Lightoller

Lightoller
Charles Lightoller

Charles Herbert Lightoller (* 30. März 1874 in Chorley, Lancashire; † 8. Dezember 1952) war ein britischer Seemann und zweiter Offizier der Titanic. Er war der ranghöchste Offizier, der den Untergang überlebte.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Lightoller stammte aus einer wohlhabenden Familie, die eine Baumwollspinnerei in Chorley besaß. Im Alter von 13 Jahren begann er mit einer vierjährigen Ausbildung auf der Primrose Hill. Sein zweites Schiff war die Holt Hill, die in einem schweren Sturm auf St. Paul strandete. Lightoller und die restliche Mannschaft wurden von der Coorong gerettet und nach Adelaide, Australien gebracht, von dort kehrte er mit der Duke of Abercom nach England zurück. Nach weiteren Reisen wechselte er 1895 im Alter von 21 Jahren von Segelschiffen auf Dampfschiffe über. Er tat drei Jahre Dienst im African Royal Mail Service, bis er schwer an Malaria erkrankte.

Er wandte sich eine Zeitlang von der Seefahrerei ab und nahm am Goldrausch am Klondike River teil, jedoch ohne Erfolg, und versuchte sich dann als Cowboy in Alberta, Kanada. Um sich seine Rückfahrt nach England zu verdienen, arbeitete er als Hobo. 1899 erreichte er völlig mittellos seine Heimat.

Im Januar 1900 begann Lightoller seine Karriere bei der White Star Line, er heuerte als Vierter Offizier auf der Medic an. Anschließend wechselte er auf die Majestic unter dem Kommando von Edward J. Smith, dem späteren Kapitän der Titanic. Seine Beförderung zum Dritten Offizier brachte ihn auf die Oceanic, dem damaligen Flaggschiff der White Star Line. Nach einem weiteren Zwischenspiel auf der Majestic war sein letzter Posten vor der Abberufung auf die Titanic der eines Ersten Offiziers auf der Oceanic.

Titanic

Lightoller kam zwei Wochen vor der Jungfernfahrt an Bord der Titanic und diente während der Testfahrten auf See als Erster Offizier. Dann aber holte Kapitän Smith Henry T. Wilde von der Olympic, und dieser verdrängte den bisherigen Leitenden Offizier William M. Murdoch auf die Position des Ersten Offiziers, Lightoller musste auf den Rang des Zweiten Offiziers weichen.

In der Nacht des Untergangs hatte Lightoller gerade seine Wache beendet und zog sich in seiner Kabine zum Schlafengehen um, als die Titanic mit dem Eisberg kollidierte. Er rannte an Deck, konnte aber nichts erkennen und kehrte in seine Kabine zurück, um Befehle zu erwarten. Um Mitternacht wurde er vom Vierten Offizier Boxhall über den Schaden informiert.

Lightoller beaufsichtigte das Fieren der Rettungsboote auf der Backbord-Seite. Dabei war er strenger als Murdoch an Steuerbord und interpretierte seine Befehle so, dass nur Frauen und Kinder in die Boote steigen durften. Er ließ auch Rettungsboote mit freien Plätzen abfieren, anstatt Männer einsteigen zu lassen, in der Erwartung, die Boote würden zurückrudern und Überlebende aufnehmen. Er wies selbst John Jacob Astor zurück, der seine schwangere Frau begleiten wollte. Er selbst blieb bis kurz vor dem Ende auf der Titanic und sprang dann ins Wasser. Er geriet in den Sog des in das Schiff hereinbrechenden Wassers und ertrank fast. Nach dem Auftauchen konnte er eines der Notboote erreichen, das falsch herum im Wasser trieb, und sich an einem Seil festhalten. Minuten später stürzte der erste der vier großen Schornsteine ins Wasser und verfehlte ihn nur um Zentimeter. Die Druckwelle trieb das Boot und ihn aber aus der Gefahrenzone. Gemeinsam mit anderen Überlebenden gelang es ihm, auf den umgestürzten Rumpf zu klettern. Er übernahm das Kommando, und dank seiner Erfahrung als Seemann und durch geschickte Gewichtsverlagerung konnten sie es vor dem Kentern bewahren, bis sie später in der Nacht von einem anderen Rettungsboot aufgegriffen wurden.

Die Untersuchung

Als der ranghöchste überlebende Offizier war Lightoller ein wichtiger Zeuge bei der anschließenden Untersuchung der Katastrophe. Er sagte vor den Untersuchungskommissionen der Amerikaner und Briten aus und verteidigte dabei seinen Arbeitgeber, die White Star Line, vor den zahlreichen Vorwürfen. Viele seiner Verbesserungsvorschläge, die er während der Befragungen äußerte, wurden später von verschiedenen Nationen übernommen und umgesetzt. Dazu zählten die Bemessung der Zahl der Rettungsbootplätze an der Zahl der Menschen an Bord und nicht an der Tonnage, Rettungsbootübungen für Passagiere und Besatzung, eine rund um die Uhr besetzte Funkstation sowie das Versenden offizieller Eiswarnungen.

Nach der Titanic

Er diente im Ersten Weltkrieg als Lieutenant in der Royal Navy, erst auf der Oceanic, die nun im Kriegsdienst fuhr, später als Kommandant von Torpedobooten und eines Zerstörers. Er wurde zweimal mit dem Distinguished Service Cross ausgezeichnet und hatte bei Kriegsende den Rang eines Commanders inne.

Nach dem Titanic-Unglück wollte Lightoller weiter bei der White Star Line bleiben. Er musste aber wie viele überlebende Mannschaftsmitglieder erkennen, dass es ein Stigma war, auf der Titanic gedient zu haben. Er hatte keine Aussichten mehr auf Beförderung und kündigte schließlich. Er versuchte sich als Gastwirt und Hühnerfarmer, bis seine Frau und er Glück bei Grundstücksspekulationen hatten und zu Wohlstand gelangten.

In den 30er Jahren verfasste er seine Autobiografie Titanic and other ships, die nach Anlaufschwierigkeiten beachtlichen Erfolg hatte. Das Buch wurde jedoch aus dem Handel genommen, nachdem die Marconi Company mit einer Klage gedroht hatte. Lightoller hatte sich im Buch kritisch über die Rolle der Funker auf der Titanic geäußert, die nicht zum Schiffspersonal gehörten, sondern bei der Marconi Company angestellt waren.

Der Seefahrt kehrte Lightoller trotzdem nicht ganz den Rücken, er erwarb die Sundowner als seine private Jacht. Mit diesem Schiff beteiligten sich er und sein Sohn Roger an der Operation Dynamo im Zweiten Weltkrieg. Sie halfen mit, die in Dünkirchen von den Deutschen eingekesselten alliierten Soldaten nach Großbritannien zu evakuieren.

In der Nachkriegszeit führte er eine kleine Schiffswerft namens Richmond Slipways in London, die Motorboote für die Polizei baute.

Lightoller erlag im Dezember 1952 im Alter von 78 Jahren einem Herzleiden.

Familie

Er war mit Sylvia Hawley-Wilson verheiratet, die er als Offizier auf der Medic traf. Sie hatten fünf Kinder. Zwei seiner Söhne verlor er im Zweiten Weltkrieg: Der jüngste Sohn Brian starb als Pilot der Royal Air Force in der ersten Nacht nach Großbritanniens Kriegseintritt bei der Bombardierung von Wilhelmshaven, der älteste Sohn Roger als Soldat bei der Royal Navy im letzten Kriegsmonat in Frankreich.

Werke

  • Titanic and Other Ships, London 1935

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