Lietuvos gelezinkeliai

Lietuvos gelezinkeliai
Diesellok 2M62 im Bahnhof Radiviliškis
Siemens ER20 in Paneriai

Die  Lietuvos Geležinkeliai?/i, LG) sind die größte Eisenbahngesellschaft Litauens. Sitz der LG ist Vilnius.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eisenbahnbau

Im 19. Jahrhundert, als die ersten Eisenbahnen gebaut wurden, gehörte Litauen zum Russischen Reich. Die russischen Eisenbahnlinien entstanden als schnurgerade Direktverbindungen zwischen den großen Metropolen, so beispielsweise die Warschau-Petersburger Eisenbahn.

Diese Eisenbahnstrecke, die zwischen der heute weißrussischen Stadt Hrodna (Grodno) und der heute lettischen Stadt Daugavpils (deutsch: Dünaburg) das Territorium des heutigen Litauen durchquerte, war die erste Eisenbahnlinie im heutigen Litauen und wurde zwischen 1851 und 1862 gebaut. 1861 entstand eine Abzweigung von Vilnius über Kaunas nach Wirballen (heutiger Bahnhofsname "Kybartai"), dem Grenzbahnhof nach Ostpreußen. Über diese Strecke fuhren international viel beachtete Luxuszüge wie der legendäre Nord-Express.

Die damals zu Preußen gehörende Stadt Memel (Klaipėda) erhielt Bahnanschluss über Tilsit (heute Sowjetsk) nach Königsberg (heute Kaliningrad).

Zwischen 1871 und 1874 wurde die Strecke vom heute lettischen Liepāja (deutsch: Libau) über Radviliškis (Radwilischken) und Šiauliai (Schaulen) nach Vilnius gebaut. Hinzu kamen verschiedene kleinere Strecken und Querverbindungen. Fast alle Strecken wurden unter Vermeidung teurer Bauwerke fertig gestellt. Die Bahnen waren alle in privater Hand und wurden erst im Zuge des Ersten Weltkrieges von den jeweiligen Mächten betrieben, welche gerade die Kontrolle über ein Gebiet hatten.

Eisenbahnbau im Ersten Weltkrieg

Im 1. Weltkrieg konnte die deutsche Armee einen Großteil des heutigen Litauen erobern. Da es jedoch mit Ausnahme der Strecke Königsberg - Vilnius keine Eisenbahnverbindungen zwischen dem deutschen Reich und den eroberten Gebieten gab, wurden vor Allem von deutscher Seite viele Schmalspurbahnen zum schnellen Transport von Personen und Kriegsgütern gebaut. Einige von diesen Bahnen wurden später auf Normalspur umgebaut. Auf diese Weise erhielt die Stadt Memel (Klaipėda) Bahnanschluss an das litauische Netz (diese Strecke ist nicht mehr in Betrieb).

Die Staatsbahnen des unabhängigen Litauen

In der Zwischenkriegszeit wurde die europäische Normalspur beibehalten. Da Vilnius polnisch besetzt war, wurde die provisorische Hauptstadt Kaunas Sitz der Eisenbahnverwaltung der neu gegründeten LG. Bahnverkehr mit Polen existierte bis 1938 nicht, da sich beide Länder formell im Kriegszustand befanden. Seit 1925 konnte die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit stetig erhöht werden. Der schnellste Zug legte die 86 km zwischen Virbalis und Kaunas in 87 Minuten zurück. Wichtige Neubauprojekte waren die Bahnverbindung Klaipėda - Šiauliai (1925-32) und die Strecke Šeštokai - Kaunas.

Litauen zur Sowjetzeit

Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurde das Land nach mehrfachem Besatzungswechsel letztendlich sowjetisch besetzt und die Eisenbahn der sowjetischen Eisenbahn SZD unterstellt. Das Schienennetz wurde auf Breitspur (1520 mm) umgespurt. Diese Spurweite wird auch heute noch verwendet. Nach der wiedererlangten Unabhängigkeit Litauens 1992 wurde die LG wiedergegründet.

Heute

Die LG besitzt heute eine große Bedeutung im Gütertransitverkehr und eine (zu Gunsten von Individualverkehr und Überlandbussen) stark nachlassende Bedeutung im Personenverkehr des Landes. Die LG setzt heutzutage im Personenverkehr zunehmend Diesel- und Elektrotriebzüge (im Gegensatz zu den früher häufiger lokbespannten Zügen) ein. Schwerpunkt des weitmaschigen Eisenbahnnetzes ist der Südosten des Landes. Internationale Züge sowie Züge an die Küste nach Klaipeda sind meistens diesellokbespannt.

Rund um Vilnius und Kaunas existiert ein S-Bahn-ähnliches System von Vorortzügen. Die wichtigsten internationalen Verbindungen laufen über Daugavpils nach Sankt Petersburg. Nach Polen verkehrt inzwischen nur noch ein grenzüberschreitender Schnellzug auf der Normalspurstrecke zwischen Šeštokai und dem polnischen Suwałki. Daneben ist Litauen ein wichtiges Transitland für den Verkehr von Russland über Weißrussland (Minsk) nach Kaliningrad. Die Verbindung von Grodno/Hrodna nach Vilnius wurde hingegen an der Staatsgrenze gekappt. Von Bedeutung ist außerdem der Gütertransitverkehr. Klaipeda ist ein wichtiger Erdölhafen, der zu einem Großteil durch die LG versorgt wird.

Im Sommer 2005 bestellte die LG bei Siemens Transportation Systems 34 neue sechsachsige Dieselelektrische-Lokomotiven, die auf der Eurorunner 2007-Plattform, Typenbezeichnung ER 20 CF basieren. Die erste Lokomotive wurde Anfang Oktober 2007 nach Litauen überführt.

Langfristig ist ein Ausbau der Eisenbahn im Zusammenhang mit der Rail Baltica geplant.

Zahlen (von 1992)

Streckennetz: 1811,2km
davon 567,6 km zweigleisig
davon 21,8 km mitteleuropäische Normalspur
davon 168,8 km Schmalspur

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