Lukas Holsten

Lukas Holsten

Lukas Holste, latinisiert Lucas Holstenius (* 1596 in Hamburg; † 2. Februar 1661 in Rom) war ein humanistischer Gelehrter, Bibliothekar und Geograph.

Leben

Holste erhielt seine Schulausbildung in Hamburg und studierte anschließend an der Universität Leiden, an der damals die Humanisten Johann Gerhard Vossius, Daniel Heinsius, Johannes van Meurs und Petrus Scriverius (1576-1660) lehrten.

Seine Reise von 1618 nach Italien und nach Sizilien regte ihn an, sich intensiver mit der Geographie zu beschäftigen. Nach seiner Rückkehr mit kurzen Aufenthalten in Leyden und Hamburg begab er sich 1622 nach England, wo er seine geographischen Studien fortsetzte. 1624 hielt er sich in Paris auf, wo er Bibliothekar des französischen Staatsmanns Jean-Jacques de Mesmes wurde. Über de Mesmes kam er in Kontakt zu dem Gelehrten Fabri de Peiresc. Um diesen Zeitraum konvertierte er zum Katholizismus.

1627 reiste er nach Rom, wo er durch die Vermittlung Peirescs eine Stelle am Hof des Kardinalnepoten Francesco Barberini erhielt. 1636 wurde er Bibliothekar des Kardinals und bald darauf von Papst Urban VIII. zum päpstlichen Konsistorialsekretär und Apostolischen Protonotar ernannt. Unter Papst Innozenz X. wurde er 1653 Leiter der Vatikanischen Bibliothek.

Die Päpste betrauten ihn mit wichtigen diplomatischen und innerkirchlichen Aufgaben. So betreute er die Konversion der schwedischen Königin Christine von Schweden und des Landgrafen Friedrich von Hessen und Ranzau zum Katholizismus. Seine diplomatischen Reisen nutzte er zum Ausbau seines umfangreichen wissenschaftlichen Schriftverkehrs und zur Weiterführung seiner Forschungstätigkeit. Seine Hauptthemen blieben neben der Geographie die Philosophie, vor allem der Neuplatonismus, die griechische und lateinische Patristik und die Papstgeschichte. Bei seinen Forschungen im Kloster Santa Croce in Gerusalemme entdeckte er 1640 den Liber Diurnus, der Akten der päpstlichen Kanzlei aus dem siebten bis zum Ende des neunten Jahrhunderts enthält. Holste bereitete die Papiere für den Druck vor, durfte sie aber auf Anordnung von Alexander VII. nicht veröffentlichen, da sie offenbar heikle theologische Probleme berührten.

In den Auseinandersetzungen um Galilei gehörte Holste zur Partei seiner Befürworter. Als Urban VIII. das Verbot erließ, Galilei ein Denkmal zu setzen, nannte Holste Galilei einen göttlichen Menschen, dessen Glanz die Gesamtheit der übrigen Naturphilosophen ausgestochen habe (Bredekamp).

Holste hinterließ seine private Bibliothek von über 3000 Bänden nicht der Bibliotheca Vaticana, deren Leiter er so lange gewesen war, sondern der Biblioteca Angelica, eine vom Orden der Augustiner betriebene Bibliothek, die schon seit 1605 öffentlich zugänglich gemacht worden war und als Zentrum für Wissenschaft und Forschung galt.

Holste starb am 2. Februar 1661 und wurde in der Kirche Santa Maria dell'Anima in Rom begraben.

Literatur

  • Alfredo Serrai: La biblioteca di Lucas Holstenius. Udine 2000.
  • Lucas Holstenius (1596-1661). Ein Hamburger Humanist im Rom des Barock. Material zur Geschichte seiner Handschriftenschenkung an die Stadtbibliothek Hamburg. Bearbeitet von Gernot Bühring, Eva Horváth, Marina Molin-Pradel, Burkhard Reis, Bianca-Jeanette Schröder, Hans-Walter Stork. Hg. von Hans-Walter Stork (Verein für katholische Kirchengeschichte in Hamburg und Schleswig-Holstein. Beiträge und Mitteilungen Bd. 9). Husum 2008.

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