Litobratrice

Litobratrice
Litobratřice
Wappen von Litobratřice
Litobratřice (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 1995 ha
Geographische Lage: 48° 53′ N, 16° 24′ O48.88222222222216.4220Koordinaten: 48° 52′ 56″ N, 16° 24′ 0″ O
Höhe: 220 m n.m.
Einwohner: 506 (28. August 2006)
Postleitzahl: 671 78
Verkehr
Straße: Trnové Pole – Hrušovany nad Jevišovkou
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Milan Kadlečík
Adresse: Litobratřice 187
671 78 Jiřice u Miroslavi

Litobratřice (deutsch Leipertitz) ist eine Gemeinde im Jihomoravský kraj (Region Südmähren), Bezirk Znojmo in der Tschechischen Republik. Sie liegt 18 Kilometer südöstlich von Moravský Krumlov.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ort ist umgeben von Feldern mit sanften Anhöhen, kleinen Bächen und Wäldchen. Am südlichen Horizont befindet sich die Staatzer Burgruine und südöstlich die Pollauer Berge (tschechisch: Pálava). Robinien umgeben den Ort. Weithin sichtbar ist das Wahrzeichen der Gemeinde, die Kirche mit dem 37 m hohen Kirchturm. Der nach dem Dorfe benannte Ortsbach entspringt in einigen Quellen in der Nordwestecke des Gemeindegebietes, speist zuerst den künstlich angelegten Ortsteich, durchfließt dann in südöstlicher Richtung das Gemeindegebiet und vereinigt sich in der Dümholzer Au mit der Thaya.

Geschichte

Leipertitz wurde erstmals 1278 unter dem Namen Lupratitz als größerer Ort mit Kirche und Pfarrei beurkundet. 1395 ist der Ort als Lonpraticz in Besitz der Benediktinerabtei Wilomow. Im Jahre 1450 entriß der Kromauer Gutsherr Heinrich von Lipa der Abtei die Pfarrei samt Zehent und Hof. 1672 erscheint in den Chroniken Leypertitz und ab 1718 Leipertitz.

Die Anlage des Ortes sowie die „ui“- Mundart (mittelbairisch) weisen auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie v. a. im 11./12. Jahrhundert erfolgte.

Über dem Bach brannte 1842 die ganze Nordseite des Dorfes ab, auch 1860 gab es eine große Feuersbrunst. Von den Franzosen 1809, 1813 und Preußen 1866 wurde Leipertitz arg heimgesucht. Hunderte Ortsbewohner erlagen 1714 bzw. 1855 der Pest und 1866 der Cholera.

Im 30-jährigen Krieg vernichteten die Schweden den Ort Paulowitz 3 km südlich von Leipertitz. Der herrenlose Grundbesitz kam zur Gänze zu Leipertitz.

Die beiden schwefelhaltigen Brunnen, der eine direkt im Ort und der zweite an der Südseite (Paulowitz), wurden nie für Heilzwecke genutzt. Untersuchungen aus dem Jahre 1995 attestieren einen riesigen, wirtschaftlich nutzbaren Heilwassersee unter Litobratřice. Geschichtsträchtig sind die unterirdischen mannshohen Gänge, die in südöstlicher Richtung längs der linken Häuserzeile im Großen Dorf verlaufen.

Im Ersten Weltkrieg bzw. Zweiten Weltkrieg hatten die Ortsbewohner 48 bzw. 94 Gefallene zu beklagen. Am 20. Mai 1945 nahmen tschechische Hausverwalter den Ort in Besitz und verhängten das Standrecht. Bereits vor dem Potsdamer Erklärungen flüchtete ein Teil der Bevölkerung nach Österreich. Die restlichen Ortsbewohner wurden zwischen 8. März und 25. Juli 1946 aufgrund der Beneš-Dekrete nach Deutschland abgeschoben und der Ort neu besiedelt. Bei und nach Kriegsende fanden dreizehn Leipertitzer Zivilpersonen den Tod. In den 1950er Jahren wurden in Litobratřice die meisten der Bewohner des von der Talsperre Vír überfluteten Dirfes Korouhvice angesiedelt. 1995 renovierten die Vertriebenen einen Teil des Ortsfriedhofes und die 45 noch vorhandenen Gräber ihrer Verstorbenen. Ein Gedenkstein erinnert an die Gefallenen beider Weltkriege, er ist auch Ersatz für das 1921 errichtete Kriegerdenkmal, auf dem 1945 alle Namen entfernt und das ursprüngliche Kreuz durch einen roten Stern ersetzt wurde.

Matriken werden ab 1563 geführt. Die Geburtsmatriken bis 1900, die Trauungsmatriken bis 1830, die Sterbematriken bis 1849 liegen im Mährischen Landesarchiv Brünn, die Matriken jüngeren Ursprungs im Gemeindeamt des Nachbarortes Grusbach (Hrušovany nad Jevišovkou).

Volkszählung ha Häuser Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Tschechen Deutsche Andere
1793 155 821
1836 213 979
1850 1109
1869 250 1202
1880 284 1326 13 1312 1
1900 2226 291 1267 15 1252 0
1910 2226 307 1286 0 1279 7
1921 2225 315 1320 11 1276 33
1930 2225 350 1318 40 1256 22
1939 1332
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche St. Georg: Pfarrei und Kirche von Leipertitz wird schon 1278 urkundlich erwähnt, sie ist demnach eine der ältesten Dorfpfarreien Südmährens. Da sie später schon sehr baufällig war und ein – wie die Pfarrchronik sagt – „undenkliches Alter“ hatte, wurde sie 1789 neu erbaut. Der gefällige Innenraum der Kirche zeigt am Hochaltar den Kirchen- und Gemeindepatron, den heiligen Georg. Es ziert die „Himmelskönigin“ (Muttergottes mit Jesukind) den Seitenaltar. Prächtig auch der sehr alte steinerne Taufbrunnen.
  • Der Gottesacker war bis 1790 um die Kirche. Noch heute ist unter der Sakristei eine Gruft mit Totengebeinen aus dem alten Kirchhof. Der neue, außerhalb des Ortes angelegte Friedhof, erhielt 1818 ein großes steingehauenes Friedhofskreuz.
  • Statue der Hl. Dreifaltigkeit
  • Statue des Hl. Johannes von Nepomuk (von Ignaz Lengelacher)
  • Statuengruppe der Heiligen Familie
  • Volksschule: Durch den Gutsherrn von Mährisch-Kromau wurde 1674 die einklassige Volksschule gegründet (Haus 134). 1818 errichtete Fürst von Liechtenstein ein neues Schulgebäude. 1842 brannte es ab, wurde wieder aufgebaut und 1869 auf zwei Klassen vergrößert (Haus 112). 1884/85 wurde eine neue stockhohe, den Ortskern beherrschende, Volksschule erbaut (Haus 290).

Persönlichkeiten

  • Richter Josef, geboren 8.Jänner 1843: Spielleiter, Schauspieler, Schriftsteller
  • Matzka Wilhelm (1798-1891), ordentlicher Professor der Mathematik an der Karlsuniversität in Prag.

Literaturhinweise

  • 805/139; Heraldika 77/33, SM 86Nl und IX, 87142 und 88/5;
  • CDM IV/401, XII/283; Urbar Mähr.Kromau 1643; SOA Brünn D 2/134 und G 125/130;
  • Hans Lederer: Eine kurze Besiedlungsgeschichte des Thaya-Schwarza-Raumes v.~1 6 Jhd.
  • Schwetter/Kern: Abriß der Geschichte Mährens (1884)
  • Szegeda, Wilhelm: Bezirkskunde des Schulbezirkes Nikolsburg, einschließlich der Städte Břeclav und Hodinin, (1935), Leipertitz Seite 78.
  • Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984.
  • Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna (1946).
  • Johann Zabel: Leipertitz, Heimatbuch Wien (1955).
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, 1990, Leipertitz Seite 16.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, (1992) Leipertitz Seite 118-119.
  • Leopold Fink: Leipertitz – Tief sind die Spuren Wien (1995).
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens, Band III (2001) Leipertitz Seite 237, 248, 414, 421, 423, 425, 558, 573.
  • Gerald Frodl, Wilfried Blaschka: Südmähren von A-Z (2006) Leipertitz Seite 105-109.
  • Elfriede Klien-Paweletz: Die südmährischen ITZ-Dörfer und die Anfänge der Siedlungsgeschichte in Südmähren (2007).

Weblinks


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