Lichtschachtsucher

Lichtschachtsucher
Der Lichtschachtsucher einer zweiäugigen 6x6-Spiegelreflexkamera, rechts mit ausgeklappter Lupe zur Beurteilung der Scharfeinstellung

Ein Lichtschachtsucher ist eine technische Einrichtung bei Fotoapparaten – meist Mittel- oder Großformatkameras.

Bei Spiegelreflexkameras wird das Bild auf eine Einstellscheibe (Mattscheibe) projiziert, um dem Fotografen eine Beurteilung und Fokussierung des Motivs zu ermöglichen. Die Einstellscheibe befindet sich gegenüber der optischen Achse des Objektivs um 90 Grad verschwenkt auf der Oberseite der Kamera.

Bei einem Lichtschachtsucher besteht die Möglichkeit, direkt von oben auf die Einstellscheibe zu blicken. Der Lichtschacht dunkelt zudem das helle Umgebungslicht ab und hilft somit, das Bild besser zu erkennen. Die am weitesten verbreitete Form des Lichtschachts ist eine faltbare Konstruktion, die aufgerichtet vier Seitenwände bildet. Oft lässt sich eine Lupe zur Vergrößerung des Bildes auf der Einstellscheibe aus einer der Seitenwände herausklappen oder ein Sucher (mit oder ohne Belichtungsmessung) mit einem Pentaprisma (Dachkantenprisma) und Einblick von hinten auf den Lichtschacht aufsetzen.

Bei Mittelformatkameras lässt sich die Vorderfront des Lichtschachtsuchers häufig zurückklappen; die waagrechte Durchsicht bezeichnet man traditionell als Sportsucher (was den realen Hintergrund hat, dass das seitenverkehrte Bild und die Haltung des Lichtschachtsuchers sich für schnell bewegte Motive kaum eignet).

Das Bild erscheint im Lichtschachtsucher aufrecht, aber seitenverkehrt.

Diese Sucherart wird bei manchen professionellen Kleinbildkameras und bei vielem Mittelformatkameras angeboten. Aus fotografischer Sicht bietet der Lichtschachtsucher einige Vorteile:

  • Durch den Einblick von oben in die Kamera können die Aufnahmen leichter aus einer niederen Aufnahmeposition vorgenommen werden (z. B. für die Porträtfotografie).
  • Viele Menschen fühlen sich durch das Fotografieren weniger belästigt, wenn der Fotograf mit dem Kopf nach unten in den Lichtschacht blickt, anstatt direkt mit der Kamera auf das Modell zu „zielen“.
Faltlichtschachtsucher geschlossen...
...und aufgeklappt
Funktion als Sportsucher
  • Bei längerer Beobachtungsdauer, beispielsweise in der Naturfotografie, ist die Nutzung eines Lichtschachtsuchers für die Augen wesentlich entspannender.
  • Aufnahmen in Bodennähe Froschperspektive oder über Kopf (über ein Hindernis hinweg) sind naturgemäß mit einem LS einfacher zu gestalten, allerdings hat ein Winkelsucher am Prismensucher etwa den gleichen Effekt.
  • Lichtschachtsucher zeigen das Bild seitenverkehrt, was gewöhnungsbedürftig ist, nach Meinung vieler Profis allerdings aus hirnphysiologischen und wahrnehmungspsychologischen Gründen eine bessere Beurteilung (und somit auch Komposition) des Motivs erlaubt: Das linke Auge ist nämlich mit der rechten Gehirnhälfte „verbunden“ (und umgekehrt), so dass eine seitenverkehrte (oder auf den Kopf gestellte) Betrachtung eine präzisere Einschätzung von Bildaufteilung und -proportionen ermöglicht.

Nachteile:

  • Hochformataufnahmen sind freihändig beinahe unmöglich, da die spiegelverkehrten Bewegungsabläufe kaum zu beherrschen sind, daher ist der Lichtschachtsucher vor allem bei Mittelformatkameras 6 x 6 verbreitet, bei denen es ein Hochformat nicht gibt.
  • Der avantgardistische russische Fotograf und Künstler Alexander Michailowitsch Rodtschenko (1891–1956) polemisierte bereits in den 1920er Jahren gegen die „Bauchnabelperspektive“, die der Lichtschachtsucher beinahe regelmäßig erzwingt und tat in der Gestaltung seiner Aufnahmen alles, um ebendiese zu konterkarieren.

Im Gegensatz zum klassischen Lichtschachtsucher findet man jedoch bei den meisten Kleinbild-Spiegelreflexkameras statt eines Lichtschachts einen Sucher, der den Blick auf die Einstellscheibe über ein fest eingebautes Pentaprisma oder ein entsprechendes Spiegelsystem ermöglicht. Damit ist aber nur ein Einblick von der Rückseite der Kamera in den Sucher möglich. Um einen Einblick von oben in diese Sucher zu gestatten (bzw. um die Kamera sinnvoll z. B. an einem Reprostativ nutzen zu können), sind Winkelsucher erhältlich.

Hochwertige KB-Systemkameras bieten auswechselbare Sucher, so dass auch hier Lichtschachtsucher zum Einsatz kommen können.



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lichtschachtsucher — Ein zusammenklappbarer Sucheraufsatz bei Spiegelreflexkameras, bei dem das Sucherbild direkt auf der Mattscheibe beobachtet wird. Der Lichtschachtsucher zeigt ein seitenverkehrtes Bild des Objektes …   Das Lexikon aus „Bernie's Foto-Programm"

  • Faltlichtschacht — Der Lichtschachtsucher einer zweiäugigen 6x6 Spiegelreflexkamera, rechts mit eingeklappter Lupe zur Beurteilung der Scharfeinstellung Ein Lichtschachtsucher ist eine technische Einrichtung bei Fotoapparaten – meist Mittel oder Großformatkameras.… …   Deutsch Wikipedia

  • Sucherlupe — Der Lichtschachtsucher einer zweiäugigen 6x6 Spiegelreflexkamera, rechts mit eingeklappter Lupe zur Beurteilung der Scharfeinstellung Ein Lichtschachtsucher ist eine technische Einrichtung bei Fotoapparaten – meist Mittel oder Großformatkameras.… …   Deutsch Wikipedia

  • Canon F-1 — Canon F1 Baujahr 1979 Canon F 1 bezeichnete die professionelle Kleinbild Spiegelreflexkamera von Canon in den 1970er und 1980er Jahren. Sie hatte keinen Vorgänger, dem ersten Modell folgte die vollkommene Neukonstruktion New F 1 und sie wurde von …   Deutsch Wikipedia

  • Nikon F3 — Typ: Professionelle Kleinbild Spiegelreflexkamera Produktionszeitraum …   Deutsch Wikipedia

  • Mittelformatsystemkamera — Die zweiäugige Rolleiflex Bei Mittelformatkameras handelt es sich um fotografische Kameras mit einen Bildformat im Bereich von ungefähr vier bis zehn Zentimeter Kantenlänge. Inhaltsverzeichnis 1 Filme und Formate 1.1 Typ 120 …   Deutsch Wikipedia

  • Kleinbild-Kamera — Der klassische 35 mm Kleinbildfilm (Typ 135) mit dem Bildformat 24 x 36 mm Kleinbildfilm in Filmpatrone Als Kleinbildkameras werden meistens 35 mm Film Kameras mit einem Bil …   Deutsch Wikipedia

  • Kleinbildkamera — Der klassische 35 mm Kleinbildfilm (Typ 135) mit dem Bildformat 24 x 36 mm …   Deutsch Wikipedia

  • Mittelformatkamera — Zweiäugige Mittelformatkamera Bei Mittelformatkameras handelt es sich um fotografische Kameras mit einem Bildformat im Bereich von ungefähr vier bis zehn Zentimeter Kantenlänge. Die Brennweiten der Normalobjektive sind daher etwa doppelt so groß… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikon F5 — Typ: Professionelle Kleinbild Spiegelreflexkamera mit Autofokus integriertem Motor und elektronisch gesteuertem Schlitzverschluss …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”