Liebfrauenkirche Frankfurt am Main

Liebfrauenkirche Frankfurt am Main
Liebfrauenkirche in Frankfurt

Die Liebfrauenkirche ist eine gotische Kirche in der nördlichen Altstadt von Frankfurt am Main. Sie entstand in mehreren Bauphasen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert und dient heute als Kloster- und als katholische Gemeindekirche. Durch ihre Lage inmitten der Frankfurter Einkaufscity nahe der Zeil kommt ihr eine wichtige Aufgabe in der Innenstadtseelsorge zu, die Kirche und der öffentlich zugängliche Klosterhof sind auch bei nichtreligiösen Menschen als Oase der Stille im hektischen Stadtzentrum beliebt.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Umgebung

Liebfrauenkirche und -berg auf dem Faberschen Belagerungsplan 1552

Die Liebfrauenkirche liegt am Nordrand des Liebfrauenberges, im Mittelalter einer der bedeutendsten Plätze in der Altstadt. Entlang der Kirche verlief die Staufenmauer, eine Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert. Erst im Jahre 1855 wurde westlich der Kirche die Liebfrauengasse als Straßendurchbruch zur Zeil angelegt und somit eine direkte Verbindung vom Liebfrauenberg in die Neustadt geschaffen. Deshalb öffnet sich das Kirchenportal nach Süden, obwohl die Kirche die übliche Ost-West-Orientierung aufweist. In der Westmauer der Kirche befindet sich keine Tür, stattdessen kann man hier heute noch einen Rest der alten Staufenmauer erkennen.

Vom Liebfrauenberg nach Süden verläuft die Neue Kräme, eine der drei Nord-Süd-Achsen der Altstadt. Wie die Liebfrauengasse ist sie seit den 1960er Jahren eine Fußgängerzone und verbindet den Liebfrauenberg mit dem Paulsplatz, dem Römerberg, von wo aus das Fahrtor zum Mainufer führt.

Geschichte

Maßwerkfenster

1318 stiftete der Frankfurter Patrizier Wigel von Wanebach, dessen Epitaph von 1322 sich noch heute in der Kirche befindet, zusammen mit seinem Schwiegersohn Wigel Frosch eine kleine Kapelle am damaligen Rossebühel, dem späteren Liebfrauenberg. Seine Witwe Katharina von Wanebach erweiterte die Stiftung und erreichte 1325, dass die Kapelle vom Mainzer Erzbischof Matthias von Bucheck zur Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frau erhoben wurde.

1344 wurde der kleine Bau nach Westen zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche erweitert. Ab 1415 wurde die Südfassade der Kirche umgestaltet. Aus dieser Zeit stammt der bedeutendste architektonische Schmuck der Kirche, ein Tympanon mit der Anbetung der Könige aus der Werkstatt Madern Gertheners. 1453 gestattete der Rat der Stadt dem Stift, einen westlich der Kirche gelegenen Turm der Frankfurter Stadtbefestigung zum Glockenturm umzubauen. 1506 bis 1509 verlängerte Jörg Östereicher das Langhaus und vergrößerte den Chor.

1520 bis 1530 war Johannes Cochläus Dechant des Liebfrauenstiftes. Es blieb auch nach der Einführung der Reformation in Frankfurt im Jahre 1533 katholisch und unter der Jurisdiktion der Erzbischöfe von Mainz. Bei der Säkularisation 1803 fiel das Eigentum an der Kirche der Stadt Frankfurt zu; sie gehört seitdem zu den Dotationskirchen, für deren Unterhalt die Stadtgemeinde zu sorgen hat. 1824 erbaute Friedrich Rumpf eine neue, dem Gerthenerschen Dreikönigsportal vorgelagerte, Eingangshalle.

1923 wurde die Seelsorge an der Liebfrauenkirche von den Kapuzinern übernommen, die nördlich der Kirche einen Konvent anlegten. Die Kapuziner hatten bereits von 1723 bis 1803 eine Kirche auf dem Gelände des ehemaligen Antoniterhofes in der Töngesgasse besessen.

Am 22. März 1944 traf ein schwerer Luftangriff die historische Frankfurter Altstadt. Auch die Liebfrauenkirche brannte vollkommen aus. Sie blieb mehr als zehn Jahre als Ruine stehen, bis zu ihrem Wiederaufbau 1955/56.

Geistliches Leben

Heute ist die Liebfrauenkirche sowohl Klosterkirche des Kapuzinerklosters Liebfrauen als auch Gemeindekirche. Sie hat sich mittlerweile zu einem spirituellen Zentrum im Rhein-Main-Gebiet entwickelt. Die Kirche ist täglich von 5:30 bis 21:00 Uhr, und somit länger als jede andere Frankfurter Kirche, geöffnet. Im benachbarten Franziskustreff bieten Kapuzinerbrüder und freiwillige Helfer Obdachlosen und Bedürftigen Speisen zu niedrigen Preisen an. An der Westseite der Kirche liegt der katholische Kirchenladen ipunkt.

In der Adventszeit wird die Zentrale Lage inmitten des Frankfurter Weihnachtsmarktes genutzt um jeden Tag um 19:30 Uhr zu einem Adventskonzert mit wechselnden Musikern oder Chören einzuladen. Dabei wird jeweils des Tagesheiligen gedacht. Im Innenhof lädt der Hof der Stille zum besinnen inmitten des Großstadttrubels ein.

Werktags werden drei Eucharistiefeiern sowie Laudes (Morgenlob), Gebet am Mittag (10 Minuten Musik, geistlicher Impuls und Gebet) und die Vesper (Abendlob) mit sakramentalem Segen angeboten. Sonntags gibt es sechs Eucharistiefeiern, inklusive der Vorabendmesse am Samstagabend und der späten Abendmesse am Sonntagabend um 20:30 Uhr.

Glocken

Die Liebfrauenkirche erhielt beim Wiederaufbau 1954 fünf Glocken der Gießerei Gebr. Rincker mit einem Gesamtgewicht von 3619 kg. Die Angelusglocke, die 1745 von Benedict und Johann Schneidewind in Frankfurt gegossen wurde, hängt im Dachreiter auf dem Chor der Kirche. Sie ist als einzige Glocke der Kirche nicht Bestandteil des Frankfurter Stadtgeläutes.

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
Inschrift
(lateinisch)
1 Josef 1954 Gebr. Rincker, Sinn 1325 1495,5 e1 –4 „St. Josef. Mache, dass wir ein unschuldiges Leben führen.“
2 Maria 1954 Gebr. Rincker, Sinn 1115 883 g1 –2 „St. Maria. Die Jungfrau Maria möge uns segnen mit dem göttlichen Kind.“
3 Franziskus 1954 Gebr. Rincker, Sinn 1000 632,5 a1 –2 „St. Franziskus. Mein Gott und mein Alles.“
4 Bonifatius 1954 Gebr. Rincker, Sinn 832 355 c2 –1 „St. Bonifatius. Ihr werdet meine Zeugen sein bis an das Ende der Erde.“
5 Elisabeth 1954 Gebr. Rincker, Sinn 745 253 d2 –3 „St. Elisabeth. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“
6 Angelus 1745 Benedict & Johann Schneidewind, Frankfurt 610 129 e2 –7 „Höre das tönende Erz, du heilige Schar des Volkes, komm bei seinem Klang, von Gottes Lob mögen die Stimmen erklingen.“

Literatur

  • Wolf-Christian Setzepfandt: Architekturführer Frankfurt am Main. 3. Auflage. Dietrich Reimer Verlag, Berlin August 2002, ISBN 3-496-01236-6, S. 5. 

Weblinks

50.1130555555568.68138888888897Koordinaten: 50° 6′ 47″ N, 8° 40′ 53″ O


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