- Fontane Effi Briest
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Filmdaten Originaltitel Fontane Effi Briest oder Viele, die eine Ahnung haben von ihren Möglichkeiten und ihren Bedürfnissen und dennoch das herrschende System in ihrem Kopf akzeptieren durch ihre Taten und es somit festigen und durchaus bestätigen Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1974 Länge 140 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Rainer Werner Fassbinder Drehbuch Rainer Werner Fassbinder Produktion Rainer Werner Fassbinder Musik Camille Saint-Saëns Kamera Dietrich Lohmann, Jürgen Jürges Schnitt Thea Eymèsz Besetzung - Hanna Schygulla: Effi Briest
- Wolfgang Schenck: Baron Geert von Innstetten
- Karlheinz Böhm: Geheimrat Wüllersdorf
- Ulli Lommel: Major Crampas
- Ursula Strätz: Roswitha
- Irm Hermann: Johanna
- Lilo Pempeit: Frau von Briest
- Herbert Steinmetz: Herr von Briest
- Hark Bohm: Apotheker Gieshübler
- Rudolf Lenz: Geheimrat Rummschüttel
- Barbara Valentin: Marietta Tripelli
- Karl Scheydt: Kruse
- Theo Tecklenburg: Pastor Niemeyer
- Barbara Lass: polnische Köchin
- Eva Mattes: Hulda
- Andrea Schober: Annie
- Anndorthe Braker: Frau Pasche
- Peter Gauhe: Vetter Dagobert
- Rainer Werner Fassbinder: Erzähler
Fontane Effi Briest (vollständiger Titel: Fontane Effi Briest oder Viele, die eine Ahnung haben von ihren Möglichkeiten und ihren Bedürfnissen und dennoch das herrschende System in ihrem Kopf akzeptieren durch ihre Taten und es somit festigen und durchaus bestätigen) ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974. Der Film basiert auf dem Roman Effi Briest von Theodor Fontane.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die 17-jährige Effi Briest wird mit dem 20 Jahre älteren Baron Geert von Innstetten verheiratet. Effi fühlt sich in ihrer neuen Heimat, einem kleinen Ostsee-Badeort, einsam. Sie ist unglücklich, ohne es sich immer ganz einzugestehen, weil sie sich von ihrem prinzipientreuen und ehrgeizigen Mann, trotz erwiesener Zuneigung, nicht wirklich geliebt weiß. Zunächst nur Abwechslung, dann Verwirrung bringt die Bekanntschaft mit dem neuen Bezirkskommandanten Major Crampas, dem auch ihr Mann sich freundschaftlich verbunden fühlt. Zwischen Effi und Crampas entwickelt sich eine zwischen Tändelei und Leidenschaft pendelnde Beziehung, die mit dem Umzug der Familie Innstetten nach Berlin endet. Innstetten entdeckt nach sechs Jahren zufällig jene frühere Beziehung zwischen Crampas und seiner Frau. Er fordert Crampas zum Duell und tötet ihn. Er verstößt Effi, behält die Tochter Annie und erzieht sie in einer Art Abwehr gegen ihre Mutter. Außerdem wird sie von ihren Eltern verstoßen, worauf Effis Lebenswillen und Lebenskraft gebrochen sind. Sie wird durch nervliche Belastung sterbenskrank. Deshalb rät der Arzt den Eltern, Effi wieder aufzunehmen. Auf dem elterlichen Gut stirbt sie dann in Versöhnung mit allen.
Hintergrund
Fassbinders Version ist die vierte Verfilmung von Fontanes Vorlage. Das Besondere an dieser Adaption ist, dass Fassbinder nicht nur den Inhalt übersetzt. Statt eine Illusion aufzubauen, dekonstruiert er diese durch eine formal ästhetische Vermittlungsweise. Eine vorlesende Off-Stimme, Weißblenden, Inserts, Einblendungen von Schrift etc. schaffen Analogien zum Leseprozess.
Im Gegensatz zur Luderer-Verfilmung von 1968 stellt Fassbinder Effi nicht als Opfer (der steifen preußischen Gesellschaft) dar, sondern scheint nahelegen zu wollen, dass der Mensch seine Unmündigkeit nicht akzeptieren sollte und auf die Einsicht/Änderung der Obrigkeiten warten darf, sondern selbst einen Schritt aus seiner Unmündigkeit heraus machen muss.
Kritiken
„Theodor Fontanes Roman vom Scheitern einer Ehe in einem beklemmenden Geflecht gesellschaftlicher Zwänge in einer vor allem in der Lichtführung äußerst subtil inszenierten und stilistisch geschlossenen Verfilmung. Fassbinder reflektiert dabei nicht nur die gesellschaftliche Situation seiner Figuren, sondern letztlich auch die des Künstlers, der sie beschreibt.“
„Jedes Wort, im Dialog und im Kommentar, der den Dialog aufnimmt, weiterführt, der Handlung vorgreift oder eine Dialektik zum Bild entwickelt, steht bei Fontane: keine Literaturverfilmung, sondern ein Film als Lektüre; man sieht und hört und liest einen Roman.“
Auszeichnungen
1974 gewann der Film bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin den Interfilm Award und war für den Goldenen Bären nominiert.
Randnotizen
- Als Regieassistent von Fassbinder arbeitete die Berliner APO-Legende Rainer Langhans.
Synchronisation
Fast alle Darsteller (außer den drei von Hanna Schygulla, Wolfgang Schenck und Karlheinz Böhm gespielten Hauptrollen) wurden von anderen Schauspielern synchronisiert, um einen zusätzlichen Verfremdungseffekt zu erzielen.
Rolle Darsteller Sprecher Major Crampas Ulli Lommel Wolfgang Hess Roswitha Ursula Strätz Renate Küster Johanna Irm Hermann Margit Carstensen Frau von Briest Lilo Pempeit Rosemarie Fendel Herr von Briest Herbert Steinmetz Fred Maire Apotheker Gieshübler Hark Bohm Kurt Raab Annie Andrea Schober Eva Mattes Literatur
- Theodor Fontane: Effi Briest. Roman. – Unter vielen anderen: Insel, Frankfurt am Main / Leipzig 2006, ISBN 3-458-35204-X
- Rainer W. Fassbinder: Fontane Effi Briest. Spielfilm, Deutschland 1972–74; Drama/Literaturverfilmung, Arthaus, 2005. EAN 4006680033358
- Claudia Gladziejewski: Dramaturgie der Romanverfilmung: Systematik der praktischen Analyse und Versuch zur Theorie am Beispiel von vier Klassikern der Weltliteratur und ihren Filmadaptionen. Coppi-Verlag, 1998
- Gaby Schachtschabel: Der Ambivalenzcharakter der Literaturverfilmung: mit einer Beispielanalyse von Theodor Fontanes Roman Effi Briest u. dessen Verfilmung von Rainer Werner Fassbinder. Lang, 1984
Weblinks
- Effi Briest in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Fontane Effi Briest bei filmportal.de (u. a. zeitgenössische Rezension, Uraufführungsplakat, Drehbuchauszug, Fotos)
Einzelnachweise
- ↑ Effi Briest im Lexikon des Internationalen Films
- ↑ Wolf Donner: Väter und Söhne, Die Zeit, Nr. 28/1974
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