Ludwigsburg-Eglosheim

Ludwigsburg-Eglosheim
Eglosheim
Koordinaten: 48° 54′ N, 9° 12′ O48.89759.19222222222227Koordinaten: 48° 53′ 51″ N, 9° 11′ 32″ O
Einwohner: 11.880 (31. Jan. 2009)
Eingemeindung: 1901
Postleitzahl: 71634
Vorwahl: 07141

Eglosheim ist ein 1901 eingemeindeter Stadtteil der Kreisstadt Ludwigsburg.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Eglosheim liegt nordwestlich von der Kernstadt zwischen dem Favoritepark und der Stadt Asperg.

Geschichte

Der Name Eglosheim stammt vermutlich von einer Siedlung des Egolf oder Egilolf ab. 844 werden in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch auch Güter aus Hegoluesheim erwähnt. Die nächste Erwähnung erfolgt im 12. Jahrhundert. In dieser Besitzurkunde des Klosters Hirsau wirken neben anderen Adeligen auch ein Egilolf de Eglessheim und dessen Bruder als Zeugen mit. Den einstigen befestigten Sitz der Herren von Eglosheim vermutet man südlich der Kirche. Man nimmt aber an, dass Eglosheim zur Grafschaft Ingersheim gehörte und ab Mitte des 12. Jahrhunderts zur Pfalzgrafschaft Tübingen. Ab 1308 veräußerten die Pfalzgrafen einen Teil ihres Besitzes an den Grafen Eberhard von Württemberg. 1536 kam der gesamte Ort zum Herzogtum Württemberg und gehörte zum Amt Gröningen. Aufgrund der Belagerung des Hohenaspergs wurde 1635 das halbe Dorf von kaiserlichen Truppen niedergebrannt. Nach Ende des Krieges standen vermutlich nur noch Kirche, Kelter, Forsthaus und drei Häuser von einst 145 Gebäuden. 1707 brannten die Franzosen etwa 30 Gebäude nieder. Mit dem Bau des Schlosses Ludwigsburg entstanden neue Straßen und am Eglosheimer See entstand das Seeschloss Monrepos. Ab 1800 wurden entlang der heutigen Monreposstraße neue Häuser gebaut. Auf dem Hirschberg entstand ein Exerzierplatz für die Garnison Ludwigsburg. Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl stark an, dennoch blieb der Ort ländlich geprägt. Bereits 1901 wurde Eglosheim nach Ludwigsburg eingemeindet. Nach den beiden Weltkriegen entstanden die Wohngebiete Hirschbergsiedlung und Straßenäcker. Durch die Starke Bebauung entwickelte sich Eglosheim zum größten Außenstadtteil Ludwigsburgs.

Verkehr

Durch Eglosheim führt die Bundesstraße 27. Auf Eglosheimer Gemarkung befindet sich der Haltepunkt der S-Bahn Favoritepark. Westlich des Stadtteils verläuft die Bundesautobahn 81, Die Anschlussstellen Ludwigsburg-Nord befindet sich nordwestlich des Stadtteils.

Sehenswürdigkeiten

Die evangelische Pfarrkirche St. Katharina aus dem 15. Jahrhundert und das Rathaus von 1709, das 1901 seine Funktion verlor.

Die skulpturale Ausstattung des Langhauses der Katharinenkirche

Gewölbe

Die Katharinenkirche ist ein Saalbau mit den Innenmaßen von 22 m Länge und 8,44 m Breite. Als Bauzahl erscheint am Bogenschlussstein des Brauttores die Jahreszahl 1497. Das Langhaus ist in drei Joche von 7,03 m x 8,44 m unterteilt. Es ist mit einem Maschennetzgewölbe geschlossen. Den Namen des Eglosheimer Architekten kennen wir allerdings nicht.

Schlusssteine und „Kirchenhimmel“

In Eglosheim befinden sich im Gewölbescheitel 11 Schlusssteine und ein sog. „Kirchenhimmel“. Auf den Schauseiten der Schlusssteine ist die Halbfigur eines Apostels mit seinem Attribut reliefartig herausgemeißelt. Aus dem Jüngerkreis fehlt Judas, und anstelle des Apostels Thomas erscheint der durch Los nachgewählte Matthias. Der Petrus-Schlussstein ist der mittlere von fünf Schlusssteinen im zentralen Joch. Er erscheint damit nicht nur an zentraler Position des Jochs, sondern des Langhauses überhaupt. Diese Platzierung hat dem mittelalterlichen Menschen mit seiner auf das Schauen konzentrierten Glaubenseinstellung die herausgehobene „Position“ Petri im Himmel vor Augen gestellt. Die Apostelbildnisse sind von unterschiedlicher Qualität; die qualitätvolleren Figurenanlagen erscheinen im Westen. Hierzu gehört die Johannes-Darstellung. Sein Gesicht ist fein geschnitten und wirkt besonders nachdenklich. Im Einklang mit dieser Nachdenklichkeit steht die Zeigegeste, mit der die schlanken Finger der rechten Hand, die in der Körpermitte dicht unter dem Gesicht platziert ist, auf den Kelch weisen. Sucht man Vergleichsbeispiele für einen Apostelzyklus auf Schlusssteinen, so sucht man in Schwaben vergebens. Die Hirsauer Marienkapelle besitzt einen Apostelzyklus in Halbfiguren, der sich allerdings nicht auf den Schlusssteinen, sondern auf den Diensten befindet. Vergleicht man die beiden Johannes-Darstellungen, so zeigen beide die ikonographisch vorgegebene Festlegung: den blondhaarigen, bartlosen Jüngling, der auf den Kelch deutet, aus dem die Schlange quillt. Vermittelt die Eglosheimer Figur mit der in der Körpermitte aufgelegten Hand den Eindruck der Sammlung, so ist der weit über die Körpermitte vorgeschobene, abgewinkelte Arm der Hirsauer Figur ihrer Ernsthaftigkeit abträglich. Im Vergleich mit der Hirsauer Skulptur insgesamt zeigt sich, dass die Eglosheimer Apostelfiguren stets eine angemessenere Körpersprache bewahren und niemals in eine entleerte Übersteigerung abgleiten, wie dies teilweise bei den Hirsauer Figuren anzutreffen ist. Anzusprechen ist ferner der Eglosheimer „Kirchenhimmel“ im dritten Gewölbefeld von Osten. In der Feldmitte befindet sich eine kreisrunde Öffnung, die mit einem abnehmbaren Holzdeckel verschlossen ist. Um die Öffnung liegt ein skulptierter Wolkenkranz, an den vier Seiten erscheinen die skulptierten Evangelistensymbole. Außer in Marbach in der Alexanderkirche scheint es in Schwaben keinen skulptierten „Kirchenhimmel“ zu geben. Überhaupt ist der skulptierte Kirchenhimmel in ganz Deutschland sehr selten; häufig anzutreffen sind dagegen „Kirchenhimmel“, die mit Malereien geschmückt sind (z. B. in der Amanduskirche in Urach). So bleibt festzuhalten, dass der Schlusssteinzyklus und der „Kirchenhimmel“ zu den ganz seltenen Teilen einer skulpturalen spätgotischen Kirchenausstattung gehören.

Die Halbfiguren

Das Eglosheimer Langhaus besitzt im zentralen Joch vier bedeutende Halbfiguren, die das Maschennetzgewölbe tragen. Sie stellen die vier großen Propheten dar. An der Westwand befinden sich zwei Halbfigurkonsolen, die einen Steinmetz (im Süden) und Baumeister (im Norden) abbilden. Ebenso wie die Handwerker lassen sich auch die Propheten nicht sicher identifizieren. Dass es sich im zentralen Joch überhaupt um Prophetendarstellungen handelt – und nicht etwa um die vier Evangelisten – stützt sich auf die theologische Lehre, dass der Neue Bund auf dem Alten Bund ruht. Diese Sicht wurde in Architektur umgesetzt: so erscheint im Scheitelpunkt des Gewölbes die Apostelfolge, die Gewölberippen wiederum werden auf die Prophetenhalbfiguren abgeleitet. So „stützen“ sich die Apostel auf die Propheten. Die Halbfiguren in Eglosheim stammen nicht alle aus einer Hand. Die Propheten an der Nordseite sind emotionaler aufgefasst als ihre Gegenüber. So ist der Mund des Propheten an der Nordwestecke des Langhauses wie zur Klage und Mahnung geöffnet. Die Finger sind zum Teil nervös angehoben und überkreuzt. In der Forschung wird hier teilweise von Pathetik gesprochen. Anzumerken ist, dass die Halbfigur als Gewölbeträger ein Kennzeichen der sog. Uracher Schule um Peter von Koblenz ist und in Schwaben weite Verbreitung gefunden hat. Eglosheim bietet hierbei ein herausragendes Beispiel.

Die Kanzel

Man darf es als einen glücklichen Umstand bezeichnen, dass die Eglosheimer Steinkanzel seit ihrer Fertigstellung im Jahre 1498 – diese Jahreszahl erscheint auf der Kanzelbrüstung – trotz ihrer Beschädigungen nie restauriert wurde. Die Eglosheimer Kanzel ist in mehrfacher Weise etwas Besonderes. Dazu gehört einmal der Kanzeltypus. Er bestimmt sich durch die mit Maßwerk versehenen Brüstungsfelder, deren einziger figürlicher Schmuck die Statuetten an den Brüstungsecken sind. Dieser Typus ist in Neckarschwaben einzigartig. Die Statuetten stehen auf Engel-Halbfiguren. Auch hierfür gibt es kein weiteres Beispiel. Bestimmend für den Eindruck der Kanzel sind die fünf Statuetten, die von phantasievollen Baldachinen bekrönt werden. Die zentrale Position der Marienfigur mit dem Kind mag im Zusammenhang mit der ehemaligen Marienwallfahrt nach Eglosheim stehen. Der Marienfigur zur Seite stehen je zwei Kirchenväter, zur Rechten Papst Gregor I. und wahrscheinlich Ambrosius, ihr zur Linken Hieronymus und wahrscheinlich Augustinus. Gewöhnlich erscheinen an den spätgotischen Steinkanzeln diese Kirchenväter in einer Nischenarchitektur, so z. B. in Urach. Dort sitzen sie vor Schreibpulten, vor ihnen ein Buch. Ihre schriftstellerische Tätigkeit wurde als Verherrlichung Gottes und als Wegweisung für die Seelen zum Heil verstanden. Deshalb ist das Buch ein unabdingbares Attribut der Kirchenväter. Der Eglosheimer Kanzelmeister, der auf Schreibpulte verzichtet, löst nun diese Aufgabe auf bestechende Weise: die einzelnen Figuren der Kirchenväter sind in ganz unterschiedlicher Weise so angelegt, dass das Auge der Betrachtenden am Buch hängen bleibt. Als Beispiel sei auf Hieronymus verwiesen. Hieronymus soll einen an der Pranke verletzten Löwen geheilt haben. Dargestellt ist, wie das Tier sich an Hieronymus hochreckt und seine Pranke hochschiebt. Die Senkrechte, die diesen Figurenteil bestimmt, wird durch das senkrecht präsentierte Buch wieder aufgenommen. Das Buch erfährt so gleichsam eine Unterstreichung. Lebendig und kraftvoll ist der Tierkörper gearbeitet, von einer faszinierenden, eigenwilligen Bewegtheit ist die Löwenmähne. Über den Eglosheimer Kanzelmeister ist nichts bekannt. In der Forschung wird auf Beziehungen zur oberrheinischen Skulptur hingewiesen, doch der Figurenaufbau der Eglosheimer Statuetten weicht auch in wesentlichen Punkten von diesem Stil ab. So bleibt die Kanzel nicht nur von ihrem Typ her, sondern auch durch die Anlage ihrer Statuetten etwas Besonderes.

Im Ganzen zeichnet sich die skulpturale Ausstattung des Langhauses der Katharinenkirche im Gewölbetypus mit Schlusssteinen und Kirchenhimmel, in den Propheten-Halbfiguren und in der Kanzel durch eine Originalität aus, deren künstlerische Qualität für eine Dorfkirche erstaunlich ist.


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