahren findet auch bei Personen Anwendung, die seit Jahrzehnten in Lettland leben oder dort geboren wurden.

Teils wegen der als anspruchsvoll empfundenen Sprach- und anderen Tests, teils aus Desinteresse, teils aus prinzipiellem Widerwillen haben sich viele Russischsprachige (Russen, Weißrussen, Ukrainer, russischstämmige Juden) bis heute nicht einbürgern lassen (mehr als die Hälfte). Sie erhalten als sogenannte Nicht-Staatsbürger eigene Pässe, die ihnen uneingeschränktes Aufenthalts- und Arbeitsrecht in Lettland sowie den Schutz durch den lettischen Staat sichern, ihnen jedoch kein Wahlrecht zugestehen; dies gilt bislang auch für die Kommunalwahlen. Bis 2007 benötigten die Nicht-Staatsbürger für Reisen in die übrige EU ein Visum, erst dann wurden sie für Einreisen in die anderen EU-Länder den Letten gleichgestellt. Auch sie können sich nunmehr 90 Tage ohne Visum in anderen EU-Staaten aufhalten. Eine Arbeitserlaubnis besteht ebenso wie für die Letten nicht.

Die Ausweitung des lettischsprachigen Unterrichtsanteils an den staatlich finanzierten lettischen Schulen mit russischer Unterrichtssprache (in der Oberstufe von 54% auf 60% ab dem Schuljahr 2004/05) wurde von einer offiziell nicht registrierten Organisation namens "Schutzstab der russischen Schulen" u.a. unter der Parole "Unser Land – unsere Sprache" instrumentalisiert. Motiv für die Anhebung des Lettischanteils war es zum einen, die russischsprachigen Bevölkerungsteile in die Gesellschaft zu integrieren, zum anderen jedoch, den russischstämmigen Jugendlichen eine weiterführende Ausbildung an den (freilich lettischsprachigen) akkreditierten Hochschulen des Landes zu ermöglichen.

Mahnungen seitens des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte haben in den letzten Jahren zu verstärkten Bemühungen seitens des Staats geführt, die Einbürgerungsraten zu erhöhen. Durch den EU-Beitritt ist die Attraktivität des lettischen Passes (Reisefreiheit) für die im Land lebenden Russen gestiegen; dennoch stehen den bisher knapp 100.000 Einbürgerungen seit 1995 noch immer knapp 400.000 "Nicht-Staatsbürger" gegenüber – 17 Prozent der lettischen Bevölkerung.

Lettische Einwohner, die Nichtbürger sind, nach Ethnie
(1. Januar 2008)
[7]
Ethnie Anzahl
Russen 245.665
Weißrussen 50.008
Ukrainer 35.290
Polen 12.693
Juden 3.217
Letten 1.724
Esten 573
Andere 13.006
Insgesamt 372.421

Ein weiterer Streitpunkt ist die Einstellung vieler Russen, die in der Roten Armee die Befreier Lettlands vom Faschismus sehen, obwohl dadurch nur die eine völkerrechtswidrige Okkupation durch die nächste abgelöst wurde – verbunden mit den entsprechenden massiven Repressionen gegenüber der Bevölkerung.

Sprache

Die Staatssprache Lettlands ist Lettisch. Lettisch ist die Muttersprache von ca. 58%, Russisch hingegen von rund 37% der Gesamtbevölkerung. In der Landeshauptstadt Riga, in der rund zwei Drittel Russischstämmige leben, wird laut der lettischen Statistikbehörde im täglichen Gebrauch sowohl Lettisch als auch Russisch gesprochen, wobei die gemeinsame Sprache von Angehörigen der jeweiligen ethnischen Gruppen zumeist das Russische ist.

Eine weitere wichtige Sprachgruppe ist Lettgallisch.

Die staatliche Sprachpolitik hat seit der Unabhängigkeit Lettlands vielfach zu sozialen Spannungen geführt. Das Bestreben des lettischen Staates, die lettische Sprache auch im täglichen Umgang als von allen Einwohnern des Landes als gemeinsame Sprache zu etablieren, steht im Widerspruch zu dem Bestreben der russischen Minderheit, unter dem Vorwand der Bewahrung ihrer kulturellen Identität in ihrer Einsprachigkeit zu verharren.

Religion

Seit der Reformation ist die wichtigste Konfession im westlichen und im zentralen Teil Lettlands die evangelisch-lutherische. Zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands gehören 250.000 Mitglieder, sie wird von Erzbischof Janis Vanags geleitet. Die lutherische Kirche Lettlands lehnt, wie auch die römisch-katholische Kirche, sowohl Homosexualität als auch Frauenordination ab. Die lettischen Exilkirchen (zum Beispiel in Schweden, Deutschland oder USA) vertreten in diesen Fragen eine andere Position als die Mutterkirche.

Das im Osten Lettlands gelegene Lettgallen ist mehrheitlich römisch-katholisch, da es historisch mit Litauen und Polen verbunden ist. Eine katholische Minderheit im Westen des Landes sind die Suiti. Beide Kirchen spielten eine wichtige Rolle in der "Singenden Revolution", erhielten in dieser Zeit viele neue Mitglieder.

Außerdem gibt es noch bis zu 6.000 Anhänger des Islam in Lettland, von denen sich jedoch nur ein kleiner Teil tatsächlich als religiös bekennt. Die meisten von ihnen sind Tataren (3.000) und Aserbaidschaner (1.700)[8], hinzu kommen rund 1.000 weitere ethnische Muslime aus ehemaligen Teilrepubliken der UdSSR[9] sowie einige libanesische Immigranten.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Lettlands

Baltische Stämme im 12. Jahrhundert

Die Besiedlung Lettlands begann bereits um 11.000 vor Christus. Während der großen Völkerwanderung besiedelten baltische Stämme das Gebiet Lettlands. Das Siedlungsgebiet der Balten war in zahlreiche kleine Fürstentümer zersplittert.

Nach 1237 wurden die lettischen Fürstentümer durch den Deutschen Ordensstaat erobert, welches zur Einwanderung von Deutschen führte.

Im Zuge der Reformation wurde Lettland lutherisch. Im 16. Jahrhundert geriet das Gebiet zunehmend unter den Einfluss von Schweden, im 17. Jahrhundert auch unter den Einfluss Polens. Im 18. Jahrhundert wurden einige Gebietsteile an Russland angegliedert.

Im 19. Jahrhundert und insbesondere Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Unabhängigkeitsbestrebungen unter den Letten. Nach der Russischen Revolution wurde Lettland am 18. November 1918 von Russland unabhängig. Die Minderheitsgesetzgebung war zur damaligen Zeit relativ tolerant. Vom lettischen Parlament wurde die Flagge sowie das Wappen Lettlands geschaffen. Ab 1920 hatte Lettland neben Sowjetrussland mit immer mehr Ländern diplomatische Beziehungen, darunter auch mit Deutschland, China und mit den USA.

Lettland, 1920-1940

Nach einem Staatsstreich durch Kārlis Ulmanis endete die parlamentarische Demokratie, und der Staat wurde von ihm autoritär regiert.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Lettland zuerst von der Sowjetunion, später von Deutschland besetzt. Bei Einzel- und Massendeportationen wurde während der sowjetischen Besatzung rund ein Prozent der Landesbevölkerung in Gulag-Lager und in die sogenannte Sonderansiedlung deportiert; daran waren auch lettische Kollaborateure beteiligt. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung Lettlands wurde während der nationalsozialistischen Besatzung ermordet; daran waren auch lettische Kollaborateure beteiligt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Lettland wieder von der Sowjetunion besetzt und als Lettische SSR der Sowjetunion angegliedert. Unter der Sowjetherrschaft wurden zahlreiche Letten nach Zentralasien deportiert und die Lettische SSR einer massiven Russifizierung ausgesetzt.

Am 4. Mai 1990 beschloß der Oberste Rat der LSSR die Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik Lettland und erklärte die Unabhängigkeit von der Sowjetunion; der Parlamentsbeschluß konnte jedoch erst mit dem Zerfall der Sowjetunion am 23. August 1991 de facto wirksam werden. 2004 wurde die Republik Lettland Mitglied der Europäischen Union.

Politik

Lettland ist eine parlamentarische Demokratie. Die Führung der Staatsgeschäfte, vor allem jedoch die internationale Repräsentation, sind die wichtigsten Aufgaben des Präsidentenamtes, das die gewählte Regierung ernennt und entlässt. Die amtierende Präsidentin bzw. der amtierende Präsident fungiert zugleich als Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Es besteht auch ein Gesetzesinitiativrecht, das sporadisch in Anspruch genommen wird. Die Regierungsaufgaben und die Führung des Kabinetts übernimmt jedoch der Premierminister, den die jeweils stärkste Fraktion im Parlament (Saeima) stellt und der von den 100 Abgeordneten gewählt wird.

Dieses Parlament wird im Verhältniswahlrecht in freien, gleichen und geheimen Wahlen gewählt. Neben den Direktkandidaten der 26 Wahlkreise in fünf Provinzen fallen an die stärksten Fraktionen noch weitere Mandate, die dann aus der Parteiliste besetzt werden.

Das Kabinett besteht aus 17 Ministerien, den Vorsitz führt der Premierminister, außerdem gehören dem Kabinett die jeweiligen Staatssekretäre sowie die Fraktionsvorsitzenden der regierenden Parteien an, die jedoch über kein Stimmrecht verfügen.

Die Präsidentin bzw. der Präsident nimmt regelmäßig an Sitzungen des Kabinetts und auch der Saeima teil. Die amtierende Regierungskoalition trat als dritte Regierung im Dezember 2007 ihr Amt an. Das von Ministerpräsident Ivars Godmanis geführte Kabinett setzt sich aus den Fraktionen der Volkspartei (Tautas partija), Lettlands Erster Partei (LPP) und der Grüne-/Bauern-Union (ZZS) zusammen. Vom politischen Spektrum ist diese Koalition als Mitte-Rechts einzuordnen.

Die Außenpolitik Lettlands ist westlich orientiert; die Beziehungen zu Russland sind eher angespannt.

Lettland ist nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen zum 1. Mai 2004 mit neun weiteren Staaten in die Europäische Union aufgenommen worden. In einem Referendum am 20. September 2003 stimmte die wahlberechtigte lettische Bevölkerung diesem Vorhaben mit knapp 67 % zu. Im Zuge der NATO-Osterweiterung wurde Lettland im April 2004 Mitglied der NATO.

Siehe auch: Liste der politischen Parteien in Lettland, Kabinett Kalvitis

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Lettlands

Städte

49% der Bevölkerung Lettlands leben in den sieben größten Städten, die mit einem Gesamtterritorium von 673 km² gerade mal 1% der Fläche des Landes einnehmen. Die restliche Bevölkerung lebt auf dem Land in den Landkreisen.[10]

Nr. Stadt Einwohner Fläche (km²)
31. März 2000 1. Januar 2005 1. Januar 2005
1. Riga (lettisch: Rīga) 764.329 731.762 307
2. Daugavpils (deutsch: Dünaburg) 115.265 110.379 73
3. Liepāja (deutsch: Libau) 89.448 86.264 60
4. Jelgava (deutsch: Mitau) 63.652 66.136 60
5. Jūrmala (deutsch: Riga-Strand) 55.718 55.603 100
6. Ventspils (deutsch: Windau) 43.928 44.017 55
7. Rēzekne (deutsch: Rositten) 39.233 36.798 18
größte Städte gesamt 1.171.573 1.130.959 673
Lettland gesamt 2.377.383 2.304.434 64.589

Siehe auch: Liste der Städte in Lettland, Liste der Städte Lettlands


Wirtschaft

Bruttoinlandsprodukt

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Lettlands lag seit der Überwindung der Russlandkrise (ab 2000) stets über 6 %, 2005 waren es 10,2 %. Das war in diesem Jahr die höchste Wachstumsrate aller EU-Staaten. Für 2009 wird ein Schrumpfen der Wirtschaft um mindestens 13% erwartet, der voraussichtlich stärkste Einbruch aller EU-Staaten. Die aktuelle Finanzkrise machte sich in Lettland bereits am Jahresende 2007 bemerkbar, seitdem liegen die Quartalswerte (Vierteljahr) unter denen des Vorjahres.

Das BIP belief sich für 2008 auf gut 15 Milliarden Lats (LVL), etwa 22 Milliarden Euro [11]. Pro Kopf der Bevölkerung sind das knapp 10.000 € (zum Vergleich: Deutschland 27.200 €). Vergleicht man das BIP nach Kaufkraftstandards (also nach der Kaufkraft eines Euros) mit dem Durchschnitt der EU (EU-27:100) erreichte Lettland 2008 bereits einen Wert von knapp 53 (Deutschland: 112). Verglichen mit dem Jahr 2000 steigerte sich dieser Wert inflationsbereinigt um 43% (damals: 36,7) [12]

Investitionen

Die Summe der ausländischen Direktinvestitionen belief sich bis zur Jahresmitte 2004 auf 3,1 Milliarden Euro. Deutschland belegt mit Gesamtinvestitionen von 435 Mio. Euro (I. Quartal 2004; entspricht 15 %) den ersten Rang vor Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen und den USA. Diese Position begründet sich ganz wesentlich in der Expansion der Nord/LB auch nach Lettland (eigene Tochter). Daneben sind folgende Unternehmen große Investoren in Lettland:

  • Telekommunikation: TeliaSonera (S/SF, Anteile an Lattelekom und LMT (Mobilfunk)), Tele2 (S)
  • Energie: Ruhrgas/eon und Gazprom (D und RU/Anteile an Latvijas Gaze), Den Norske Stats (N/Erdöl (Statoil)), Shell (UK-NL/Erdöl), Transneftegaz (RU/Erdöl), Nefte (SF/Erdöl)
  • Bankwesen: SEB (S/Anteile an Unibanka), Hansabanka (EE-SF), Vereins- und Westbank (D)
  • Immobilien und Einzelhandel: LinstowWarner (N/Immobilien), Preatoni Group (I/u. a. Domina Hotels), Polarbek (USA/Radisson Hotel), Stockmann (SF), Kesko (SF)
  • diverse: Rinzai (HKG-SGP/ Acot Industries (Modellbau aus Metall)), SAS (S/DK; Anteile an airbaltic)

Währung und Preise

Die nationale Währung Lettlands ist der Lats (int. Kürzel LVL), der ab März 1993 eingeführt wurde und den Lettischen Rubel ablöste, der als Übergangswährung ein Jahr lang im Umlauf gewesen war. Ein Lats sind 100 Santims. Die Münzen gibt es in 1,2,5,10,20 und 50 Santims und 1 und 2 Lati.

Die Preisentwicklung in Lettland ist seit der wirtschaftlichen Depression (Russlandkrise 1998/99) moderat, schritt aber mit Inflationsraten zwischen 2,5 und 3 % stets schneller voran als in den Nachbarstaaten Estland und Litauen. Mit dem EU-Beitritt und durch das starke Wirtschaftswachstum hat sie sich deutlich erhöht und lag für 2004 bei 6,2 %, für 2007 sogar über 15 %.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2005 wurde der Lats fest an den Euro zu einem Wechselkurs von 1 EUR = 0,702804 LVL gekoppelt. Die lettische Zentralbank hält den Lats-Wechselkurs in einer Bandbreite von +/- 1 % gegenüber dem Euro bis zur Euroeinführung (geplant war 2008/2009). Jedoch gibt es für die Euroeinführung wegen der hohen Inflation noch keinen festen Termin.

Im Rahmen der internationalen Finanzkrise ab 2007 gab es in Lettland im Oktober 2008 Verhaftungen von lettischen Staatsbürgern mit dem Vorwurf durch Meinung oder Wirtschaftsprognosen die Landeswährung zu schwächen.

Staatshaushalt

Das Staatsbudget lag 2004 bei 3,9 Mrd. Euro, das Defizit bei 162 Mio. Euro, das sind 1,5 % des BIP. Den wechselnden Regierungen ist es somit gelungen (unterstützt vom starken Wirtschaftswachstum) die Neuverschuldung, die 1999 auf dem Höhepunkt der Russlandkrise noch bei 8,3 % des BIP gelegen hatte, kontinuierlich zu verringern. Das Land besitzt mit einem Standard & Poor's Rating von BBB+ für langfristige Verbindlichkeiten und A-2 für kurzfristige Verbindlichkeiten eine gute Kreditwürdigkeit. [13]

Ausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Außenhandel

Die Exporte beliefen sich 2004 auf gut 3,15 Mrd. Euro, die Importe auf gut 5,7 Mrd. Euro. Das Defizit in der Handelsbilanz beträgt damit beachtliche 2,55 Mrd. Euro, das sind gut 80 % des Exportwertes oder bald ein Viertel des BIP. Durch positive Bilanzen bei Dienstleistungen sowie bei Direktinvestitionen und sonstigen Transferleistungen reduziert sich dieses Defizit in der Zahlungsbilanz zwar, bleibt aber bei knapp 1,35 Mrd. Euro weiterhin hoch bzw. hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt. Insgesamt hat sich der Außenhandel in gut vier Jahren verdoppelt. 2004 hat sich insbesondere der Warenaustausch mit den unmittelbaren Nachbarstaaten (Estland, Litauen, Russland, Belarus), so wie mit Polen intensiviert. Hauptexportländer sind (2004) Großbritannien (13 %), Deutschland (12 %) und Schweden (10 %), Hauptexportprodukte Holz und Holzprodukte (über 30 % der Exporte), Metalle und Metallprodukte (14 %) sowie Textilien (11 %). Hauptimportländer sind Deutschland (14,5 %), Litauen (12,5 %) und Russland (9 %), Hauptimportgüter Maschinen und Elektrogeräte (20 %), Mineralprodukte (v. a. Erdöl, 13 %) und Fahrzeuge (11 %).

Produktion

Das verarbeitende Gewerbe trägt ein Viertel zum BIP Lettlands bei. Wichtige Industriezweige sind:

  • Maschinen- und Fahrzeugbau: Waggons, Omnibusse, Waschmaschinen
  • Nahrungsmittelindustrie
  • Metalle und Metallprodukte
  • Textilindustrie
  • Holzverarbeitung und Papier
  • Dünger

Siehe auch: Liste der größten Unternehmen in Lettland, Tourismus in Lettland, Liste der Banken in Lettland

Energie

Lettland erzeugt Elektrizität zu gut zwei Dritteln aus Wasserkraft, die aus drei Wasserkraftwerken an der Daugava stammt. Die restliche selbst erzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei Riga (TEC-1 und TEC-2), die ein Gemisch aus Schweröl, Erdgas und Torf verbrennen. Torf ist (neben Holz) der einzige primäre Brennstoff, den Lettland selbst produziert, und trägt ein gutes Fünftel zur Energie aus fossilen Brennstoffen bei. Erdöl, Erdgas und Kohle müssen vollständig (meist aus Russland) importiert werden. 40 % des Energiebedarfs wird durch importierten Strom aus Estland (Strom aus Ölschieferkraftwerken bei Narva) und Litauen (Atomstrom aus Kernkraftwerk Ignalina) gedeckt. Die deutsche Firma Preußen Elektra hat zwar bereits 1995 einen Pilot-Windpark an der Grenze zu Estland bei Ainaži errichtet, dem ein größeres Projekt bei Liepāja (deutsch: Libau) gefolgt ist, doch ist die Einspeisung von Windenergie noch vernachlässigbar gering.

Neben dem eigenen Energieverbrauch ist Lettland auch ein bedeutendes Transitland für Energie. Von Polazk in Weißrussland verlaufen zwei Erdöl-Pipelines nach Ventspils an der Ostsee sowie eine über lettisches Territorium nach Mažeikiai in Litauen. Betreiber ist das lettisch-russische Joint-Venture LatRosTrans. Die Endstation der Pipeline, Ventspils, ist (noch) der größte Verladehafen für Erdöl und Erdölprodukte in der Ostsee. Allerdings hat Russlands staatliches Öltransportunternehmen Transneft, das auch an LatRosTrans beteiligt ist (siehe Direktinvestitionen), aus wirtschaftspolitischen Gründen seit 2003 die Pipeline trocken gelegt (Transneft erklärt jedoch, dass die Pipeline Lecks enthält), um eigene Ölhäfen in Russland (Primorsk bei St. Petersburg, Kaliningrad) zu bevorzugen. Der Ersatztransport über die Schiene konnte diesen Verlust naturgemäß nicht auffangen.

Infrastruktur

Schienenverkehr

Die staatliche Eisenbahngesellschaft Latvijas Dzelzceļš (LDZ) ist bislang das alleinige Schienenverkehrsunternehmen. Es operiert nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen und konzentriert sich auf den Transport von Gütern (aus Russland) zu den lettischen Häfen Ventspils und Liepāja. Der Personenverkehr auf der Schiene verliert dabei seit Jahren an Bedeutung. Latvijas Dzelzceļš betreibt ein sternförmig auf Riga ausgerichtetes Streckennetz in 1.524 mm Spurweite. Im Personenverkehr wird der S-Bahn-ähnliche Vorortzugverkehr im Großraum Riga und die Verbindungen über Daugavpils nach Russland, Weißrussland und Litauen bedient. Auch die westlettische Hafenstadt Liepāja ist seit 2007 wieder mit einem Personenzugpaar pro Tag an die Hauptstadt Riga angeschlossen.

Für Fahrten von Deutschland nach Lettland auf dem Landweg bietet sich in Ermangelung einer fahrplanmäßig abgestimmten Verbindung die kombinierte Nutzung der Bahn mit dem Schlafwagenzug von Berlin nach Warschau an. Dort besteht Anschluss an die Tagzugverbindung nach Vilnius mit Umstieg in Šeštokai. Von Vilnius fahren Fernbusse von Eurolines nach Riga. (Gesamtfahrzeit Berlin - Riga 24h).

Busverkehr

Das Busverkehrsnetz ist deutlich engmaschiger ausgebaut als das lettische Schienennetz. Es wird bedient von einer Vielzahl nationaler Buslinien sowie zahlreichen Fernbuslinien in die Nachbarländer und viele Länder der EU. Die wichtigsten internationalen Buslinienbetreiber sind Eurolines und Ecolines.

Flugverkehr

Wichtigste Fluggesellschaft ist AirBaltic, die vor allem Ziele in Nord-, Mittel- und Westeuropa sowie in Russland und den ehemaligen GUS-Staaten anfliegt.

Sie hat ihren Sitz am Flughafen Riga, dem größten der drei Flughäfen des Landes.

Straße

Das Straßennetz ist dreistufig gegliedert:

  1. Die Hauptverkehrsadern werden durch 15 Staatliche Hauptstraßen ( A 1 bis A 15 ) gebildet, welche - wie das Eisenbahnnetz - sternförmig auf Riga ausgerichtet sind.
  2. Zwischen den und innerhalb der Verwaltungsbezirke Lettlands verlaufen 133 "Staatsstraßen 1. Ordnung" ( P 1 bis P 133 ) und
  3. sonstige Verbindungsstraßen als "Staatsstraßen 2. Ordnung", von denen es 1489 gibt ( V 1 bis V 1489).

Zusätzlich gibt es private Straßen sowie Feld- und Waldwege und Straßen innerhalb von Städten. Für die Unterhaltung der öffentlichen Straßen ist die staatliche Aktiengesellschaft Lettlands Staatsstraßen zuständig.

Die Staatlichen Hauptstraßen sind autobahnartig ausgebaut. Sie sind etwa mit Deutschlands Bundesstraßen vergleichbar. Ein großer Teil des Personenverkehrs wird mit dem Omnibus, auf einem dichten und gut frequentierten Netz abgewickelt. Der Individualverkehr nimmt an Bedeutung stetig zu.

Lettland hat eine der geringsten Straßenverkehrsdichten in Europa. Der Anteil von staatlichen Straßen beträgt 312 m/km². Der Anteil von allen Straßen beträgt 1.081 m/km²[14]. Lettland hält aber den Spitzenplatz bei den Verkehrstoten.

siehe auch: Lettlands Staatsstraßen

Schiffsverkehr

Wichtigste Seehäfen sind Riga, Liepāja und Ventspils. Von hier aus wird unter anderem russisches Erdöl verschifft. Daneben bestehen Fährverbindungen nach Schweden, Dänemark und Deutschland.

Kultur und Gesellschaft

Lettland wird kulturell vor allem nordeuropäisch beeinflusst. Die Altstädte weisen die typischen im Raum der Hanse verbreiteten Elemente auf. Auch die aktuelle lettische Kultur besitzt vielfältige Beziehungen zu Schweden und Finnland, vor allem aber zum norddeutschen Kulturraum.

Lettland ist besonders bekannt für seine Folklore und Volksmusik-Kultur, in der vorchristliche Vorstellungen der altlettischen Religion eine zentrale Rolle spielen. Von den typischen Dainas – meist vierzeiligen, nicht gereimten Lieder zu allen nur erdenklichen Themen von der Mythologie bis zu den Niederungen des Alltags – sind inzwischen über eine Million gesammelt worden, was im Verhältnis zur Bevölkerungszahl Weltspitze sein dürfte. Die Niederschrift dieser bis dahin mündlichen Überlieferung wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Krišjānis Barons begonnen; sein eigens dafür gefertigter Daina-Schrank gilt heute als eine Art Nationalheiligtum. Viele alte, jedoch bis heute lebendige Bräuche und Dainas ranken sich um das Mittsommerfest Jāņi am 23. und 24. Juni, was in Lettland staatliche Feiertage sind.

In Rīga (während der Sowjetzeit an verschiedenen Orten im Ausland) findet alle fünf Jahre ein großes Sängerfest statt, an dem mehrere tausend lettische, exil-lettische und internationale Chöre teilnehmen.

Wie bei den meisten kleineren Völkern findet sich auch bei den Letten ein sehr ausgeprägtes Nationalgefühl.

Ähnlich wie in Estland war die Stadtkultur und der Großgrundbesitz bis zur Umsiedlung der deutschen Minderheit 1940 nach Deutschland und den annektierten polnischen Gebiete deutschsprachig – und damit für Jahrhunderte auch die Intelligenz des Landes. Die vormals kulturell bedeutende jüdisch-jiddische Minderheit spielt heute im öffentlichen Leben ebenfalls keine Rolle mehr.

Medien

In Lettland erscheinen 5 national verbreitete Tageszeitungen; der Anteil der Tageszeitungsleser beträgt 135 Leser pro 1000 Einwohner.[15] 55% der Bevölkerung verfügte 2008 über einen Internetanschluss; die Breitbandverbreitungsquote lag bei 6,4%.[16]

Sport

Als lettischer Nationalsport gilt Eishockey. Als ein erstes nationales sportliches Großereignis fand die Eishockey-Weltmeisterschaft 2006 in Riga statt. Neben Eishockey ist Basketball beliebt, während Fußball, insbesondere das Nationalteam, erst seit der erstmaligen EM-Qualifikation 2004 eine größere Beachtung findet.

Literatur

Hauptartikel: Lettische Literatur

siehe: Liste lettischer Schriftsteller

Weihnachten

In Riga in Lettland stand nach Ansicht einiger Forscher und Legenden im Jahre 1510 der erste Weihnachtsbaum der Welt[17][18]. Andere legen diese Erfindung jedoch ins elsässische Straßburg.

Siehe auch

  • Portal:Lettland

Literatur

  • C. Grewingk: Geologie von Liv- und Kurland. Dorpat 1859 (Digitalisat)
  • Klemens Ludwig: Lettland. (= Beck'sche Reihe; Länder; 882). Beck, München 2000, ISBN 3-406-44782-1
  • Baltische Bibliographie. Schrifttum über Estland, Lettland, Litauen. Herder-Institut, Marburg 1994–, ISSN 1436-4786

Einzelnachweise

  1. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: Population (at the beginning of period)
  2. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  3. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: Geographical Position of the Republic Latvia
  4. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: Nationalparks und Naturschutzgebiete zum Jahresende
  5. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: Major Rivers
  6. Facts and statistics on residents
  7. Latvijas iedzīvotāju sadalījums pēc nacionālā sastāva un valstiskās piederības (lettisch)
  8. Ethnic minorities in Latvia
  9. Joshua Project: Ethnic people groups of Latvia (christliche Angaben)
  10. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: Resident Population by Region, City and District at the Beginning of the Year
  11. Lettisches Statistikamt; Prognose für 2008
  12. Statistisches Bundesamt Deutschland - Europäischer Datenservice
  13. S&P bestätigt Lettlands Ratings mit negativem Ausblick, FinanzNachrichten.de 21.01.2008
  14. Roads in Latvia
  15. http://dev.prenhall.com/divisions/hss/worldreference/LV/media.html
  16. http://www.itu.int/ITU-D/icteye/DisplayCountry.aspx?countryId=140
  17. europa-digital, 16.12.2005
  18. Siehe Patricia Tourist Office Riga

Weblinks

56.86888888888924.8411111111117Koordinaten: 57° N, 25° O


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