- Liebe Gottes
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Die Gottesliebe bezeichnet die Liebe, die ein Gott gegenüber seinen Menschen und die gläubige Menschen gegenüber ihrem Gott empfinden.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Einführung
Die Gottesliebe ist eine charakterliche Eigenschaft von höchstem Stellenwert für den glaubenden Menschen, weil diese Liebesart einen eigenen immerwährenden Charakter hat. Die Gottesliebe fußt auf dem Glauben und der Hoffnung, von einer unendlichen und umfassenden Gegenliebe beantwortet zu werden. Die Gottesliebe des glaubenden Menschen geht von der Annahme aus, dass es einen höchsten Schöpfer gibt. Diese glaubende Annahme existiert vor allem in den drei monotheistischen Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum. Alle anderen (bekannten) Religionen fußen auf ihre eigenen Weisheitslehren, ohne an einen Gott als Schöpfer und Person zu glauben. Gottesliebe kann auch von jemanden empfunden werden, ohne einer Religion unmittelbar anzugehören (vgl. Natürliche Theologie).
Christentum
Liebe ist ein Aspekt des Gottesbildes.
Nach der christlichen Botschaft ist Gott der Welt mit einer Liebe zugewandt, die an nichts Geschöpflichem ihr Maß oder ihre Grenze findet: Die Welt ist aufgenommen in die ewige und bedingungslose Liebe Gottes zu Gott, des Vaters zum Sohn, die der Heilige Geist ist. Der Sohn Gottes wurde in Jesus von Nazareth Mensch, um den Menschen diese Liebe, die nicht an der Welt ablesbar ist, weil sie ihr Maß nicht an der Welt findet, im Wort Gottes zu verkünden. An Jesus als den Sohn Gottes zu glauben bedeutet, sich und die ganze Welt auf sein Wort hin von Gott um seinetwillen und nach seinem Maß, also ewig und bedingungslos geliebt zu wissen. Der Glaube als die Gewissheit unüberbietbaren Geborgenseins in der Gemeinschaft mit Gott entmachtet die Angst des Menschen um sich, die der tiefste Grund für alles Böse und für alle Unmenschlichkeit ist. Gottesliebe ist ein Geschehen im Heiligen Geist: Der Mensch antwortet Gott mit der Liebe, mit der er ihn liebt.
Die Gottesliebe wird als die Liebe zu einem höchsten Wesen, welches als Schöpfer aller Dinge geachtet wird, angesehen. Im christlichen Glauben wird dieses höchste Wesen als himmlischer Vater verehrt, welcher den Menschen "nach seinem Ebenbild", "als Mann und Frau", - zuerst geistig, dann fleischlich - erschaffen hat (Genesis; die Evolutionstheorie ist dabei i.a. kein Ausschlusskriterium, weil diese sich nur auf die fleischliche irdische Entstehung bezieht). Für Gott-Gläubige werden alle Menschen im Innern ihres Leibes von ihrem eigenen persönlichen Geist bewohnt, welcher bei allen Menschen von Gott schon vor der irdischen Geburt (nämlich bei der Verschmelzung von Ei und Samenzelle) erschaffen wurde. Aus christlicher Sicht sind jedoch nur die Menschen 'Kinder' Gottes, die an Jesus und seinen stellvertretenden Tod glauben und ihn für sich persönlich 'beanspruchen', d.h. sich 'bekehren'. Für Gott-Gläubige trennt sich beim irdischen Tod der individuelle Geist des Menschen wieder von seinem irdischen Leib. Dieses Bewusstsein beeinflusst – im Glauben – das irdische Leben des Christen mit Zuwendung zu Gott.
Die Gottesliebe als die Liebe des Gläubigen zu Gott wird auch als Antwort auf die Liebe Gottes aufgefasst. Hier wird die Vorstellung einer Familienbeziehung zu Gott anvisiert: Gott liebt die Menschen und die gläubig gewordenen wahren "Kinder Gottes" - die sich Gott wieder zugewandt haben - erwidern seine Liebe. Der Glaube an einen höchsten Gott nährt die Hoffnung auf ein Liebesverhältnis, das alle anderen Liebesverhältnisse noch weitreichender und bedeutender macht; wie z.B. die Ehe, u.a., die gemeinsam mit Gott bestehen kann.
Die Liebe wird in der Bibel als wichtigste Tugend genannt, - noch mehr hervorgehoben als Glaube und Hoffnung (1.Korinther 13,13). Die Liebe - besonders zu Gott, der selbst als vollkommen angesehen wird - ist nicht teilbar, und auch nicht begrenzt. Die Liebe zu Gott kann und soll wachsen. Es heißt: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt." (Matthäusevangelium 22,37; im Neuen Testament) Weiter heißt es "Darum sollt ihr vollkommen sein wie euer Vater in Himmel vollkommen ist" (Matthäus 5,48).
Die Gottesliebe kann durch Lernen der erhofften 'Eigenschaften' Gottes angeeignet werden. Die wahre Gottesliebe ist von vornherein dazu bestimmt, während des ganzen Lebens wachsen zu können. Mit der wahren Gottesliebe gehen auch andere positive Eigenschaften bzw. Tugenden einher, wie z.B. die Nächstenliebe. Wächst die Gottesliebe, so wächst auch die Nächstenliebe, andernfalls bleibt die Liebe zu Gott begrenzt und brüchig. Die Liebe zu Gott erfordert vor allem geistige Zuwendung zu Gott und kann ohne Gebet zu dem wahren Gott nicht vollkommen werden, da Gott als wirkliche vollkommene Vater-Person angesehen wird. Die Liebe zu Gott benötigt Zeit, die der Schöpfer dem Menschen im irdischen Leben zugesteht. Die Gottesliebe setzt i.a. Glaube - und sei es ganz wenig - voraus. Wächst die Liebe zu Gott, so wächst auch der Glaube, und umgekehrt, weil Gott selbst in Liebe und Glauben vollkommen ist.
Im Alten wie im Neuen Testament tritt Gott als Gott der Liebe in Erscheinung. Die Liebe ist ein zentraler Aspekt der Lehre.
Hasava - Liebe im Alten Testament
Das Alte Testament beschreibt Gott direkt in Verbindung mit dem Wort ahava (hebräisch: Liebe) oder indirekt im Zusammenhang mit Liebe.
Die Verwendung von hasava erfolgt bei der Darstellung Gottes als
- liebender Hirte (Psalm 23)
- als Liebender (Hld)
- als liebender Ehemann (Hos)
- als liebender Vater (Jeremia 31,20)
- als liebende Mutter (Jesaja 49,15).
Es finden sich in den alten Schriften Hinweise auf die Selbsthingabe aus Liebe, welche als Agape im Neuen Testament die Begrifflichkeit des ahava erweitert.
Agape - Liebe im Neuen Testament
Im Neuen Testament erweitert der Begriff der agape die ursprüngliche Verwendung von hasava. Die Liebe wandelt zur Selbsthingabe aus Liebe. Agape erweitert den Kreis derer, welche die Liebe einschließt und steht für Liebe auch denen gegenüber, welche ihrer nicht würdig sind und selbst den Feind nicht ausnimmt. Die Bergpredigt setzt agape explizit gleich mit Feindesliebe (Mt 5,43-47). Agape gründet somit nicht mehr auf gegenseitiger Ausstrahlung, gegenseitigem Gefallen oder Freundschaft, sondern aus der willentlichen Entscheidung, jeden anderen 'unterschiedslos' zu lieben.
Die meisten Fundstellen des Wortes agape finden sich im Evangelium des Apostels Johannes, welcher als "Apostel der Liebe" bezeichnet wird. Für ihn gilt, Gott sei Liebe (1. Joh 4,8), denn Gott sandte den Menschen seinen eigenen Sohn als Ausdruck seiner Liebe (1. Joh 4,9). Gott hat also seinen Sohn hingegeben und durch den Tod am Kreuz seine Agape demonstriert. (Röm 5,8; Joh 3,16; Gal 2,20)
Von einem "Gott der Liebe" spricht auch Paulus und unterstreicht damit die Wertigkeit (2. Korintherbrief 13,11). Die Liebe gilt als "erste Frucht des Geistes". Jesus selbst spricht nicht oft von der Liebe, doch weisen die Gleichnisse und sein Leben als Vorbild darauf hin.
Alternative Definition
In vielen Religionen ist Liebe ein Aspekt des Gottesbildes. Im biblischen Sinne ist die Gottesliebe als die Liebe Gottes zu den Menschen zu verstehen.
Johannesevangelium 3,16: "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzig gezeugten Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben erlangt."
Gott liebt die Menschen. Doch nicht jeder Mensch liebt Gott, sondern nur diejenigen Menschen, die SEINEN willen tun. Denn im 1. Johannesbrief 5,3 steht "denn darin besteht die liebe zu Gott das wir seine GEBOTE halten und seine Gebote sind nicht schwer".
In 1. Joh 4,8 heißt es: "... denn Gott ist Liebe." Liebe ist hier nicht als bloße Charaktereigenschaft Gottes zu verstehen, sondern als eine sein Wesen offenbarende Aussage. Gott "hat" nicht Liebe, sondern "ist" Liebe.
Menschen, die diese hier beschriebene Liebe haben - agape - (die altruistische Liebe) 'haben' also das größte Gut.
Bibelzitate
- 5. Buch Mose 6,5: "Und du sollst den Herrn deinen Gott liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft."
- 2. Buch Mose 20,6: "die mich lieben und meine Gebote halten"
- 1. Joh 4,19: "Laßt uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt."
- Markusevangelium 12,30: "und du sollst den Herrn, deinen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von all deinen Kräften."
- 1.Korinther 13,13: "So aber bleiben Glauben, Hoffnung, Liebe; diese drei. Die Liebe aber ist die größte unter ihnen."
Siehe auch
Buchhinweis
- Erich Fromm: Die Kunst des Liebens, 1956, Econ/Ullstein, München. ISBN 3-548-75065-6
Weblinks
- Flash-Animation über die Gottesliebe (3,7 MB)
- Gedicht zur Gottesliebe
- Die sieben Formen der Gottesliebe Mechthild von Magdeburg
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