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Gonzalo Sánchez de Lozada Bustamante (* 1. Juli 1930 in La Paz, Bolivien), genannt „Goni“, war 1993 bis 1997 sowie in den Jahren 2002/2003 Präsident von Bolivien.
Nach einem Militärputsch flüchtete sein Vater, ein Diplomat, in die USA ins Exil. In Chicago belegte Gonzalo im College Philosophie und Englische Literatur und absolvierte sein Studium mit sehr guten Noten.
Nach seinem Abschluss ging er wieder zurück nach Bolivien und widmete sich dort der Filmkunst. Danach fand er Interesse an Luftfotografie, Minenbau und schließlich an der Politik.
Erstmals zwischen 1993 und 1997 war Sánchez de Lozada Präsident von Bolivien. Am 6. August 2002 wurde er als Kandidat des Movimiento Nacionalista Revolucionario (MNR) erneut in das Präsidentenamt gewählt, wobei er sich gegen Evo Morales, den Kandidaten des Movimiento al Socialismo, durchsetzte. Nachdem nach der Wahl keiner der beiden Kandidaten über die absolute Mehrheit verfügte, wurde Sánchez de Lozada, der mit 22,46 Prozent die meisten Wählerstimmen auf sich vereinigt hatte, vom neugewählten Parlament zum Präsidenten bestimmt. Dadurch endete eine mehrwöchige Zeit der politischen Unsicherheit in Bolivien.
Sánchez de Lozada kündigte umfassende Reformen sowie einen Sparkurs an, was im Februar 2003 zu einem Streik der Polizei führte. Nachdem er Abkommen mit US-amerikanischen Ölkonzernen über den Verkauf und Export von Erdgas getroffen hatte, kam es ab September zu Massenprotesten in deren Rahmen im Oktober („schwarzer Oktober“) vom Militär mindestens 60 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt wurden. Im Oktober 2003 wurde Sánchez de Lozada zum Rücktritt gezwungen und er floh ins Exil in die USA. Carlos Mesa übernahm das Präsidentenamt.
Im Februar 2005 erhob die Staatsanwaltschaft in La Paz gegen Sánchez de Lozada und 13 frühere Minister seiner Regierung Anklage wegen Völkermordes. Im Oktober 2008 richtete Bolivien einen Auslieferungsantrag an die Vereinigten Staaten für Sánchez de Lozada und zwei seiner ehemaligen Minister (ex Verteidigungsminister Carlos Sánchez Berzaín und ex Energieminister Jorge Berindoague). Gegen sie läuft ein Verfahren vor dem obersten Gerichtshof wegen Völkermord, Verfassungsbruch und Unterschlagung.[1]
Sánchez de Lozada ließ sich auch im politischen Leben gern mit seinem Spitznamen „Goni“ anreden (Verkleinerungsform des Vornamens). Da er (in den USA aufgewachsen) das Spanische mit einem breiten amerikanisch-englischen Akzent spricht, hieß er für die Mehrheit seiner Kritiker jedoch einfach nur „der Gringo“.
Inhaltsverzeichnis
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ teleSUR: Bolivia envió a EEUU trámite de extradición de Sánchez de Lozada, 18. Oktober 2008
Literaturhinweise
- Rafael Sevilla/Ariel Benavides: Bolivien – das verkannte Land? Horlemann, Bad Honnef, 2001.
- Johannes Winter/Andre Schamansky: Sind die Andenstaaten unregierbar? Ursachen der politischen Krise in Bolivien, Ekuador und Peru. In: Zeitschrift Entwicklungspolitik Nr. 14, Jg. 2005, Seite 30–34. Download unter: http://www.weltpolitik.net/Regionen/Nord-%20und%20Lateinamerika/Gesamtregion/ oder [1]
Weblinks
- Biographie auf der Regierungsseite über Präsidenten Boliviens (spanisch)
- Annette Schwarzbauer: Bekannter Präsident – unbekanntes Parlament (Konrad-Adenauer-Stiftung, Länderberichte, 7. August 2002)
- Interview mit Sánchez de Lozada vom 20. Januar 2003 (PBS; englisch)
- Walter Chávez: Wasserkrieg, Erdgaskrieg, Bürgerkrieg (Le Monde diplomatique, 14. November 2003)
Vorgänger
Präsident von Bolivien
1993–1997
2002–2003Nachfolger
Personendaten NAME Lozada, Gonzalo Sánchez de KURZBESCHREIBUNG Präsident von Bolivien GEBURTSDATUM 1. Juli 1930 GEBURTSORT La Paz, Bolivien
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