Lochheimer Liederbuch

Lochheimer Liederbuch

Das Lochamer-Liederbuch (auch: Locheimer oder Lochheimer Liederbuch) ist eine umfangreiche Samm­lung deutschsprachiger Lieder am Übergang vom Spätmittelalter zur Renaissance. Es stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Liederhandschrift umfasst auf 93 Seiten ca. 50 ein- bis dreistimmige Lieder (Unterschiedliche Zählweisen rühren daher, dass zwei Lieder in je zwei Varianten, sowie zwei weitere Melodien nur in Teilen und ohne Text bzw. Titel enthalten sind). Für fast die Hälfte dieser Lieder stellt sie die einzige Quelle dar. Der Hauptschreiber war ein Frater Jodocus von Windsheim, der wohl der Schule um den Nürnberger Komponisten und Organisten Conrad Paumann zuzuordnen ist. Die Einträge sind auf die Jahre 1452 bis 1460 datiert. Die Handschrift ist nach einem ihrer ersten Besitzer benannt, dem Nürnberger Patrizier Wolflein von Lochamer (um 1500). Die Liedersammlung dokumentiert u.a. das verstärkte Aufkommen weltlichen Liedgutes neben den kirchlichen Liedern. Dazu zählen u.a. All mein’ Gedanken, die ich hab’, Ich fahr dahin, Der Wald hat sich entlaubet und Ich spring an diesem Ringe. Einzelne Lieder der Handschrift können konkreten Autoren des Spätmittelalters zugeordnet werden, nämlich dem Mönch von Salzburg sowie Oswald von Wolkenstein (Wach auf mein Hort).

Der zweite Teil der Handschrift umfasst unter dem Namen Fundamentum organisandi 31 Orgeltabulaturen von Conrad Paumann. Die beiden Teile entstanden zunächst unabhängig voneinander, wurden jedoch vermutlich schon bald nach der Entstehung zu einem Band verbunden. Das Fundamentum organisandi ist auch im Buxheimer Orgelbuch überliefert.

Das Lochamer-Liederbuch war ein wertvoller Bestandteil der Bibliothek der Fürsten zu Stolberg-Wernigerode in Wernigerode in der dortigen Orangerie im Lustgarten. Seit 1931 befindet sich das Original in der Staatsbibliothek zu Berlin.

Diese Liederhandschrift wurde von Friedrich Wilhelm Arnold kritisch bearbeitet und in Friedrich Chrysanders Jahrbuch für musikalische Wissenschaft, Bd. 2 (Leipzig 1867), erstmals veröffentlicht.

Aufnahmen/Tonträger

  • 14 Lieder und Instrumentalstücke aus dem Locheimer Liederbuch und dem Fundamentum Organisandi von Conrad Paumann; Hans Sachs: 5 Lieder. Nürnberger Gambencollegium, Josef Ulsamer. Archiv Produktion APM 14822 [LP, mono]. 1964
  • Das Lochamer Liederbuch (The Locham Song Book). German Popular Songs from the 15th Century. Martin Hummel (Bariton), Ensemble Dulce Melos, Marc Lewon (Leitung). Naxos 8.557803. 2008

Literatur

Moderne Ausgaben

  • Konrad Ameln (Hrsg.): Lochamer-Liederbuch und das Fundamentum organisandi von Conrad Paumann. Faksimile-Nachdruck. Bärenreiter, Kassel 1972, ISBN 3-7618-0406-7
  • Walter Salmen, Christoph Petzsch (Hrsg.): Das Lochamer-Liederbuch. Denkmäler der Tonkunst in Bayern: N. F., Sonderband 2. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1972
  • Marc Lewon: Das Lochamer Liederbuch in neuer Übertragung und mit ausführlichem Kommentar. 3 Bände. Verlag der Spielleute, Reichelsheim 2007–2009, ISBN 978-3-927240-83-4/ISBN 978-3-927240-84-1/ISBN 978-3-927240-85-8

Sekundärliteratur

  • Johannes Kandler: Wie klingt die Liebe? Anmerkungen zur Wechselwirkung von Musik und Text im Lochamer-Liederbuch. In: Deutsche Liebeslyrik im 15. und 16. Jahrhundert. Amsterdam [u.a.] 2005, S. [47] - 64
  • Christoph Petzsch: Das Lochamer-Liederbuch. Studien. Beck, München 1967
  • Walter Salmen: Das deutsche Tenorlied bis zum Lochamer Liederbuch. o.O. 1949
  • Walter Salmen: Das Lochamer Liederbuch: Eine musikgeschichtliche Studie. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1951

Weblinks


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