Lohr a. Main

Lohr a. Main
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Lohr a.Main
Lohr am Main
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lohr a.Main hervorgehoben
49.9936111111119.5783333333333Höhenangabe falsch oder mehr als zwei NachkommastellenKoordinaten: 50° 0′ N, 9° 35′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Main-Spessart
Höhe: 160–350 m ü. NN
Fläche: 90,44 km²
Einwohner: 15.944 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 176 Einwohner je km²
Postleitzahl: 97816
Vorwahlen: 09352
09355 (Ruppertshütten)
09359 (Halsbach)
Kfz-Kennzeichen: MSP (früher LOH)
Gemeindeschlüssel: 09 6 77 155
Stadtgliederung: 10 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Schlossplatz 3,
97816 Lohr a.Main
Webpräsenz:
Bürgermeister: Ernst-Heinrich Prüße (CSU)
Die Stadtpfarrkirche St. Michael

Lohr am Main (amtlich: Lohr a.Main) ist eine Stadt im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart. Sie liegt am Main im Spessart etwa auf halber Strecke zwischen Würzburg und Aschaffenburg in Unterfranken. Lohr ist Mittelzentrum und Sitz, aber nicht Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Lohr am Main.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geografische Lage

Lohr liegt am Ostabhang des Spessart an einer Flussbiegung des Mains, der hier nach Süden schwenkt. Damit beginnt das Mainviereck (Südteil des Spessart). In Lohr mündet die Lohr in den Main.

Geologie

Der Untergrund besteht im Wesentlichen aus Sedimentgesteinen. Im Spessart findet sich viel Buntsandstein, im Osten schließt sich die fränkische Platte an, die überwiegend aus Muschelkalk besteht.

Stadtgliederung

Zur Stadt Lohr am Main gehören die Stadtteile: Halsbach, Lindig, Pflochsbach, Rodenbach, Ruppertshütten, Sackenbach, Sendelbach, Steinbach und Wombach.

Es existieren folgende Gemarkungen: Halsbach, Lohr a.Main, Pflochsbach, Rodenbach, Ruppertshütten, Sackenbach, Sendelbach, Steinbach, Wombach.

Außerdem hat die Stadt Lohr am Main in den Gemarkungen anderer Gemeinden Flächenbesitz, nämlich in den Gemarkungen Partenstein, Gemünden, Rechtenbach.

Nachbargemeinden

An Lohr grenzen folgende Gemeinden (im Uhrzeigersinn von Norden beginnend): Partenstein, Frammersbach, Flörsbachtal, Fellen, Burgsinn, Rieneck, Neuendorf, Gemünden am Main, Karlstadt, Steinfeld, Neustadt am Main, Rechtenbach.


Geschichte

Der Bayersturm

Die Stadt Lohr am Main ist spätestens seit dem 8. Jahrhundert besiedelt und war bei der ersten erhaltenen urkundlichen Nennung im Jahr 1295 schon Kernort der Grafschaft Rieneck. 1333 erhielt Lohr das Stadtrecht, erklärbar aus den Auseinandersetzungen um das Erbe der ausgestorbenen Linie der Grafen von Rieneck-Rothenfels. Stadt war der Ort zu diesem Zeitpunkt schon lange. Stadtherren waren die Grafen von Rieneck, Lehnsherr der Erzbischof von Mainz (nachweisbar erst 1366). 1559, nach dem Tod des letzten Rienecker Grafen Philipp III., kam Lohr als heimgefallenes Lehen an das Erzstift Mainz. 1603 bis 1618 fielen im Zuge der Rekatholisierung viele Bürger der Hexenverfolgung zum Opfer. Das Oberamt des Erzstiftes Mainz wurde 1803 zugunsten des Fürstentums Aschaffenburg des Fürstprimas von Dalberg säkularisiert und fiel mit dessen Fürstentum 1814 (damals ein Departement des Großherzogtums Frankfurt) an Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Stadtgemeinde. 1875 kam es zum Bau der alten Mainbrücke. 1936 erfolgte die Gründung der Lindigsiedlung, 1939 die Eingemeindung von Sendelbach.

In der Zeit der NS-Gewaltherrschaft zwischen 1940 und 1945 wurden aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt (heute Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie) über 600 Kinder, Frauen und Männer im Rahmen der "Euthanasie"-Tötungsaktion T4 in die Tötungsanstalten Sonnenstein und Grafeneck sowie in die KZ Auschwitz und KZ Mauthausen deportiert. Seit 1993 erinnert ein in die Straße eingelassenes Bronzerelief des Künstlers Rainer Stoltz an diese Opfer des NS-Regimes. Am 2. April 1945 wurde der Bürger von Lohr Dr. Karl Brand ermordet, weil er die Stadt den US-Truppen kampflos übergeben wollte. Daran erinnert seit 1979 ein Gedenkstein.[1]

1972 bis 1978 erfolgte die Eingemeindung der Umlandgemeinden Halsbach, Rodenbach, Ruppertshütten, Sackenbach, Steinbach, Wombach und Pflochsbach. Am 1. Juli 1972 wurde der Großteil des Landkreises Lohr Teil des neuen „Landkreis Mittelmain“, der 1973 seine heutige Bezeichnung „Landkreis Main-Spessart“ erhielt. Als Kreisstadt wurde zunächst Lohr am Main bestimmt. Im Oktober 1972 entschied man sich jedoch für Karlstadt als neuer Kreissitz und verlegte das Landratsamt von Lohr nach Karlstadt.

Literatur zur Stadtgeschichte: Ruf, Theodor: Die Grafen von Rieneck. Genealogie und Territorienbildung. Würzburg 1984

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Lohrer Schloss

Im Lohrer Schloss ist das Spessartmuseum untergebracht, das sich hauptsächlich mit Wirtschaft und Handwerk, aber auch mit der Geschichte des Raumes Spessart befasst.

Im Stadtteil Sendelbach gibt es ein anschauliches Schulmuseum mit den Schwerpunkten Kaiserreich (1871-1918) und Drittes Reich (1933–1945).

Deutschlands kleinstes Museum findet sich in der Haaggasse in einem denkmalgeschützten ehemaligen Transformatorenhäuschen: Lothar Vormwald stellt dort Isolatoren aller Art aus.

Bauwerke

Altes Rathaus

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind Altes Rathaus (1599-1602), Lohrer Schloss (Kurmainzer Schloss, 15.-17. Jh.), Bayersturm (Stadtturm, 1330-1385), Pfarrkirche (12.-15. Jh.), Reste der Stadtbefestigung, historisches Fischerviertel, fränkische Altstadt mit vielen Fachwerkbauten, Kloster Mariabuchen, Barockschloss und -kirche in Steinbach.

Seit 1875 wird der Main von der Alten Mainbrücke überspannt. Hundert Jahre später folgte der alten Bogenbrücke die 417 m lange Neue Mainbrücke, eine Spannbetonkonstruktion.


Regelmäßige Veranstaltungen

Die Lohrer Karfreitagsprozession zieht jedes Jahr tausende Besucher an. 13 lebensgroße Figuren stellen den Leidensweg Christi dar. Die Figuren werden getragen und betreut von Angehörigen der verschiedenen Handwerkerinnungen. Die Prozession ist der Rest einer ursprünglich noch viel größeren barocken Bilderprozession. Entstanden ist sie wohl in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die älteste gesicherte Erwähnung in den Kirchenrechnungen der Pfarrei St. Michael stammt aus dem Jahr 1656. Auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1666 geht der Brauch der Lohrer Bürger zurück, alle Jahre am Gedenktag des hl. Rochus (16. August) in einer Prozession zum Valentinusberg über der Stadt zu ziehen und dort einen feierlichen Gottesdienst zu Ehren der Allheiligsten Dreifaltigkeit zu halten.

Unter Spessartsommer wird eine Reihe von Volksfesten zusammengefasst wie Lohrer Tanzfest, Altstadtfest, City-Festival und Klingendes Lohr.

Herausragende Bedeutung hat die Spessartfestwoche, die zehn Tage lang um den 1. August herum stattfindet. Ein bayerisches Bierzelt mit 4.500 Sitzplätzen und Live-Musik, ein Biergarten direkt am Mainufer mit weiteren 2.000 Sitzplätzen bilden den Kern der Veranstaltung, ein Rummelplatz mit Fahrgeschäften, sowie ein großes Abschlussfeuerwerk runden es ab. Im Jahr 2008 fand die 63. Spessartfestwoche statt. 23.416 Fahrgäste benutzten dabei die 12 Linien des Festwochen-Expresses (Sonderbuslinien).

Kabarett- und Laientheaterveranstaltungen in Lohr und Stadtteilen.

Städtepartnerschaften

Die Stadt Lohr am Main unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Patenschaft

  • 1956 wurde die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt und dem Kreis Preßnitz übernommen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Lohr am Main ist der wirtschaftlich wichtigste Standort im Landkreis Main-Spessart. Von etwa 12.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wohnen nur etwa 5.500 in Lohr. Die größere Zahl, etwa 6.200 Beschäftigte, pendelt jeden Tag nach Lohr. Vergleicht man Lohr am Main mit der Kreisstadt Karlstadt, fällt die Bedeutung Lohrs noch stärker auf. Bei etwa der gleichen Zahl an Einwohnern hat Lohr am Main nur eine Verschuldung pro Kopf von etwa 160 Euro und etwa dreimal so viele Arbeitsverhältnisse. Die hohe Zahl an Arbeitsplätzen und großen Unternehmen spiegelt sich auch in den Steuereinnahmen pro Kopf wider. Diese lagen im Jahr 2005 bei ca. 1000 €/pro Kopf.

Ansässige Unternehmen

Wichtige Arbeitgeber in Lohr sind:

  • Bosch Rexroth AG (Hydraulik, Maschinenbau und Automationstechnik) mit 6.620 Beschäftigten
  • Bezirkskrankenhaus Lohr (Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin) mit 607 Beschäftigten
  • Gerresheimer Lohr GmbH (Glaserzeugnisse) mit 350 Beschäftigten
  • ATY Automotive & Industrial Components GmbH (Automobilzubehör) mit 250 Beschäftigten
  • Nikolaus Sorg GmbH & Co KG (Glasverarbeitungsanlagen und Zubehör) mit 165 Beschäftigten
  • Walter Hunger KG (Hydraulikkomponenten) mit 160 Beschäftigten
  • OWI Oskar Winkler GmbH & Co.KG (Formteile aus Holz und Kunststoffen) mit 120 Beschäftigten
  • hinzu kommen diverse holzverarbeitende Betriebe

Die Stadt Lohr am Main ist mit einer Waldfläche von über 4.000 ha einer der größten Kommunalwaldbesitzer in Bayern. Der Wald der Stadt Lohr ist ein nach den Grundsätzen der Arbeitsgemeinschaft naturgemäßer Waldwirtschaft (ANW) bewirtschafteter Laubmischwald. Seit dem Jahr 2000 ist der Stadtwald Lohr nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert.

Verkehr

Schiene

Die Main-Spessart-Bahn (Kursbuchstrecke 800) aus Würzburg und Gemünden kommend verlässt auf dem Weg nach AschaffenburgFrankfurt am Main das Maintal und durchquert den Spessart.

Die Bahnstrecke Lohr–Wertheim von Lohr Bahnhof über Lohr Stadt war eine eingleisige, nicht elektrifizierte und normalspurige Strecke nach Wertheim; der Personenverkehr zwischen Lohr Stadtbahnhof und Wertheim wurde am 30. Mai 1976 eingestellt, der Abschnitt Lohr Bahnhof–Lohr Stadt folgte am 22. Mai 1977. Dort wird heute noch Güterverkehr bedient. Der ehemalige Haltepunkt Lohr Stadt ist als "Stattbahnhof" ein Lokal neben dem Parkdeck und dem Busbahnhof.

Ein direkter Früh-InterCity nach München wurde durch eine Regionalbahn nach Würzburg ersetzt, als 2006 die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt–München in Betrieb genommen wurde. Nächste ICE-Halte sind Aschaffenburg und Würzburg.

Am östlichen Rand des Gemeindegebiets verläuft ein kurzes Stück des Mühlbergtunnels der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg in Nord-Süd-Richtung. Auf dem Gebiet der Gemeinde liegt auch ein Abschnitt der Nantenbacher Kurve mit dem Schönraintunnel.

Straße

Lohr liegt an der B 26, der B 276, der Staatsstraße 2435 und der Staatsstraße 2315. Die nächsten Autobahnen sind die BAB 3 (München - Würzburg - Frankfurt/Main, Anschlussstellen Weibersbrunn, Hösbach und Marktheidenfeld, sowie die BAB 7 (Würzburg - Kassel), Anschlussstelle Hammelburg.

Wasserstraße

Der Main ist eine Bundeswasserstraße erster Ordnung, für die das Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt zuständig ist.


Gasthaus Krone 1589


Öffentliche Einrichtungen

Lohr verfügt über ein Kreiskrankenhaus mit den Fachrichtungen Chirurgie, Innere Medizin, Anästhesie, Neurologie, Gynäkologie, Urologie, Augenheilkunde und HNO, sowie über das Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Forensische Medizin des Bezirks Unterfranken.

Schneewittchenspiegel im Schloss

Bildung

  • Grundschulen: Lohr am Main, Rodenbach, Sackenbach, Sendelbach, Wombach
  • Förderschule: St. Kilian-Schule Sonderpädagogisches Förderzentrum Marktheidenfeld - Lohr
  • Förderschule: St. Nikolaus-Schule Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
  • Hauptschule: Gustav-Woehrnitz-Volksschule Lohr am Main
  • Realschule: Georg-Ludwig-Rexroth-Realschule
  • Gymnasium: Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium, hum. neusprachlicher und mathem. naturwissenschaftlicher Zweig
  • Berufsschule: Staatl. Berufsschule Main-Spessart mit Berufsaufbauschule und Ausbildungszentrum
  • Berufsfachschule - Berufsfachschule für Krankenpflege
  • Forstschule: Bayer. Forstschule
  • Forsttechnikerschule: Bayer. Technikerschule für Waldwirtschaft

Weitere Bildungseinrichtungen

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstiges

  • Lohr gilt als mögliche Geburtsstadt von Schneewittchen.
  • In Lohr betreibt der Verein „Bürgernetz Mainspessart e. V.“ seine Technik für das Größte zusammenhängende WaveLan-Netz Europas. Das sogenannte Funknetz Wavelink wird Vereinsintern allen Mitgliedern angeboten, die im Gebiet zwischen Gemünden und Erlach wohnen.
  • Gebürtige Lohrer werden „Mopper“ genannt, die Zugereisten „Schnüdel“.
  • Das sechste Buch (Mr. Monk in Germany) zur US-Fernsehserie Monk spielt in Lohr.

Einzelnachweise

  1. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 161

Weblinks


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