Liber sancti Jacobi

Liber sancti Jacobi
Codex Calixtinus, Folio 4r, Apostel Jakobus (um 1130/40)

Das Jakobsbuch (lat. Liber Sancti Jacobi, häufiger genannt Codex Calixtinus oder Codex Calixtus) ist eine Sammlung von Handschriften aus dem 12. Jahrhundert. Zugeschrieben wurde sie fälschlicherweise Papst Calixt II., wobei sie jedoch vermutlich von dem französischen Gelehrten Aimeric Picaud zusammengestellt wurde. Sie entstand als Anregung zum Besuch des Reliquienschreins des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Das Buch besteht aus fünf Teilen, die alle in einer mehr oder weniger deutlichen Verbindung zum heiligen Jakobus und der Wallfahrt zu seinem Heiligtum stehen:

  • Der erste Teil enthält Texte und Gesänge für Messe und Stundengebet zu Festtagen des Jakobus. Eine Besonderheit ist unter anderem eine große Zahl an Tropen zur Messe.
  • Ein zweiter Teil enthält 22 Erzählungen von Wundern, die Jakobus zugeschrieben werden. Viele davon handeln von Pilgern, die auf ihrer Reise in Not geraten.
  • Im dritten Teil wird von der Überführung des Leichnams des Jakobus nach Spanien erzählt.
  • Der vierte Teil ist eine Erzählung über die Schlachten Karls des Großen in Spanien. Als Autor ist in der Handschrift der Bischof Turpin von Reims (748–795) genannt. Diese Zuschreibung ist jedoch falsch, deswegen wird in Bezug auf diesen Text von „Pseudo-Turpin“ gesprochen.
  • Der fünfte Teil ist ein Pilgerführer, der verschiedene Routen nach Santiago de Compostela beschreibt, Kirchen aufzählt, die der Pilger besuchen sollte, und vor Gefahren auf dem Weg warnt.
  • Ein Anhang enthält eine ganze Reihe von zweistimmigen Kompositionen. Überwiegend handelt es sich dabei um Stücke, die schon im ersten Teil in einer einstimmigen Fassung zu finden waren.

Bedeutung

Von besonderem Interesse für die Geschichtswissenschaften sind der Pilgerführer sowie die Wundererzählungen, da diese einen Einblick in die Bedingungen mittelalterlicher Pilgerreisen erlauben. Für die Musikwissenschaft sind wiederum die mehrstimmigen Kompositionen von Bedeutung, da es sich um eine der ersten Quellen handelt, in dem mehrstimmige Stücke nicht in einem musiktheoretischen Lehrwerk, sondern in einem allem Anschein nach für die Praxis gedachten Buch vorkommen.

Siehe auch: Jakobsweg

Weblinks

Literatur

  • Klaus Herbers, Der Jakobsweg: Mit einem mittelalterlichen Pilgerführer unterwegs nach Santiago de Compostela, Tübingen, 1986, ISBN 3-87808-312-2.

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