Lucianus Samosatensis

Lucianus Samosatensis

Lukian von Samosata, altgr. Λουκιανὸς ὁ Σαμοσατεύς, lat. Lucianus Samosatensis, L(o)ukianos (* um 120 in Samosata, † nach 180 (nach anderen Quellen um 200) wahrscheinlich in Alexandria), war ein bekannter griechischsprachiger Satiriker der Antike.

Seine Geburtsstadt Samosata am Oberlauf des Euphrat war vor Lukian Hauptstadt des Königreichs Kommagene und wurde dann in die römische Provinz Syrien eingegliedert; ihre Ruinen liegen heute nahe der Stadt Samsat in der Südtürkei. Lukian selbst bezeichnete sich daher als Syrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn einfacher Eltern ging er anfangs in die Lehre seines Großonkels mütterlicherseits, eines Bildhauers; gab aber kurze Zeit später auf, um sich in der Rhetorik unterweisen zu lassen. Danach verdiente er sich seinen Lebensunterhalt vermutlich als Gerichtsredner oder freier Schriftsteller. Er bereiste in seinem Leben mehrmals die Mittelmeerwelt (Athen, wo er mehr als zehn Jahre lebte, Olympia, Rom und Gallien, wo er einer Lehrtätigkeit nachging). Er sprach etwas Latein. Im Alter nahm er ein Amt beim ägyptischen Statthalter in Alexandria an, wo er mutmaßlich auch gestorben ist, während er nach anderen Quellen in Athen gestorben sein soll. Die Hauptschaffenszeit und letzten Lebensjahre fielen mit der Regierungszeit Kaiser Marcus Aurelius' (161 - 180) zusammen, oder reichten bis in die Zeit Kaiser Commodus'.

Werke

Es werden 80 Werke unter seinem Namen aufgeführt, etwa 70 davon gelten als echt. Sie dienen als Hauptquelle für sein Leben. Lukian schrieb durchweg in der klassischen altgriechischen Sprache aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr., nicht in der Koine seiner Zeit. Anfangs verfasste er leichte Dialoge, die vom Alltagsleben handelten. Darin wurden gesellschaftliche, philosophische und theologische Themen behandelt, bei denen Lukians Religionskritik zum Ausdruck kam (Θεῶν διάλογοι - Göttergespräche). Er geißelte die Verschwendungssucht der Reichen (Τίμων ἢ Μισάνθρωπος - Timon oder Misanthrop; Περὶ τοῦ παρασίτου - Der Parasit), beleuchtete die schlüpfrigen Gewerbe (Ἑταιρικοὶ διάλογοι - Hetärengespräche) und machte sich über die Dummheit lustig (Πρὸς τὸν ἀπαίδευτον καὶ πολλὰ βιβλία ὠνούμενον - Der ungelehrte Büchernarr). Diese Dialoge sind mit leichtem Spott durchsetzt und spiegeln treffend die gesellschaftliche Situation im damaligen römischen Reich wieder. In diesen Werken lässt er sein rhetorisches Talent aufblitzen und bleibt im Fahrwasser der Satire.

Im Alter schrieb er dann bissige Berichte und Dialoge im Stile des Menippos, in denen historische Gestalten dieser Zeit angegriffen wurden (Alexander über Alexandros aus Abonuteichos, Peregrinos). Er demaskierte den Philosophiebetrieb (Βίων πρᾶσις - Verkauf von Leben), der schon lange nicht mehr das war, was er schien (Φιλοψευδής - Der Lügenfreund).

Daneben schrieb Lukian Werke, die sich mit grundlegenden Fragen auseinandersetzen (in der Satire: Πῶς δεῖ ἱστορίαν συγγράφειν - Wie man die Geschichte schreiben soll), schuf frühe Vorläufer des Science-Fiction Romans (Ἰκαρομένιππος - Die Luftreise; Ἀληθεῖς Ἱστορίαι - Wahre Geschichten), gab Beschreibungen von Gemälden, Statuen, Bauwerken (z. B. dem Pharos von Alexandria, den er aus eigener Anschauung kannte) und Menschen und erwehrte sich des Zornes der von ihm Angegriffenen.

Rezeption

Lukian ist einer der zahlreichen antiken Schriftsteller, welche die europäische Kultur maßgeblich beeinflusst haben. Ein großer Verehrer war zunächst Erasmus von Rotterdam, der gemeinsam mit Thomas Morus im Jahre 1506 eine neue Werksammlung (Luciani opuscula) herausgab und „viel Lukian“ in seiner Satire Das Lob der Torheit adaptierte. Später haben sich Wieland, der mustergültig das gesamte Werk Lukians ins Deutsche übertragen hat, Goethe und Schiller von ihm inspirieren lassen. Nach Lukians Beschreibungen entstanden Gemälde, Bauwerke, Theaterstücke und wurde Musik komponiert.

Literatur

Ausgaben

  • Luciani Samosatensis opera. Herausgegeben von Wilhelm Dindorf. Griechischer Text und lateinische Übersetzung. Didot, Paris 1840
  • Lucianus. Herausgegeben von Julius Sommerbrodt. 5 Bde. in 3 Teilen. Weidmann, Berlin 1886-1899
  • Luciani Samosatensis Opera. Herausgegeben von Karl Jacobitz. 3 Bde. Teubner, Leipzig 1907-1913
  • Lukian in eight volumes. Herausgegeben und übersetzt von Austin Morris Harmon, K. Kilburn and Matthew Donald MacLeod. Loeb Classical Library. Heinemann, London 1913-1967
  • Luciani Opera. Herausgegeben von Matthew Donald MacLeod. 4 Bde. Oxford Classical Texts. Clarendon, Oxford 1972-1987

Übersetzungen

  • Lukians von Samosata Sämtliche Werke. Aus dem Griechischen übersetzt und mit Anmerkungen und Erläuterungen versehen von Christoph Martin Wieland. 6 Bde. Weidmannische Buchhandlung, Leipzig 1788-1789
  • Lukian: Sämtliche Werke. Nach der Übersetzung von C. M. Wieland bearbeitet und ergänzt von Hanns Floerke. 5 Bände. Georg Müller Verlag, München & Leipzig 1911
  • Lukian. Werke in drei Bänden. Herausgegeben von Jürgen Werner und Herbert Greiner-Mai. Aufbau, Berlin 1974. Modernisierte Fassung der Wielandschen Übersetzung.
  • Lukian: Hermotimos oder Lohnt es sich, Philosophie zu studieren?. Hrsg. Peter von Möllendorff, Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 2000. ISBN 3-534-14976-9 [griechischer Text und deutsche Übersetzung]

Sekundärliteratur

  • Peter von Möllendorff: Auf der Suche nach der verlogenen Wahrheit. Lukians "Wahre Geschichten". Narr, Tübingen 2000, ISBN 3-8233-4880-9
  • Manuel Baumbach: Lukian in Deutschland. Eine forschungs- und rezeptionsgeschichtliche Analyse vom Humanismus bis zur Gegenwart. Fink, München 2002, ISBN 3-7705-3597-9

Weblinks


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