Lolium temulentum

Lolium temulentum
Taumel-Lolch

Taumel-Lolch (Lolium temulentum)

Systematik
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Lolch (Lolium)
Art: Taumel-Lolch
Wissenschaftlicher Name
Lolium temulentum
L.

Der Taumel-Lolch (Lolium temulentum) ist eine Art aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Sein Name beruht auf den Vergiftungserscheinungen, die in der Vergangenheit nach dem Verzehr von mit Taumel-Lolch verunreinigtem Getreide auftraten.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Taumel-Lolch ist ein einjähriges, grünes bis bläulich-grünes Gras, das büschelig oder mit einzelnen Halmen wächst. Die Halme werden 20 bis 90, selten bis 120 cm hoch, stehen aufrecht oder wachsen gekniet-aufsteigend. Sie sind kahl, glatt und nur unterhalb der Ähre rau. Sie sind unverzweigt oder an der Basis verzweigt, die untersten Knoten können bewurzelt sein. Die Blattscheiden sind glatt bis leicht rau und kahl. Das Blatthäutchen ist ein 1 bis 2 mm langer Saum. Die Blattspreiten sind 6 bis 30 cm lang und 2 bis 8 (selten 12) mm breit. In der Knospenlage sind sie zusammengerollt, später flach ausgebreitet. Die Spreiten sind kahl, die Oberseite und die Ränder sind rau. Die Unterseite ist glänzend. An der Basis sitzen zwei sichelförmige, halmumgreifende Öhrchen, die allerdings auch fehlen können.

Die aufrechte Ähre ist 5 bis 25 cm lang und weist eine geschlängelte Spindel auf. Die Ährchen sind wechselständig, bestehen aus 4 bis 10 (selten bis 15) Blütchen und sind ohne Granne 15 bis 20 mm lang. Die Ährchenachse ist zwischen den Blütchen auffällig lang. Die obere Hüllspelze ist nur beim obersten Ährchen vorhanden. Die untere ist 5- bis 9-nervig, 7 bis 30 mm lang, von lanzettlicher, schmal abgerundeter Gestalt, derbhäutig, steif und mit zarthäutigen Rändern. Die Deckspelzen sind innerhalb eines Ährchens sehr verschieden lang. Die unterste ist 5- bis 9-nervig, 5 bis 8,5 mm lang, von eiförmiger bis breit-elliptischer Gestalt, zu Beginn derbhäutig und zäh, später hart bis knorpelig werdend. Das obere Ende ist häutig, glatt und kahl. 0,5 bis 2 mm vom oberen Rand entfernt sitzt eine bis 20 mm lange Granne, die aber auch fehlen kann. Die Vorspelzen sind zweinervig, gleich lang wie die Deckspelzen und rund 2,5 mm breit. Die Staubbeutel sind 2 bis 3,5 mm lang. Blütezeit ist im Juni und Juli.

Die Karyopse ist 4 bis 7 mm lang, glatt und kahl. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.

Die Pflanze ist oft vom endoparasitischen Pilz Neotyphodium coenophialum[1] (ein Verwandter des Mutterkornpilzes) befallen, der u. a. neurotoxische Indolalkaloide bildet, wodurch die gesamte Pflanze giftig wird. Da der Taumel-Lolch früher häufig in Getreideäckern wuchs, gelangten oft Samen in das Mahlgut und in das Mehl. Durch den Genuss des so verunreinigten Mehles kam es zu Vergiftungserscheinungen wie Schwindel (Taumeln) und Sehstörungen, in seltenen Fällen sogar zum Tod. Heute kommt dies aufgrund der Anwendung von Pestiziden und der Getreidereinigung nicht mehr vor. [2]

Verbreitung und Standorte

Der Taumel-Lolch ist ursprünglich im Mittelmeer-Gebiet beheimatet.[3] Mit dem Ackerbau breitete er sich in den gemäßigten Zonen aus. In Deutschland wird er als Archäophyt eingestuft, gilt inzwischen aber als ausgestorben bzw. verschollen.[4]

Der Taumel-Lolch war in der Vergangenheit vor allem in regenreichen Jahren ein ertragsschädigendes Unkraut, besonders in Hafer- und Sommergerste-Feldern. Heute ist er in vielen Gebieten ausgestorben oder verschollen. Die Art wächst noch auf Schuttplätzen, an Güterplätzen und in Hafenanlagen, auf Ödland und an Wegrändern. Sie kommt auf frischen, nährstoff- und basenreichen, eher kalkhaltigen Lehm- und Lössböden vor, ist ein Nährstoffzeiger und eine Lichtpflanze.

Pflanzensoziologisch ist Taumel-Lolch eine Klassenkennart der Getreideunkraut-Gesellschaften (Secalietea cerealis).

Belege

  • H. J. Conert: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands erkennen und bestimmen. Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin, Wien 2000. ISBN 3-8263-3327-6

Einzelnachweise

  1. Index Fungorum, abgerufen 28. August 2008.
  2. Frohne/Jensen: Systematik des Pflanzenreichs. Stuttgart, G. Fischer 1992
  3. C.E. Hubbard: Grasses. A Guide to their Structure, Identification, Uses and Distribution in the British Isles. Penguin, London 1992, S. 153. ISBN 0-14-013227-9
  4. FloraWeb, abgerufen am 13. August 2008.

Weblinks


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