Liste von Friedhöfen in Wien

Liste von Friedhöfen in Wien
Gräberreihe auf dem Wiener Zentralfriedhof

Die Wiener Friedhöfe sind bestehende und ehemalige Friedhöfe im heutigen Stadtgebiet von Wien. Der mit Abstand größte unter ihnen ist der Wiener Zentralfriedhof.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Alsergrund 1609. Links die Alservorstadt mit dem dahinterliegenden Gottesacker
Friedhof um den Stephansdom, um 1700

Ursprünglich wurden auch in Wien die Toten in der unmittelbaren Nähe zur Kirche bestattet. Diese mittelalterlichen „Freithöfe“, die rund um die Pfarrkirchen angelegt wurden, waren jedoch nicht nur Begräbnisstätten, sondern auch Orte des öffentlichen Lebens, auf denen auch gehandelt und gefeiert wurde. Der Name Freithof geht auf die Bedeutung „eingefriedeter Ort“ zurück. Später wurde der Begriff zum „Friedhof“ umgedeutet.

Freithöfe gab es zunächst rund um die Ruprechts- und die Peterskirche, später kamen Begräbnisstätten um die Pfarrkirchen St. Stephan[1], St. Michael und zu „Unserer Lieben Frau“ (Schottenstift) hinzu. Bereits im 16. Jahrhundert gab es jedoch aus Platzmangel und hygienischen Gründen erste Bestrebungen, die Friedhöfe aus der Inneren Stadt in die Vorstädte zu verlegen. Durch die großen Opferzahlen, die die Pest forderte, wurden erstmals Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern angelegt. Ein Beispiel dafür war etwa der Kaiserliche Gottesacker vor dem Schottentor (heute Altes AKH Hof 8 und 9), der ab 1561 angelegt und 1576 geweiht wurde. Die protestantischen Wiener ließen sich in der Folge hier bestatten und erhielten ab 1598 eine eigene Abteilung. Ein jüdischer Friedhof wurde erstmals 1629 in der Seegasse 9-11 (Roßau) genannt.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden die Begräbnisstätten innerhalb der Wiener Stadtbefestigung geschlossen, lediglich die Benützung der Kirchengrüfte wurde weiterhin genehmigt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte die von Kaiser Joseph II. im Zuge seiner Josephinischen Reformen erlassenen Seuchen- und Hygieneverordnung zur Auflassung der Friedhöfe innerhalb des Linienwalls (dem heutigen Gürtel). Die ehemaligen Friedhöfe wurden verbaut oder in Grünflachen umgewandelt. Auch die Bestattungen in Kirchengrüften wurden mit Ausnahme der Kapuzinergruft, der Stephansgruft und des Salesianerklosters verboten. Durch diese Reformen gibt es heute in den inneren Bezirken keinen Friedhof mehr, einzige Ausnahme sind Reste des jüdischen Friedhofs in der Roßau.

Als Ersatz für die aufgelassenen Friedhöfe wurden 1784 außerhalb des Linienwalls fünf communale Friedhöfe angelegt, der Hundsturmer Friedhof, der Matzleinsdorfer Friedhof, der Währinger Friedhof, der Schmelzer Friedhof (statt eines ursprünglich in der Brigittenau geplanten Friedhofs) und der Sankt Marxer Friedhof. Letzterer ist als einziger dieser fünf Friedhöfe erhalten geblieben und wird heute als Parkanlage geführt. Da auch der jüdische Friedhof in der Roßau für Belegungen gesperrt wurde, wurde außerhalb der Linien als Ersatz der Jüdische Friedhof Währing angelegt, der auch heute noch besteht, aber nicht mehr belegt wird.

Als Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund der wachsenden Einwohnerzahl Wiens abzusehen war, dass die communalen Friedhöfe bald an die Grenzen ihrer Auslastungskapazitäten stoßen würden, wurde die Errichtung eines großen Friedhofs weit außerhalb der damaligen Stadtgrenzen geplant und 1869 schließlich beschlossen. Der Wiener Zentralfriedhof wurde 1874 eröffnet und war zu dieser Zeit der größte Friedhof Europas. Auf einem Teil des Areals wurde ein jüdischer Friedhof errichtet, später kamen ein evangelischer und ein weiterer jüdischer Friedhof hinzu. Auf dem interkonfessionellen Hauptteil des Friedhofs entstanden einige kleinere Friedhöfe bzw. Abteilungen verschiedener Glaubensgemeinschaften. 1881 wurde mit der Errichtung einer Ehrengräbernalage begonnen, mittlerweile gibt es auf zahlreichen Wiener Friedhöfen gewidmete Gräber.

1922 wurde mit der Feuerhalle Simmering das erste österreichische Krematorium eröffnet, das der sozialdemokratische Bürgermeister Jakob Reumann gegen den Willen der katholischen Kirche und der christlichsozialen Bundesregierung durchgesetzt hatte. Die Feuerhalle Simmering und der angeschlossene Friedhof befinden sich am Gelände eines ehemaligen Gartens des Schlosses Neugebäude, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zentralfriedhof.

1953 wurde vom Wiener Gemeinderat die Schließung mehrerer städtischer Friedhöfe bis zum Jahr 1975 beschlossen. Im Mai 1975 erfolgte eine Verschiebung der geplanten Schließungen um 10 Jahre. 1980 hatte die Wiener Bevölkerung im Rahmen einer Volksbefragung Gelegenheit, über das weitere Schicksal der Friedhöfe zu entscheiden. Betroffen waren die Friedhöfe Altmannsdorf, Erlaa, Gersthof, Hadersdorf, Heiligenstadt, Hetzendorf, Hirschstetten, Kaiser-Ebersdorf, Kalksburg, Lainz, Leopoldau, Meiding, Pötzleinsdorf, Siebenhirten, Stadlau und Stammersdorf-Ort. Die Bevölkerung entschied sich mit klarer Mehrheit gegen eine Auflassung dieser Friedhöfe.

Der Großteil der Wiener Friedhöfe wird heute von der Friedhöfe Wien GmbH verwaltet, einem Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke, das 2008 durch Ausgliederung der Magistratsabteilung 43 des Wiener Rathauses entstand. Auf den 46 Wiener Städtischen Friedhöfen befinden sich mehr als 600.000 Grabstellen.

Derzeit genutzte, städtische Friedhöfe

Aufbahrungshalle am Südwestfriedhof
Grabmal auf dem Pötzleinsdorfer Friedhof
Eingangsbereich des Grinzinger Friedhofs
Name Bezirk Größe
in m²
Grab-
stellen
Grabstellen
pro m²
Gewidmete
Gräber1)
Eröffnet
Friedhof Oberlaa 10., Favoriten 33.737 4.679 0,14 1 1833
Feuerhalle Simmering 11., Simmering 215.383 46.279 0,21 72 1922
Kaiserebersdorfer Friedhof 11., Simmering 12.060 1.135 0,09 2
Simmeringer Friedhof 11., Simmering 56.955 7.994 0,14 4
Wiener Zentralfriedhof 11., Simmering 2.500.000 330.000 0,13 969 1874
Altmannsdorfer Friedhof 12., Meidling 3.807 583 0,15 1784
Hetzendorfer Friedhof 12., Meidling 7.583 1.100 0,15 2 1784
Meidlinger Friedhof 12., Meidling 129.811 18.095 0,14 42 1862
Südwestfriedhof 12., Meidling 241.828 25.671 0,11 6 1921
Hietzinger Friedhof 13., Hietzing 97.175 11.207 0,12 111 1787
Lainzer Friedhof 13., Hietzing 7.248 993 0,14 3 1876
Ober Sankt Veiter Friedhof 13., Hietzing 35.886 4.655 0,13 14 1876
Baumgartner Friedhof 14., Penzing 236.362 33.339 0,14 23 1874
Friedhof Hadersdorf-Weidlingau 14., Penzing 12.868 1.884 0,15 6 1875
Hütteldorfer Friedhof 14., Penzing 49.510 4.652 0,09 9 1811
Ottakringer Friedhof 16., Ottakring 173.461 27.552 0,16 44
Dornbacher Friedhof 17., Hernals 44.047 4.778 0,11 19 1883
Hernalser Friedhof 17., Hernals 161.019 21.864 0,14 29 1872
Gersthofer Friedhof 18., Währing 31.714 4.590 0,14 7 1880
Neustifter Friedhof 18., Währing 150.851 14.835 0,10 40 1880
Pötzleinsdorfer Friedhof 18., Währing 5.544 725 0,13 7 1785
Döblinger Friedhof 19., Döbling 49.981 6.853 0,14 67 1885
Grinzinger Friedhof 19., Döbling 45.265 5.095 0,11 48 1830
Heiligenstädter Friedhof 19., Döbling 20.315 2.655 0,13 10 1873
Sieveringer Friedhof 19., Döbling 37.152 5.299 0,14 9 1885
Groß-Jedlersdorfer Friedhof 21., Floridsdorf 58.138 6.898 0,12 2 1885
Jedleseer Friedhof 21., Floridsdorf 55.994 8.448 0,15 2 1873
Friedhof Stammersdorf-Ort 21., Floridsdorf 8.217 984 0,12 3 1833
Stammersdorfer Zentralfriedhof 21., Floridsdorf 192.970 23.034 0,12 5 1903
Leopoldauer Friedhof 21., Floridsdorf 4.949 964 0,19 1
Strebersdorfer Friedhof 21., Floridsdorf 31.722 1.387 0,04 1878
Asperner Friedhof 22., Donaustadt 89.564 6.217 0,07 1892
Breitenleer Friedhof 22., Donaustadt 11.987 1.141 0,10 1909
Eßlinger Friedhof 22., Donaustadt 22.649 1.792 0,08
Friedhof Hirschstetten 22., Donaustadt 5.959 755 0,13 1 1872
Kagraner Friedhof 22., Donaustadt 55.781 8.175 0,15 3 1887
Stadlauer Friedhof 22., Donaustadt 14.788 2.399 0,16 1875
Süßenbrunner Friedhof 22., Donaustadt 5.053 409 0,08 1893
Atzgersdorfer Friedhof 23., Liesing 39.282 3.283 0,08 1825
Erlaaer Friedhof 23., Liesing 4.651 632 0,14 1869
Friedhof Liesing 23., Liesing 47.272 4.305 0,09 7 1784
Friedhof Mauer 23., Liesing 49.378 5.914 0,12 6 1867
Friedhof Rodaun 23., Liesing 12.029 1.453 0,12 1783
Friedhof Siebenhirten 23., Liesing 8.511 996 0,12
Inzersdorfer Friedhof 23., Liesing 95.056 11.426 0,12 1
Kalksburger Friedhof 23., Liesing 7.658 810 0,11 4 1892

1) Anzahl der von der Stadt Wien gewidmeten Gräber

Derzeit genutzte, konfessionelle Friedhöfe

Blick auf den alten jüdischen Friedhof (Zentralfriedhof)

Friedhöfe die nicht mehr belegt werden

Aufgelöste, in Parks umgewandelte Friedhöfe

Einzelnachweise

  1. Friedhof am Stephansplatz (Version aus dem Internet Archive vom 28. Juli 2004)

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0.
  • Christopher Dietz: Die berühmten Gräber Wiens. Falco, Klimt, Kraus, Moser, Mozart, Qualtinger, Schiele, Schubert, Strauß u.v.a. Fotos von Wolfgang Ilgner, Sigrid Riedl-Hoffmann und Frank Thinius. Perlen-Reihe, Wien-München 2000, ISBN 3-85223-452-2.

Weblinks


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