- Liber pontificalis
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Der Liber Pontificalis (lateinisch: Päpstliches Buch) ist eine chronologisch geordnete Sammlung von päpstlichen Biographien.
Inhaltsverzeichnis
Überblick
Die erste Ausgabe der Liber Pontificalis entstand um 530, indem ein Unbekannter den „Liberianischen Katalog“, ein bis Liberius (352-366) reichendes Papstverzeichnis, beträchtlich vermehrte und bis auf Felix III. (526-30) weiterführte. Die Arbeit ist uns auszugsweise in dem Felicianischen und Kononischen Katalog erhalten. In letzterem ist die Papstgeschichte zugleich bis Konon († 687) fortgesetzt.
Der Liber Pontificalis wurde seit dem 5./ 6. Jh. in einem Skriptorium im Lateran geführt. Sein erster Teil, verfasst von Anastasius Bibliothecarius, dem früheren Gegenpapst Anastasius III. (855), wurde im 9. Jahrhundert abgeschlossen und ist nahezu vollständig erhalten. Eine Neuredaktion des Buches begann im 12. Jahrhundert durch den Kardinal Boso. Darauf folgten unvollständige Fortsetzungen in den Annales Romani, sowie durch Martinus Polonus und Bernardus Guidonis. Der Liber Pontificalis als Tatenbericht der Päpste wurde zum Vorbild anderer gestae.
Den Vitenschreibern lagen wohl Listen aus dem vestiarium des Laterans vor, aus denen diese Stiftungen der jeweiligen Päpste entnahmen, da der prior vestiarii für die Bauten im patrimonium zuständig war.
Der Liber Pontificalis steht in der gleichen hagiographischen Tradition wie die Gesta Martyrum und gibt Auskunft über die Selbstsicht des Christentums und die Heiligenverehrung in der Spätantike. Ab dem Beginn des 8. Jahrhunderts nahmen die Viten im Liber Pontificalis immer individuellere Züge an; außerdem begann bereits zum Ende des 7. Jahrhunderts seine Rezeptionsgeschichte: Das erste bekannte Zitat bietet Beda Venerabilis, der aus der Vita Gregors II. berichtete. Das bedeutet, dass die Viten der jeweiligen Päpste sukzessive geschrieben wurden, und ständig auf dem neuesten Stand auch herausgegeben wurden. Der Liber Pontificalis war als „offiziöses“ Buch auch von den Päpsten verschickt worden, so von Leo III. zwischen 800 und 814 an Karl den Großen.
Die maßgebliche Ausgabe von Louis Duchesne (2 Bände 1886/92, in 3 Bänden neu herausgegeben von C. Vogel 1955/57) umfasst die späteren Redaktionen, Zusätze und Fortsetzungen des Martinus Polonus bis Martin V. († 1431).
Literatur
Ausgaben und Übersetzungen
- Monumenta Germaniae Historica, Gesta pontificum Romanorum 1: Liber Pontificalis. Teil 1: Herausgegeben von Theodor Mommsen. Hannover 1898 (Digitalisat).
- Raymond Davis: The Book of Pontiffs (Liber Pontificalis). The ancient biographies of the first ninety Roman bishops to AD 715. 2. Aufl., Liverpool 2000 (Translated Texts for Historians 6).
- Ders.: The Lives of Eighth-Century Popes (Liber Pontificalis). Liverpool 1992 (Translated Texts for Historians 13).
- Ders.: The Lives of Ninth-Century Popes (Liber Pontificalis). Liverpool 1995 (Translated Texts for Historians 20).
- Louis Duchesne: Le Liber pontificalis. Texte, introduction et commentaire. Bd. 1–2, Paris 1886–92 (ND Paris 1955). [Bd. 3 (Additions et Corrections), Paris 1957.]
Sekundärliteratur
- Herman Geertman (Hrsg.): Colloquio Internazionale Il Liber Pontificalis e la Storia Materiale: Atti del Colloquio Internazionale Il Liber Pontificalis e la Storia Materiale (Roma, 21–22 febbraio 2002). A cura di Herman Geertman. Van Gorcum, Assen 2003.
Weblinks
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