Luciatag

Luciatag
Prozession zum Luciafest in Schweden.

Das Luciafest ist ein vorweihnachtlicher Brauch, der vor allem in Schweden verbreitet ist. Das Fest fällt immer auf den 13. Dezember, der in den christlichen Kirchen der Gedenktag der Heiligen Lucia ist und vor der Gregorianischen Kalenderreform der kürzeste Tag des Jahres war. Auch in Schweden handelt es sich nicht um einen gesetzlichen Feiertag.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung und Entwicklung

Da der 13. Dezember in Schweden bis 1752[1][2] auf die Wintersonnenwende fiel, steht das Luciafest letztlich in der Tradition älterer Sonnenwendfeierlichkeiten. Auf welchen Wegen aus diesen Feierlichkeiten das heutige Luciafest entstand, ist jedoch schwer zu rekonstruieren.

Eine besondere schwedische Ausprägung des Festes lässt sich frühestens für das Mittelalter nachweisen. Aus dieser Zeit gibt es Berichte über Feierlichkeiten, mit denen die Landbevölkerung das Ende der vorweihnachtlichen landwirtschaftlichen Arbeiten und den Beginn des Weihnachtsfastens beging. Ab etwa 1760 berichten Zeitzeugen erstmals vom Tragen weißer Gewänder auf Gutshöfen in Westschweden. Dort entstand demnach, begrenzt auf einen kleinen Teil des Landes und der Bevölkerung, das heute auffälligste Element des Luciafestes.

Zu einem landesweiten Brauch entwickelte sich das Luciafest erst in den letzten hundert Jahren. Ende des 19. Jahrhunderts griff das Stockholmer Freilichtmuseum Skansen die westschwedischen Luciatraditionen auf, um sie für kommende Generationen zu bewahren. Gleichzeitig begann der Brauch, sich über seine ursprünglichen Grenzen hinaus in der Bevölkerung zu verbreiten. Dieser Prozess verstärkte sich, als eine Stockholmer Zeitung im Jahr 1927 zum ersten Mal eine Lucia wählte. In der Folge fand das Luciafest einen festen Platz im schwedischen Brauchtum.

Heutige Form

Luciafest in einem schwedischen Kindergarten.

Obwohl das Luciafest dem Namen nach ein Heiligengedenktag ist, ist es heute wenig kirchlich geprägt. Die wichtigsten Elemente sind das Tragen von weißen Gewändern und Kerzen, der Verzehr von traditionellem Safrangebäck (lussekatter), das Singen von Lucialiedern, und die Wahl einer örtlichen Lucia.

Die Feierlichkeiten beginnen meist am Morgen in der Familie und setzen sich in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz fort. Ein Mädchen, in der Familie traditionell die älteste Tochter,[3] spielt die Lucia. Sie trägt ein weißes Gewand, ein rotes Band um die Taille und einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Ihr folgen oft weitere Mädchen (tärnor), die Kerzen in den Händen halten, sowie manchmal auch Sternenknaben (stjärngossar), Pfefferkuchenmännchen (pepparkaksgubbar) und Wichte (tomtar) in einer regelrechten Prozession. Der Verbrennungsgefahr wegen tragen Kinder heute überwiegend elektrische Kerzen.

Auch in Norwegen, Dänemark und Finnland erfreut sich das Luciafest zunehmender Beliebtheit. In deutschen Partnergemeinden gibt es ebenfalls Veranstaltungen, zu denen meistens Gäste aus der jeweiligen Stadt eingeladen werden.[4]

Zusammenhang mit der Heiligen Lucia

Luciafest in einer schwedischen Kirche.

Inwieweit das Luciafest in seiner in Schweden populären Ausprägung tatsächlich mit der Heiligen Lucia in Zusammenhang steht, ist nicht eindeutig zu beantworten.

Einerseits verdankt das Fest seinen heutigen Status der Tatsache, dass der 13. Dezember in Schweden bis 1752[1][2] der kürzeste Tag des Jahres war. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass Kerzenlicht auch in anderen winterlichen und weihnachtlichen Bräuchen eine wichtige Rolle spielt (Weihnachtsbaum, Adventskranz). Landesweite Verbreitung erfuhr das Fest darüber hinaus nicht als kirchlicher Feiertag, sondern als häuslicher Brauch.

Andererseits passt das Element des auf dem Kopf getragenen Kerzenkranzes zu Beschreibungen der Heiligen Lucia. Von dieser wird bisweilen berichtet, dass sie um der freien Hände willen einen Kerzenkranz auf dem Kopf trug, wenn sie andere Frühchristen heimlich mit Lebensmitteln versorgte. Geht man einen Schritt weiter, lässt sich das weiße Gewand mit um die Taille geschlungenem roten Band als Verweis auf Lucias Christentum, ihre Zugehörigkeit zum Stand der Jungfrauen und ihren Tod als Märtyrin deuten. Lucia hatte die Ehelosigkeit um Christi willen gelobt und starb der Überlieferung zufolge an einem Dolchstoß in den Hals.[3] In dieser Interpretation steht das weiße Gewand für ihre Keuschheit und das rote Band für das Martyrium.

Literatur

  • Kerstin Risse: Die Erfindung einer Tradition: das Lucia-Fest in Schweden. Magisterarbeit, Universität Tübingen 2000. 98 S.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Die Gregorianische Kalenderreform wurde in Schweden nicht "in einem Rutsch" durchgeführt, sondern zog sich in etwas verwirrender Weise über mehr als ein halbes Jahrhundert hin. Das resultierte darin, dass der 13. Dezember bis 1699 der kürzeste Tag des Jahres war, von 1700 bis 1711 jedoch nicht, und von 1712 bis 1752 doch wieder. Eine genauere Erklärung liefert Gunnar Welin (auf Schwedisch, siehe unten).
  2. a b Gunnar Welin: Tideräkning (PDF-Datei; etwa 115 kB). 6. November 2008.
  3. a b Encyclopædia Britannica. http://www.britannica.com/eb/article-9049259. 3. April 2007.
  4. Quickborner Umschau. 28. November 2007.

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