Ludwig von Hanau-Lichtenberg (gestorben 1553)

Ludwig von Hanau-Lichtenberg (gestorben 1553)

Ludwig von Hanau-Lichtenberg (* 5. Oktober 1487 in Buchsweiler; † 3. Dezember 1553[1] in Willstätt) war ein nachgeborener Sohn des Grafen Philipp II. von Hanau-Lichtenberg und der Anna von Isenburg. Ganz noch nach der mittelalterlichen Tradition trat er deshalb in den geistlichen Stand.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Diese Tradition sollte sicherstellen, dass bei mehreren Söhnen immer nur einer – in der Regel der Älteste – die Herrschaft über das gesamte Territorium antrat, während Nachgeborene in geistlichen Stellungen angemessene Versorgung fanden. Dies war erforderlich, wenn die territoriale Einheit gewahrt werden sollte, weil Versorgung sonst nur über Zuteilung von Land denkbar war, was eine Teilung der Herrschaft bedeutete. Eine reine Geldrente, eine Apanage, war noch nicht allgemein akzeptiert. Außerdem hing von dieser Versorgung die Möglichkeit ab, standesgemäß zu heiraten, ein sehr teures Unterfangen wegen der erforderlichen Summen, die der Braut zu leisten waren (Widerlage und Morgengabe).

Ludwig verzichtete, ebenso wie sein Bruder Reinhard, zunächst ausdrücklich auf die Herrschaft in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg und erhielt dafür eine Geldrente und Sachleistungen.

Ludwig absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften, unter anderem in Bologna,[2] und wurde dann Domherr in Straßburg. Aus unbekannten Gründen gab er diese Stellung 1513 auf. Es ist auch an anderer Stelle zu beobachten, dass bereits im Vorfeld der Reformation der geistliche Stand als Versorgungsmöglichkeit für Nachgeborene zunehmend unattraktiv zu werden scheint. Daraufhin musste sein Bruder Philipp III. ihn nun doch mit Territorium ausstatten. Auf dieses verzichtete er allerdings ein Jahr später wieder zugunsten seines Bruders Philipp, offiziell mit dem Argument, dass es sachdienlicher sei, wenn die Grafschaft nur durch einen regiert werde. Was im Einzelnen hinter diesen Vorgängen steht, ist aufgrund der relativ spärlichen Überlieferung nicht festzustellen. Ganz deutlich aber zeigen sich in dieser Biografie die Auswirkungen des Umbruchs in Denken und Verhalten am Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit.

1518 erhält er einen Hof in Willstätt zum Wohnsitz zugewiesen. 1519 wird er als Judex vicariatus durch Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz an das Reichskammergericht berufen.

Familie

Ahnentafel des Grafen Ludwig von Hanau-Lichtenberg
Urgroßeltern

Reinhard II. von Hanau (* 1369; † 1451)

Katharina von Nassau-Beilstein (* ?; † 1459)

Ludwig V. von Lichtenberg (* 1433; † 1471)

Elisabeth von Hohenlohe (* 1441; † 1488)

Dietrich von Isenburg-Büdingen (* 1400; † 1461)

Elisabeth von Solms-Braunfels (* 1409; † 1450)

Johann II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein (* 1419; † 1480)

Maria von Nassau-Dillenburg (* 1418; † 1474)

Großeltern

Philipp I. von Hanau-Lichtenberg (* 1417; † 1480)

Anna von Lichtenberg (* 1442; † 1474)

Ludwig II. von Isenburg-Büdingen (* 1422; † 1511)

Maria von Nassau-Wiesbaden-Idstein (* 1438; † 1480)

Eltern

Philipp II. von Hanau-Lichtenberg (* 1462; † 1504)

Anna von Isenburg-Büdingen († 1522)

Ludwig von Hanau-Lichtenberg

Zur Familie vgl. Hauptartikel: Herren und Grafen von Hanau

Ludwig war nie verheiratet, hatte aber ein oder mehrere außereheliche Verhältnisse. Genannt wird eine „Agnes“ und eine „von Rumpenheim[3], was kein Adelstitel sein muss, sondern auch eine einfache Herkunftsbezeichnung sein kann. Ob dies zwei Frauen sind oder ein und dieselbe Person ist, ist nicht bekannt. Er hat mindestens zwei Kinder hinterlassen

  1. Caspar von Hanau[4] (Lebensdaten unbekannt), dieser wiederum hatte einen Sohn:
    1. Philipp Ludwig von Hanau († 3. August 1612)[5], letzter seines Geschlechts
  2. Felicitas[6] (Lebensdaten unbekannt)
  3. Agnes von Hanau[7] (Lebensdaten unbekannt)

Tod

Ludwig starb am 3. Dezember 1553 und wurde in der Stiftskirche St. Adelphi in Neuweiler bestattet.

Literatur

  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34. Hanau 1996. ISBN 3-9801933-6-5
  • M. Goltzené: Aus der Geschichte des Amtes Buchsweiler, in: Pay d’Alsace, Heft 111/112, S. 64f.
  • E.Haug. Groß-Arnsburg im Baerental. In: Wasgaublick, 19. Jg. (1991), Nr. 10, S. 364ff u. Nr. 11, S. 412ff.
  • Joseph Heinzelmann: Das „Gothaer Liebespaar“ ist ein Liebespaar. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde 57 (1999), S. 209ff.
  • Gustav Knod: Deutsche Studenten in Bologna 1289 – 1562. O. O. 1889.
  • Reinhard Suchier: Genealogie des Hanauer Grafenhauses, in: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894. Hanau 1894.
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

Verweise

  1. In der Archivalie 81. Regierung Hanau A 12.6f im Staatsarchiv Marburg wird als Sterbedatum der 3. Dezember 1543 angegeben.
  2. Knod, S. 184
  3. Heinzelmann, S. 226f
  4. Haug, S. 419
  5. Goltzené, S. 64
  6. Haug, S. 419
  7. Heinzelmann, S. 226f

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