Lundy

Lundy
Lundy
Hafen von Lundy
Hafen von Lundy
Gewässer Bristolkanal
Geographische Lage 51° 10′ 0″ N, 4° 40′ 0″ W51.166666666667-4.6666666666667142Koordinaten: 51° 10′ 0″ N, 4° 40′ 0″ W
Lage von Lundy
Länge 4,5 km
Breite 1 km
Fläche 4,25 km²
Höchste Erhebung Tibbett's Hill
142 m
Einwohner 28 (2007)
6,6 Einw./km²
Hauptort Lundy Village
Leuchtturm Lundy Island North
Leuchtturm Lundy Island North

Lundy ist eine Insel im Bristolkanal im Vereinigten Königreich. Sie gehört zum Distrikt Torridge der englischen Grafschaft Devon.

Lundy liegt zwischen Devon und der Südküste von Wales. Die Insel ist etwa 4,5 km lang von Norden nach Süden, etwa 1 km breit und bedeckt eine Fläche von 4,24 km². Gleichzeitig ist sie die größte Insel im Bristolkanal. Die höchste Erhebung, Tibbett's Hill, beträgt 142 Meter. 2007 lebten 28 Bewohner auf der Insel.

Bei einer Umfrage unter Lesern der britischen Zeitschrift Radio Times wurde Lundy im Jahre 2005 das zehntmeist genannte Naturwunder in Großbritannien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Spuren von Besiedlungen auf Lundy gibt es seit der Jungsteinzeit. Weiterhin wurden mittelsteinzeitliche Feuersteinwerkzeuge sowie bronzezeitliche Grabhügel gefunden. Ebenso existieren keltische Grabsteine mit Inschriften und ein frühmittelalterliches Kloster, das möglicherweise dem heiligen Elen oder der heiligen Helena geweiht war. In späterer Zeit wurde die Insel dem Orden der Tempelritter übergeben. Wann die Insel an die Tempelritter ging, ist unsicher. Sie waren allerdings eine bedeutende Seemacht zu Zeiten der Regierung Heinrichs II. von England (1154–1189). Er übergab dem Orden Lundy als englischen Schutzhafen. Ob die Templer dann wirklich Besitz von der Insel ergriffen, ist allerdings fraglich, obwohl der Orden wirtschaftliche Interessen im Norden Devons verfolgte. Es wird vermutet, dass die Tempelritter die Insel vom König bekamen, weil dieser die Wikinger fürchtete, die zu jener Zeit in Schottland Überfälle machten und möglicherweise auch in südlichere Gewässer kommen konnten.

Marisco Castle auf Lundy.

Im Jahre 1195 nahm William de Marisco die Insel gegen den Willen des Königs und der Tempelritter in Besitz.

1235 wurde sein Neffe, der ebenfalls William de Marisco hieß, in die Verschwörung verwickelt, die zum Ziel hatte, Heinrich III. zu ermorden. Marisco floh auf die Insel, die er fortan wie ein König beherrschte. Er befestigte den einzigen Punkt der Insel, an dem ein Boot anlanden konnte. Er verteidigte diese Landestelle gegen jeden, der dort anlegen wollte. Zu seinem Schutz bezahlte er Piraten und Banditen.

Er erbaute Marisco Castle mit 2,70 m dicken Mauern. Dort verschanzte er sich mit seinen Gesellen für 17 Jahre. Schließlich wurde er und siebzehn seiner Begleiter aber gefangen und vor Gericht gestellt, als die königliche Armee Lundy belagerte. Marisco wurde gehängt, anschließend ertränkt und dann gevierteilt.

Es folgte eine Periode der Anarchie auf der Insel, bei der sich englische oder ausländische Piraten und Freibeuter (darunter Mitglieder der Marisco-Familie) bei der Kontrolle der Insel für kurze Zeit abwechselten. Dies führte dazu, dass Schiffe den Bristolkanal soweit wie möglich mieden.

Ein weiterer Beweis, dass die Insel erneut in den Besitz der Tempelritter kam, ergibt sich aus einer Urkunde, die König John von England im Jahre 1199 unterzeichnete. Darin bekräftigt er die Übergabe der Insel an die Templer, die schon Heinrich II. veranlasst hatte.

König John glich auch die Verluste der Templer aus, die sie durch die Besetzung der Insel durch die Marisco-Familie erlitten hatten, indem er ihnen Einnahmen aus Ländereien der Mariscos in Somerset zusprach. Inwieweit die Templer die Insel in der Folgezeit nutzten, ist nicht genau bekannt.

Das späte 18. Jahrhundert und das frühe 19. Jahrhundert waren gesetzlose Zeiten auf Lundy, besonders während die Insel dem Parlamentsmitglied Benson gehörte. Er nutzte sie, um Sträflinge vor ihrer Deportation dort unterzubringen. Auch Piraten nutzten die Insel erneut als Stützpunkt.

Beginnend in den 1830er Jahren kehrte langsam wieder normales Leben auf Lundy zurück. Im Jahre 1836 wurde die Insel von William Hudson Heaven, einem Spross einer alten Familie aus Gloucester und Bristol gekauft. Er nutzte sie als Sommerresidenz und als Schießplatz. Viele Gebäude der Insel, wie St. Helena’s Church und Milcombe House (genannt „Die Villa“) stammen aus dieser Zeit.

„Die Villa“, ein großzügig angelegtes Haus im georgianischen Stil, wurde gegen Ende der 1830er-Jahre gebaut. Die Baukosten waren aber derart hoch, dass die Heaven-Familie, die gleichzeitig auch vom Zusammenbruch des Zuckermarktes auf ihren Plantagen in Jamaika betroffen war, gezwungen war, sämtlichen Besitz auf dem Festland zu verkaufen und auf die Insel zu ziehen.

St. Helenas Kirche

William Heavens Sohn, der Reverend Hudson Grosset Heaven, erfüllte sich 1895 einen Lebenstraum, indem er eine Kirche auf der Insel errichtete. Die Kosten für die Kirche führten dann endgültig dazu, dass das Vermögen der Familie Heaven aufgebraucht wurde. Nachdem Hudson Heaven 1911 gestorben war, musste sein Neffe Walter Charles Hudson Heaven die Insel weit unter Wert verkaufen und emigrierte als gebrochener Mann nach Australien.

Nachdem die Insel für kurze Zeit von einer Familie Christie gekauft worden war, erstand sie in den frühen 1920er Jahren Martin Coles Harman.

Harman erklärte sich selbst zum König der Insel und führte ein eigenes Postsystem ein. Er gab Briefmarken und eigene „Münzen“ (Token) heraus. Dafür wurde er später von der britischen Justiz zu einer Geldstrafe verurteilt und die Token wurden eingezogen. Sie sind dennoch heute begehrte Sammelobjekte. Zu Zeiten von „König“ Harman mussten die Einwohner von Lundy keine Steuern an Großbritannien zahlen, und Zollkontrollen wurden eingeführt.

Die Familie behielt die Insel bis 1968. Als Harmans Sohn im Jahre 1968 starb, wurde die Insel an den National Trust verkauft und an den Landmark Trust verpachtet. Dieser Trust unterhält Gebäude auf der Insel, die an Touristen vermietet werden. Die Erlöse fließen in die Erhaltung der Insel.

Wirtschaft

Tourismus und Briefmarken sind die Haupteinnahmequelle der Insulaner. Als Fährschiff dient seit 1985 die Oldenburg. Die Marisco Taverne, die Lundy-Bier verkauft, was allerdings auf dem Festland gebraut wird, befindet sich in Lundy Village. Ein Teil der Insel dient der wissenschaftlichen Forschung. Der Südteil wird landwirtschaftlich genutzt.

Alter Leuchtturm von Lundy

Auf der Insel befinden sich zwei Leuchttürme, die in Betrieb sind. Ein weiterer historischer Leuchtturm wird nicht mehr benutzt. Die Leuchttürme werden von der Trinity House Gesellschaft betrieben, die bereits 1514 von Heinrich VIII. und anderen zur Wartung der englischen Leuchttürme gegründet wurde.

Lundys Briefmarken

Wegen des Bevölkerungsrückgangs auf der Insel verlor die englische Post im Jahre 1927 das Interesse, den Postvertrag mit Lundy zu verlängern, und schloss das letzte Postamt. Der damalige Besitzer der Insel, Martin Harman, der sich zuvor zum König der Insel ausgerufen hatte, beschloss den Postverkehr selbst in die Hand zu nehmen und gab schließlich am 1. November 1929 eigene Briefmarken heraus mit dem Währungsaufdruck Puffins (deutsch: Papageitaucher), einer einheimischen Vogelart. Die britische Post akzeptiert die Briefmarken nicht; Briefsendungen von der Insel oder der Oldenburg erreichen aber in der Regel ihr Ziel.

Im Laufe der Jahre sind Lundy-Briefmarken zu einem begehrten Sammelobjekt geworden.

Flora

Nur auf Lundy wächst der Lundy-Kohl (Coincya wrightii). Die Ostseite der Insel wird von Rhododendron überwuchert. Es wird versucht, diese Pflanze dort zurückzudrängen. Tagsüber verstecken sich dort oft Sikahirsche.

Fauna

Soay-Schaf

Zu den auf Lundy vorkommenden Seevogelarten gehören Silbermöwe, Heringsmöwe, Dreizehenmöwe, Eissturmvogel, Krähenscharbe, Tordalk, Papageientaucher und Austernfischer sowie die Singvogelarten Feldlerche, Wiesenpieper, Amsel, Rotkehlchen und Hänfling.

An Säugetierarten findet man auf Lundy die Kegelrobbe, den Sikahirsch, das Soayschaf, verwilderte Hausziegen und die Zwergspitzmaus sowie die Lundy-Ponys, eine eigene Ponyrasse.

Weblinks

 Commons: Lundy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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