Lorenzo Ganganelli

Lorenzo Ganganelli
Clemens XIV.
Das Wappen Clemens' XIV.

Clemens XIV., bürgerlich: Lorenzo Ganganelli, eigentl. Giovanni (Gian) Vincenzo Antonio Ganganelli, (* 31. Oktober 1705 in Santarcangelo di Romagna bei Rimini; † 22. September 1774 in Rom) war von 1769 bis 1774 Papst.

Ganganelli wurde am 31. Oktober 1705 als Sohn des Gemeindearztes in Sant'Arcangelo bei Rimini geboren und 2. November getauft. Die Ausbildung in Verucchio und ab 1717 in Rimini wurde ihm durch die Unterstützung eines Verwandten und des Mailänder Grafen Barnaldi ermöglicht. Beeindruckt vom franziskanischen Leben, tat er am 15. Mai 1723 bei den Minoriten in Mondaino ein und wählte in Erinnerung an seinen Vater den Ordensnamen Lorenzo. Nach dem Noviziat in Urbino legte er am 18. Mai 1724 die Ordensgelübde ab. Zwischen 1724 und 1728 lebte er in verschiedenen Ordenshäusern in Pesaro, Recanati und Fano, wo er vor allem Theologie studierte. Danach setzte er seine Studien (von 1728 bis 1731) am römischen Kolleg S. Bonaventura unter Leitung von Antonio Lucci, dem späteren Bischof von Bovino, fort. Anschließend lehrte er zehn Jahre lang Philosophie und Theologie in Ascoli, Bologna und Mailand. Wenige Schriften aus dieser Zeit bezeugen seine guten Beziehungen zu den Jesuiten, wie die Ignatius von Loyola gewidmete Diatriba theologica historico-critico-dogmatica. Im Jahre 1740 kehrte er als Regent in das Kolleg S. Bonaventura zurück und lebte im Kloster SS. Apostoli.

Den guten Kontakten zu einigen Mitgliedern der Kurie, vor allem zu Kardinal Andrea Negroni, einem engen Mitarbeiter Benedikts XIV., verdankte er 1746 seine Ernennung zum Konsultor des Heiligen Offiziums (der heutigen Kongregation für die Glaubenslehre). Während seiner Tätigkeit in der Indexkongregation wurden zahlreiche Werke der französischen Aufklärer verboten.

Ganganellis galt als fähiger, intelligenter und umsichtiger Berater der Inquisition. Am 24. September 1759 wurde er zum Kardinal erhoben und erhielt als Titelkirche „S. Lorenzo in Panispema“, die er später mit „SS. Apostoli“ tauschte.

Das dreimonatige Konklave nach dem Tod von Clemens XIII. war überschattet von der Jesuitenfrage und dem Druck, den die bourbonischen Staaten Portugal, Spanien und Frankreich auf das Kardinalskollegium ausübten. Es standen sich zwei Parteien gegenüber: Kardinäle, die den bourbonischen Kronen nahe standen und Gegner der Jesuiten waren, und die Gruppe der Zelanti, Freunde des Ordens. Nach dem 185. Wahlgang einigten sich die Kardinäle auf Ganganelli, der am 19. Mai 1769 zum Papst gewählt wurde und im Gedenken an seinen Vorgänger den Namen Clemens annahm. Am 28. Mai 1769 wurde er zum Bischof geweiht und am 4. Juni bestieg er den päpstlichen Thron.

Als Angehöriger der franziskanischen Ordensgemeinschaft und von bürgerlicher Herkunft unterbrach er die lange Reihe von Päpsten, die aus angesehenen italienischen Adelsfamilien stammten. Er schlug auch einen neuen politischen Kurs ein, indem er versuchte, sich mehr auf Mitarbeiter seines direkten Vertrauens zu stützten. In der Jesuitenfrage wollte der neue Papst vor allem Zeit gewinnen, da er im Konklave beide Parteien im Unklaren über seine Position gelassen hatte. In seinem Bemühen um eine Aussöhnung mit den bourbonischen Staaten bestimmte er zunächst die Aufhebung der Bannbulle In coena Domini, die ab Gründonnerstag 1770 nicht mehr öffentlich verlesen wurde. Durch dieses Zugeständnis an die bourbonische Forderung erreichte er, dass die päpstliche Nuntiatur in Portugal wieder eröffnet wurde. Doch der französische, spanische und neapolitanische König bestanden weiter auf der Aufhebung des Jesuitenordens. Sie versprachen zum einen die Rückgabe von Avignon und Benevent, das von Frankreich und Neapel besetzt war, drohten jedoch anderseits, sich sogar von Rom loszusagen. Unter diesem Druck schloss der Papst am 17. Oktober 1772 das Collegium Romanum, das römische Seminar, und auch die Ordenshäuser im Kirchenstaat und erlaubte im Februar dem Erzbischof von Bologna, eine apostolische Visitation bei den Jesuiten durchzuführen. Am 21. Juli 1773 verordnete Clemens schließlich mit dem Breve (also nicht in einer "Päpstlichen Bulle, sondern „per Brief“ mittels untergeordneter Rechtsform) Dominus ac redemptor noster die Aufhebung des Jesuitenorden (siehe auch: Jesuitenverbot). Das Breve beginnt mit einem Hinweis des Papstes auf seine Bemühungen um das friedliche Zusammenleben, gefolgt von einer Aufzählung von gegen den Orden erhobenen Vorwürfen von Sixtus V. bis Benedikt XIV. Das Wohl aller Staaten im Auge behaltend, habe er der Forderung der Herrscher Frankreichs, Spaniens, Portugals und Siziliens nachgegeben und dem Orden jede Funktion und Verwaltung aberkannt.

Clemens glaubte in den letzten Monaten seines Pontifikates, dass ihn die Oberen des Jesuitenordens noch aus ihren Zellen in der Engelsburg vergiften wollten. Dies wird von heutigen Historikern zumeist als Verfolgungswahn angesehen. Demgegenüber kritische Stimmen vertreten oft den Standpunkt, dass Clemens das Jesuitenverbot zusätzlich mit einer Bulle verschärfen wollte und in der Nacht vor derer Unterzeichnung umgebracht wurde.

Ab März 1774 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide. Er starb am 24. September 1774. Zunächst wurde er im Petersdom beigesetzt, dann aber 1802 in seine Kardinal-Titelkirche »SS. Apostoli« überführt.

Nachdem der Papst gestorben war, untersuchte eine internationale Ärztegemeinschaft den Leichnam Ganganellis auf Spuren von Gift, was aber nicht nachgewiesen werden konnte.

Das Pontifikat markiert den Tiefpunkt der welt- und kirchenpolitischen Bedeutung der römischen Päpste (zumindest seit dem Westfälischen Frieden von 1648). Seither hat kein Papst mehr den Namen Clemens angenommen, obwohl er, wie Pius, in die früheste Zeit des Papsttums zurückreicht.

Im kirchenkritischen Pfaffenspiegel heißt es: „Clemens XIV. war unter 200 Päpsten der beste. (...) Von seiner päpstlichen Gewalt machte er, wo er konnte, den wohltätigsten Gebrauch, und seine Menschenfreundlichkeit und Mildtätigkeit waren unbegrenzt.“

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