Lulu Brentano

Lulu Brentano

Ludovica Freifrau von des Bordes (* 10. Januar 1787 in Frankfurt am Main; † 19. November 1854 in Würzburg) war das achte Kind des Frankfurter Kaufmanns Peter Anton Brentano (aus der Linie der Brentano di Tremezzo) und seiner zweiten Ehefrau Maximiliane von La Roche.

Geboren und getauft wurde sie als Maria Ludovica Katharina Brentano von La Roche. Ludovica nannte sich selbst meist Lulu und war zuletzt die Herrin von Schloss Wasserlos bei Alzenau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ludovica Brentano wurde als vierzehntes Kind von Peter Anton Brentano geboren. Für ihre Mutter, die vom jungen Goethe verehrte Maximiliane von La Roche, war sie das achte Kind. Sie hatte, da ihr Vater dreimal verheiratet war, insgesamt elf leibliche Geschwister und acht Halbgeschwister.

Im Alter von sechs Jahren verlor sie ihre Mutter und als Zehnjährige ihren Vater und wurde somit Vollwaise. Zusammen mit ihren Schwestern Bettina, Gunda und Meline kam sie in das Kloster der Ursulinen nach Fritzlar, wo sie eine strenge Erziehung und eine standesgemäße Ausbildung erhielt.

Am 22. Juli 1805 heiratete sie im Alter von 18 Jahren den Bankier Carl Jordis, einen Frankfurter Bürger, dessen Ahnen aus Holland stammten. Jovis agierte in den Zeiten der Napoleonischen Kriegen und Wirren sehr geschickt und wird in Kassel Hofbankier für König Jerome, den jüngsten Bruder Napoleons. Lulu flüchtete sich in Putz und Konsum. Jordis errichtete Handelshäuser in Cassel und Paris und kaufte Schloss Schönfeld bei Cassel, in der nun Maskenbälle und Empfänge stattfanden. Im Februar 1809 besuchte König Jerome das Schloss und kaufte es sofort Jordis ab. U.a. für den Verkauf dieser Immobilie erhob König Jerome die Jordis in den Adelsstand. Die Ehe verlief nicht glücklich, da es Jordis mit der ehelichen Treue nicht sehr genau nahm. 1812 verlegen Carl von Jordis und Lulu ihren Wohnsitz nach Paris. Lulu unterhielt hier einen Salon. Sie war reich und schön, aber auch gesellig und geistreich. Sie trägt sich als Katholikin mit dem Gedanken an Scheidung, zu der es aber erst 1824 durch einen Dispens des Papstes in Rom kommt. Jordis lebte nach der Scheidung in Mainz, dann in Berlin.

1827 heiratete Lulu ihren zweiten Ehemann, den aus Brüssel stammenden Richard Peter von Rosier des Bordes. Ludovica hatte keine eigenen Kinder, aber eine Adoptivtochter, Maria Julia Magdalena, genannt Meline (* 22. Juli 1817), die Lulu im Jahre 1838 adoptierte. Nach des Bordes Tod 1831 in Paris zog sie sich als Witwe auf das Schloss in Wasserlos bei Alzenau zurück, das Lulu am 22. Februar 1845 gekauft hatte. Sie zog in das Schloss mit Tochter Meline, Schwiegersohn Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda und ihren drei Enkelkindern ein.

Sie hielt in dieser Zeit auch engen Kontakt zu ihren Brüdern in Frankfurt, zu Clemens Brentano und Georg Brentano. Lulu unterstützte Georg finanziell und auch geistig bei seinem Vorhaben mit der Schaffung eines Landschaftsparks, dem heutigen Brentano-Park in Rödelheim. Darüber hinaus wirkte sie in der kleinen, aber wohlhabenden katholischen Gemeinde des protestantisch geprägten Frankfurt als Mäzenin, indem sie eine katholische Gemeinde in Rödelheim samt Pfarrer finanzierte. Auch kaufte sie ein Haus,ließ für 60 katholische Kinder eine Schule einrichten und bestellte eine Lehrerin dazu.

Ludovica verfasste wie ihr Bruder Clemens Brentano auch einige Märchen, Kinderlieder und geistliche Lieder, die auch als Buch veröffentlicht wurden. Auch unterstützte sie finanziell die Gebrüder Grimm und bereicherte deren Buch Kinder- und Hausmärchen mit einem selbst gedichteten Beitrag.

Während eines Aufenthaltes in Würzburg erkrankte Ludovica an einer Magenentzündung. Sie verstarb am 19. November 1854 morgens um halb elf in Würzburg in der Zweitwohnung der Familie des Schwiegersohnes in der Hofstraße, an Pleuritis. Begraben wurde sie in der Familiengruft der Brentanos auf dem Altstadtfriedhof zu Aschaffenburg.

Ihr zur Ehren wurde im März 2002 ein Denkmal in Wasserlos errichtet. Es hat die Form eines Rundturmes, in dem Lulu aus einem geöffneten Gitterfenster herausschaut und den zwei darunter stehenden Kindern aus ihrem Liederbuch etwas vorträgt.

Stiftung

Ludovica des Bordes begründete eine Stiftung in ihrem Namen in Höhe von 2000 Gulden zum Bau einer neuen Kirche in Wasserlos. Den gleichen Betrag stiftete sie zugunsten der Armen der Gemeinde, die jedoch bedingt durch die Inflation 1923 nahezu wertlos und damit aufgelöst wurde.

Das Schloss ist heute im Besitz des Landkreises Aschaffenburg und wurde umgebaut zum Kreiskrankenhaus Wasserlos.

Werke

  • Kinderlieder, G. Joseph Manz, Regensburg, 1853.
  • Kinderlieder,(größere Ausgabe), G. Joseph Manz, Regensburg, 1854.
  • Geistliche Lieder, G. Joseph Manz, Regensburg, 1853.

Literatur

  • Stadt Alzenau (Hrsg.): Alzenauer Beiträge zur Heimatgeschichte. Band 1, Ludovica Freifrau von des Bordes, geborene Brentano von La Roche. Alzenau, Druck: Steiner, 2002, ISSN 1610-4897

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