Lilo Pempeit

Lilo Pempeit

Liselotte (Lilo) Eder (geborene Liselotte Pempeit; geschiedene Liselotte Fassbinder; * 6. Oktober 1922 in Danzig; † 7. Mai 1993 in München) war eine deutsche Übersetzerin und Schauspielerin. Sie war die Mutter des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder, der sie in zahlreichen seiner Filme in kleinen Rollen besetzte. Sie machte sich außerdem als Übersetzerin des Frühwerks von Truman Capote einen Namen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eder wurde als Liselotte Irmgard Pempeit in Danzig geboren. Während des Zweiten Weltkrieges studierte sie Germanistik in München, wo sie 1944 den Mediziner Hellmuth Fassbinder (* 1918) kennen lernte, den sie im folgenden Jahr heiratete. Auf Grund der Kriegswirren und weil Fassbinder als Lazarettarzt in Bad Wörishofen stationiert war, wurde 1945 der einzige Sohn Rainer in Bad Wörishofen geboren. Die Familie zog kurz darauf nach München, wo Hellmuth Fassbinder eine Praxis eröffnete. Nach der Scheidung von ihrem Mann (1951) begann Eder verstärkt als Übersetzerin englischer und französischer Belletristik hervorzutreten. 1959 heiratete sie den Journalisten Wolff Eder.

1957 übersetzte Eder für den Wiesbadener Limes-Verlag erstmals einen Band mit Erzählungen von Truman Capote. Bis Mitte der 1970er Jahre, als sie sich zunehmend auf die Mitarbeit bei den filmischen Aktivitäten ihres Sohnes verlegte, blieb Eder Capotes deutsche Hauptübersetzerin. Neben den deutschen Erstausgaben für Limes und den späteren Lizenz-Ausgaben im Rowohlt-Verlag zeichnete sie auch für die Neuübersetzung von Capotes Frühstück bei Tiffany verantwortlich, die 1974 durch den Ost-Berliner Verlag Volk und Welt herausgebracht wurde. Zu ihren weiteren Übersetzungsarbeiten gehören ein Band mit Essays des französischen Schriftstellers Julien Gracq, zwei Bücher des chinesisch-amerikanischen Kulturphilosophen Lin Yutang sowie etliche populäre Unterhaltungsromane für den auf Kinder- und Jugendliteratur spezialisierten Münchner Franz Schneider Verlag (Schneider-Bücher).

Bereits in Rainer Werner Fassbinders zweitem Kurzfilm Das Kleine Chaos (1966) hatte Eder eine kleine Rolle übernommen. Bis 1982 setzte Fassbinder seine Mutter (meist unter ihrem Geburtsnamen Lilo Pempeit) in mehr als zwanzig weiteren Produktionen ein, zumeist in kurzen Szenen als ‚Nachbarin‘, ‚Kundin‘, ‚Sekretärin‘ oder ‚Mutter‘ (z.B. in Fontane Effi Briest). Ihr bekanntester Auftritt dürfte jedoch das ausführliche und kontroverse Gespräch über Terrorismus und Demokratie sein, das sie mit ihrem Sohn in dessen semi-dokumentarischem Beitrag zu dem Episoden-Film Deutschland im Herbst (1978) führte. Zwischen 1972 und 1978 fungierte Eder außerdem als Geschäftsführerin von Fassbinders Filmproduktionsgesellschaft Tango-Film.

Nach dem Tod ihres Sohnes (1982), gründete Eder 1986 die Rainer Werner Fassbinder Foundation. 1988 brachte der Vater Dr. Helmuth Fassbinder seine Anteile ebenfalls in die Stiftung ein. 1991 übertrug sie die gesamten Gesellschafteranteile und die Leitung der Stiftung an Fassbinders Lebensgefährtin, die Cutterin Juliane Lorenz und setzte sie testamentarisch als Alleinerbin ein.

Übersetzungen (Auswahl)

Werke von Truman Capote (als Liselotte Fassbinder):

  • Baum der Nacht und andere Erzählungen, Wiesbaden 1957
  • Haus auf den Höhen, Wiesbaden 1964
  • Frühstück bei Tiffany, Ost-Berlin 1974
  • Die großen Erzählungen, München 1976
  • Kindergeschichten, München 1976 (zusammen mit Elisabeth Schnack und Ingeborg Müller)

Sonstiges (als Liselotte Eder):

  • Lin Yutang: Glück des Verstehens. Weisheit und Lebenskunst der Chinesen, Stuttgart 1963 (zusammen mit Wolff Eder)
  • Julien Gracq: Entdeckungen. Essays zu Literatur und Kritik, Stuttgart 1965
  • Lin Yutang: Chinesische Malerei, eine Schule der Lebenskunst, Stuttgart 1967
  • Jack Peal: Invasion von der Wega. Todesstrahlen aus dem Weltall, München 1970
  • Richard Deming: Twen-Polizei greift ein. Der Geheimauftrag, München 1970

Filmografie (Auswahl)

Literatur

André Müller: Gespräch mit Liselotte Eder, in: Derselbe: Ich riskiere den Wahnsinn, Köln 1997, S. 31-49

Die Kabarettistin Cora Frost benutzte Müllers Interview, das zunächst in der Wochenzeitung Die Zeit erschienen war, als Material für den Song Wenn ich heut zum Friedhof gehe, der in der Interpretation von Tim Fischer bekannt wurde.

Weblinks


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