Ludwig I. (Brandenburg)

Ludwig I. (Brandenburg)
Denkmal in der Berliner Siegesallee von Ernst Herter, 1899

Ludwig der Brandenburger (* Mai 1315; † 18. September 1361 in Zorneding bei München auf einem Ritt von Tirol nach München) war als Ludwig V. Herzog von (Ober-)Bayern und als Ludwig I. zudem Markgraf von Brandenburg sowie Graf von Tirol. Er war der älteste Sohn Kaiser Ludwigs IV. des Bayern aus seiner ersten Ehe mit Beatrix von Schlesien-Glogau.

Inhaltsverzeichnis

Markgraf von Brandenburg

Ludwig V. wurde bereits 1323 Markgraf der Mark Brandenburg, als ihm sein Vater unter Umgehung des sächsische Askaniers Rudolf I. die Mark übertrug. Als solcher wird er auch als Ludwig der Ältere bezeichnet. Sein Pfleger und Vormund war hier bis 1330 Graf Berthold VII. von Henneberg. Von Anfang an war die wittelsbachische Regierung über Brandenburg von schweren Spannungen geprägt. 1325 erschlugen die Berliner und Cöllner Bürger Propst Nikolaus von Bernau, der als Parteigänger des Papstes gegen den Kaiser auftrat, daraufhin verhängte der Papst über Berlin das Interdikt.

Als Folge kam es zum Pommerisch-Brandenburgischen Krieg. Nach der verlorenen Schlacht am Kremmer Damm 1332, wurde er durch seinen Vater den Kaiser Ludwig IV. bewegt den Frieden anzunehmen und seine Ansprüche auf Pommern fallen zu lassen.

1338 wirkte Ludwig am Kurverein von Rhense mit. Seit 1342 hielt sich Ludwig meist in Bayern und Tirol auf und ließ die Mark durch Statthalter regieren. 1335/36 und 1346/47 unternahm er Preußenfahrten.[1]

Der „falsche Woldemar“ wurde jedoch 1348 vom neuen König Karl IV. von Luxemburg mit der Mark Brandenburg belehnt, was den Konflikt der Wittelsbacher mit den Luxemburgern weiter verschärfte. In Brandenburg kam es zu Kämpfen und schweren Verwüstungen. 36 brandenburgische Städte huldigten dem falschen Waldemar 1349 in der Spandauer Zitadelle. Nachdem aber Ludwig, gestärkt durch seinen Bund mit Dänemark und Pommern, in Brandenburg wieder Boden gewonnen hatte, lenkte Karl IV. ein, sodass es zu einer Einigung kam. Um 1350 wurde Woldemar schließlich offiziell als Betrüger enttarnt, behielt aber weiter seinen Anhang.

Im Dezember 1351 gab Ludwig, der mit dem Brandenburger Adel ohnehin in Konflikt lag, dann im Luckauer Vertrag die Mark an seine jüngeren Halbbrüder Ludwig VI. den Römer und Otto V. ab, um im Gegenzug Oberbayern alleine regieren zu können.

Graf von Tirol

Nach dem Tode seiner ersten Frau Margaretha von Dänemark hatte Ludwig am 10. Februar 1342 in Meran in Anwesenheit des Kaisers Margarete von Tirol geheiratet, die von ihrem luxemburgischen Gatten noch nicht geschieden war, um Tirol für die Wittelsbacher zu erwerben. Margarete hatte im November 1341 ihren Gemahl Johann Heinrich aus Tirol vertrieben. Aus politischen Gründen erkannte Papst Clemens VI. aber die Ungültigkeit der ersten Ehe nicht an. Darüber hinaus waren Margarete und Ludwig auch noch im dritten Grad verwandt. Aus diesen Gründen wurden sie gebannt sowie ein Interdikt über das Land Tirol verhängt. Marsilius von Padua und William von Ockham verteidigten jedoch in Traktaten diese „Zivilehe“, die in Europa als Skandal in aller Munde, jedoch im Gegensatz zur ersten Ehe Margaretes mit Kindern gesegnet war.

Ludwig der Brandenburger setzte sich dennoch gegen den Widerstand des einheimischen Adels und der Bischöfe von Brixen und Trient als Regent in Tirol durch. Im so genannten Großen Tiroler Freiheitsbrief 1342 hatten Ludwig und sein Vater Kaiser Ludwig der Bayer den Tirolern ihre Rechte und Freiheiten bestätigt. Im Thronstreit zwischen Ludwig dem Bayern und Karl IV. seit 1346 gelang es Ludwig dem Brandenburger gemeinsam mit Margarethe im Frühjahr 1347 einen Angriff Karls IV. auf Schloss Tirol zurückzuschlagen.

Herzog von Bayern

Im Herbst 1347 war Ludwig seinem Vater als Herzog von Bayern gemeinsam mit seinen fünf Brüdern gefolgt. Daneben hielten die Brüder die niederländischen Grafschaften Holland, Seeland und Hennegau. 1349 wurde das väterliche Erbe schließlich im Landsberger Vertrag geteilt; Ludwig und seine Halbbrüder Ludwig VI. und Otto V. erhielten Oberbayern. Als Ludwig ab 1351 allein in Oberbayern regierte, vereinigte er die Hofkanzleien von Bayern und Tirol und residierte abwechselnd in München und Meran.

1349 und 1352 erließ Ludwig zwei Wirtschaftsordnungen, die die Folgen des Schwarzen Todes überwinden helfen sollten, und erwies sich auch als fähiger Administrator.

In der Goldenen Bulle von 1356 wurde die bayrische Linie der Wittelsbacher nicht mit der Kurwürde bedacht, die an die pfälzischen Vettern ging, was zum völligen Auseinanderleben beider Linien führte und den Konflikt Ludwigs mit Kaiser Karl IV. wieder aufleben ließ. Gute Beziehungen hatte Ludwig dagegen stets mit den Habsburgern, denen er zeitweise Teile Oberbayerns verpfändete, um Schulden zu begleichen. Nach der zweiten Belagerung Zürichs durch den Habsburger Herzog Albrecht II. kam es durch die Vermittlung Ludwigs zwischen den Konfliktparteien am 1. September 1352 zu dem nach ihm benannten Friedensabkommen. Andererseits wurden durch Vermittlung der Habsburger Ludwig V. und seine Frau Margarethe schließlich 1359 aus Anlass der Heirat ihres Sohnes Meinhard III. mit einer Habsburgerin von der Exkommunikation befreit.

Reichspolitik

Durch den Bann des Papstes konnte sich Ludwig nach dem Tode seines Vaters im Oktober 1347 nicht selbst um die Kaiserkrone bewerben und versuchte zunächst, Eduard III. von England als Gegenkönig zu gewinnen, mit dem sich bereits sein Vater verbündet hatte. Am 10. Januar 1348 wurde König Eduard III. in Lahnstein zum Gegenkönig gewählt, er verzichtete aber schon am 10. Mai endgültig auf die römisch-deutsche Krone. Verhandlungen mit Ludwigs Schwager Friedrich von Meißen über eine Kandidatur waren ebenfalls nicht erfolgreich. Auch wenn das Königtum des von der wittelsbachischen Partei schließlich gewählten Günther von Schwarzburg schon 1349 scheiterte, verteidigte Ludwig erfolgreich die wittelsbachischen Interessen gegen Kaiser Karl IV. und konnte alle von seinem Vater erworbenen Besitzungen bis zu seinem Tode für die Wittelsbacher behaupten.

Nach Abtretung der Mark Brandenburg an seine Brüder behielt Ludwig das Kurrecht, das mit seinen beiden Brüdern Ludwig dem Römer und Otto V. gemeinsam ausgeübt werden sollte, sowie das Erzkämmereramt. 1356 legten die jedoch Kurfürsten fest, dass diese Ämter untrennbar mit der Mark Brandenburg verbunden seien und somit Ludwigs Bruder Ludwig dem Römer zustünden.

Heiraten und Nachkommen

Herzog Ludwig V. heiratete am 30. November 1324 in Dänemark die Prinzessin Margarete von Dänemark (1305–1340), Tochter König Christoph II. und dessen Gattin Prinzessin Eufemia von Pommern. Aus der Ehe stammt nur eine Tochter, Elisabeth (*/† ?). Auch nach Margaretes Tod unterhielt Ludwig gute Beziehungen zum dänischen Hof, 1347 schlug Ludwig seinen ehemaligen Schwager Waldemar von Dänemark persönlich zum Ritter.

Am 10. Februar 1342 heiratete er in zweiter Ehe auf Schloss Tirol die Tiroler Erbgräfin Margarete (1318–1369). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

  • Hermann (1343–1360);
  • Meinhard (1344–1363) ∞ 1359 in Passau Herzogin Margarete von Österreich (1346–1366), Tochter Herzog Albrechts II. und der Erbgräfin Johanna von Pfirt;
  • Tochter (*/† ?);
  • Tochter (*/† ?).

Gräfin Margarete hatte Mitte September 1330 in Innsbruck den Markgrafen Johann Heinrich von Mähren geheiratet. Diese Ehe wurde 1341 vom Kaiser als nichtig (nicht vollzogen) erklärt und 1359 vom Papst annulliert. Herzog Ludwig V. wurde in der Frauenkirche in München beigesetzt. Sein Sohn Meinhard wurde sein Nachfolger in Oberbayern und Tirol.

Denkmal

Standbild Ludwigs von Ernst Herter in der Berliner Siegesallee mit den beiden Büsten Johann von Buch der Jüngere und Johann II., Burggraf von Nürnberg, enthüllt am 7. November 1899 als Denkmalgruppe 10.

Literatur

  • Flamin Heinrich Haug: Ludwigs des Fünften des Brandenburgers Regierung in Tirol 1342–1361. Innsbruck 1906 (zugleich Dissertation, Universität München 1905; Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 3,4/4,1). 
  • Julia Hörmann: Das Registerwesen unter Markgraf Ludwig von Brandenburg in Tirol und Bayern in den Jahren 1342 bis 1352. Dissertation, Innsbruck 1998. 
  • Karl Lohmeyer: Ludwig der Ältere. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 529–538.
  • Roland Pauler: Die Rehabilitierung Ludwigs des Brandenburgers im Rahmen der päpstlichen Imperialpolitik. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Band 60, 1997, S. 317–328. 
  • Helmut Schmidbauer: Herzog Ludwig V. von Bayern (1315–1361). Anmerkungen zu seiner Biographie. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Band 55, 1992, S. 77–87. 
  • Alois Schütz: Ludwig der Brandenburger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 382–385.
  • Friedrich Wilhelm Taube: Ludwig der Ältere als Markgraf von Brandenburg 1323–1351. Kraus, Vaduz 1965 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1900). 

Weblinks

Anmerkungen

  1. Werner Paravicini: Die Preußenreisen des europäischen Adels. Teil 1, Thorbecke, Sigmaringen 1989, ISBN 3-7995-7317-8, S. 147–148 (Beihefte der Francia, Band 17/1). 

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