Ludwig XVIII. (Frankreich)

Ludwig XVIII. (Frankreich)
König Ludwig XVIII.

Ludwig XVIII. (Louis XVIII Stanislas Xavier) (* 17. November 1755 in Versailles; † 16. September 1824 in Paris) war von 1814 bis 1824 König von Frankreich.

Er war Graf von Provence (1755), Herzog von Anjou, Graf von Maine, Perche und Senonches sowie Pair von Frankreich (1771), Herzog von Alençon sowie Pair von Frankreich (1774), Herzog von Brunoy sowie Pair von Frankreich (1775).

Inhaltsverzeichnis

Familie

Louis Stanislas Xavier wurde als vierter Sohn des Dauphin Ludwig Ferdinand (1729–1765) und dessen Gemahlin Maria Josepha von Sachsen, und als jüngerer Bruder des späteren Ludwigs XVI. geboren. Er wurde 1771 mit Maria Josepha von Savoyen, Tochter des nachmaligen Königs Viktor Amadeus II. von Sardinien-Piemont, vermählt. Die Ehe blieb kinderlos.

Herrschaft

Er regierte nach seinem älteren Bruder als der „Achtzehnte“ Ludwig, nach dem Tod seines Neffen, der schon als Kind verstarb und nie als König Ludwig XVII. regierte. Er verbrachte die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege unter seinem eigentlichen Namen Stanislas Xavier Graf von Provence im Exil, zunächst in den Österreichischen Niederlanden, 24. August 1796 bis 10. Februar 1798 im zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gehörigen Blankenburg am Harz, in Kurland, wo er unter dem Schutz des russischen Zaren stand, schließlich im englischen Hartwell House in Aylesbury bei Oxford, bis er 1814 nach Frankreich zurückkehrte.

Seine Herrschaft wurde durch die Cent Jours (Hundert Tage) Napoléons unterbrochen.

Restauration und Charte Constitutionnelle

Englische Karikatur Ludwigs XVIII. (1823)
Louis de Bourbon, comte de Provence

Mit der Verkündung der Charte Constitutionnelle am 4. Juni 1814 war die Restauration der Bourbonen abgeschlossen. Ihre Entstehung ist das Ergebnis von Machtkämpfen. Einzelne Persönlichkeiten haben ungeachtet der strukturellen Gegensätze zwischen Universalmonarchie und pluralem Staatensystem, zwischen revolutionär legitimiertem Kaiserreich und Erbmonarchie von Gottes Gnaden, zwischen einem reinen Mächtekonflikt und einer ideologisch bestimmten Frontstellung, entscheidendes Gewicht erlangt:

  • Zar Alexander I. mit seiner Entscheidung von Dezember 1812, den Krieg über die Grenzen seines Reiches zurück nach Mitteleuropa zu tragen;
  • Metternich mit seiner auf die Eindämmung Russlands bedachten Diplomatie;
  • Napoleon mit seiner Ablehnung von ernsthaften Verhandlungen und seinem bis zuletzt unerschütterlichen Vertrauen auf die Überlegenheit seines militärischen Könnens;
  • Talleyrand und der französische Senat mit ihrem Glauben an die Durchsetzbarkeit einer Revolution ohne ausreichende Machtgrundlage; und schließlich
  • Ludwig XVIII., dessen persönliche Leistung bei der Durchsetzung der Restauration nach seinen Vorstellungen von der Geschichtsschreibung im Grunde niemals angemessen gewürdigt worden ist.
Grab von Ludwig XVIII. in Saint-Denis

Ludwig XVIII. stellte die Senatsverfassung auf den Kopf, indem er ihre aus der Revolution stammende demokratische Legitimitätsgrundlage durch seinen dynastischen Legitimitätsanspruch ersetzte. Durch die Übernahme eines großen Teils der zentralen Bestimmungen dieser Verfassung gewann seine Restauration unter dem Minister Decazes in den Jahren 1816 bis 1820 einen ausgesprochen liberalen Charakter.

Die Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen durch die Französische Revolution blieben im Großen und Ganzen unangetastet, auch das Verwaltungssystem wurde nicht geändert.

Ludwig XVIII. sah sich dem Weißen Terror machtlos gegenüber, in dem fanatische Royalisten hunderte Revolutionsanhänger und Protestanten ermordeten. Die ersten Parlamentswahlen 1815 endeten mit einer Mehrheit der Ultraroyalisten. Das Parlament war dermaßen reaktionär, dass es der König im September 1816 wieder auflöste.

1823 sandte Ludwig eine Armee nach Spanien um dort den Absolutismus aufrechtzuerhalten.

Literatur

  • Wilhelm Bringmann: Louis XVIII. von Frankreich im Exil. Blankenburg 1796 – 1798, Lang, Frankfurt/M. 1995, ISBN 3-631-48525-5
  • Volker Sellin: Die geraubte Revolution. Der Sturz Napoleons und die Restauration in Europa, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-36251-X

Weblinks


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