Lutherkirche (Ronsdorf)

Lutherkirche (Ronsdorf)
Freitreppe und Turmfassade

Die Lutherkirche in Ronsdorf ist die älteste Kirche in diesem Wuppertaler Stadtteil.

Die lutherischen Bewohner der reformiert geprägten Stadt Ronsdorf gehörten bis 1789 zur lutherischen Gemeinde im benachbarten Lüttringhausen. Gegen den Widerstand der reformierten Gemeinde wurde im 18. Jahrhundert der Bau einer Schule für die Lutheraner durchgesetzt, 1789 schließlich wurden durch die kurfürstliche Regierung die Gemeindegründung und der Kirchbau genehmigt. Sogleich wurde eine hölzerne Kirche, eine so genannte Tente errichtet; mit dem Bau der Kirche auf einem der Gemeinde geschenkten Grundstück am Schmittenberg wurde im Juli 1790 begonnen, am 24. November 1793 konnte der Bau eingeweiht werden.

Der Name eines Architekten ist nicht überliefert. Der nach Nordwesten ausgerichtete, mit Bruchsteinen vermauerte Bau liegt einige Meter über dem Straßenniveau und wird seit 1887 durch eine lange Freitreppe mit 40 Stufen von der Staasstraße her erschlossen. Die Zahl der Stufen entspricht der Anzahl der Tage zwischen Ostern und Christi Himmelfahrt. Bis zum Altar sind es 50 Stufen, angelehnt an die Anzahl der Tage zwischen Ostern und Pfingsten.[1] Wie bei evangelischen Kirchen im Bergischen Land üblich, erhebt sich vor der Fassade mittig ein hier dreigeschossiger quadratischer Turm, in dem sich ursprünglich das Hauptportal befand. Über diesem Eingang befindet sich ein hohes rundbogiges Maßwerkfenster, die darüber liegenden Geschosse (Uhr- und Glockengeschoss) sind jünger und gleichmäßiger vermauert.

Der walmgedeckte Kirchraum der dreischiffigen Hallenkirche erhebt sich auf einem achteckigen Grundriss (ein Rechteck mit angeschrägten Ecken), der Haupteingang befindet sich seit 1953 in der Fassade der südöstlichen Längsseite. Je drei einfache Rundbogenfenster an den Längsseiten und je eines in den vier schmalen Seiten des Achtecks erhellen den Kirchraum. Das mittige Rundbogenfenster in der Altar-Schmalseite ist heute mit dem Gemeindehaus verbunden. Aus Geldmangel zogen sich die Vollendung und der Einbau der Inneneinrichtung bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hin. 1824 war der Turm vollendet, 1836 eine hölzerne Empore fertiggestellt, die 1838 erweitert wurde, so dass der Bau schließlich Platz für 1.000 Gemeindemitglieder bot. 1844–46 folgte der Einbau der ersten Orgel durch den Orgelbauer Roetzel aus Alpe bei Gummersbach. 1894 wurde der gedrungene Turmhelm durch eine hohe Spitze ersetzt. Ein grundlegender Umbau der Kirchraums erfolgte 1930–31 nach Plänen des Kirchbaumeisters Fritzsche: Die Kanzel wurde mittig über den Altar gesetzt und der nun verdeckte Chor in eine Sakristei umgewandelt.

In der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1943 wurde Ronsdorf durch einen alliierten Luftangriff auf Wuppertal stark getroffen. Das Stadtbild im Ronsdorfer Zentrum wurde von einheitlichen zwei- bis dreigeschossigen verschieferten Wohnhäusern geprägt, die bei diesem Luftangriff weitgehend zerstört wurden. Auch die Kirche wurde hierbei bis auf die Außenmauern zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1950–53 nach Plänen des Wuppertaler Architekten Adolf Schröder, er öffnete den Blick auf das Fenster hinter dem Altar wieder und verzichtete auf Emporen an der Nordostseite. Eine weitere Renovierung erfolgte 1969–1971.

Aus der erhaltenen Substanz sind neben der Lutherkirche das Postamt, die Rektoratsschule, das Bandwirkermuseum und die Reformierte Kirche erwähnenswert.[2]

Die Kirche ist heute Gottesdienststätte der Evangelischen Kirchengemeinde Wuppertal-Ronsdorf, die weiter lutherischer Tradition folgt und (als einziger Fall der Evangelischen Kirche im Rheinland) neben einer weiterhin reformierten Pfarrgemeinde im selben Stadtteil besteht. Seit 2002 steht das Gebäude als „zeittypisches Dokument für die stilistische Architekturentwicklung des späten 18. Jahrhunderts“ und „eines der eindrucksvollsten und frühesten städtebaulichen Zeugnissen der Ortsgeschichte Ronsdorf“ unter Denkmalschutz.[3]

Literatur

  • Günter Konrad (Hrsg.): Ronsdorf in Zahlen und Fakten. Geschichte der Ronsdorfer Kirchengemeinden und Gemeinschaften, Wuppertal-Ronsdorf 2000
  • Evangelische Kirchengemeinde Wuppertal-Ronsdorf, o. O., o. J. (nach 1975) – Heft der Gemeinde ohne nähere Angaben

Weblinks

 Commons: Lutherkirche (Ronsdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Fotos der Kirche auf der Website der Gemeinde

Einzelnachweise

  1. Ronsdorf-wirkt.de, Lutherkirche - Treppenstufen symbolisieren Tage, Zugriff April 2009
  2. wolfgang-mondorf.de, Ronsdorf, Cronenberg, Müngsten, Zugriff April 2009
  3. Eintrag in der Wuppertaler Denkmalliste
51.2270833333337.1991666666667

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ronsdorf — Ronsdo …   Deutsch Wikipedia

  • Ronsdorf-Mitte/Nord — (90) Quartier von Wuppertal …   Deutsch Wikipedia

  • Lutherkirche — Martin Luther Kirche oder kurz Lutherkirche ist der Name folgender evangelischer Kirchengebäude: in Deutschland: Martin Luther Kirche (Aachen) Lutherkirche (Apolda) Martin Luther Kirche (Bad Bentheim) Martin Luther Kirche (Bad Cannstatt) Martin… …   Deutsch Wikipedia

  • Wuppertal-Ronsdorf — Ronsdorf (9) Stadtbezirk von …   Deutsch Wikipedia

  • Jugend- und Kulturzentrum Ronsdorf — Die Rektoratsschule, heute Jugend und Kulturzentrum Ronsdorf Die ehemalige Ronsdorfer Rektoratsschule ist ein historisches Schulgebäude in Ronsdorf, seit 1929 ein Stadtteil der bergischen Großstadt Wuppertal in Nordrhein Westfalen. Das seit dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Reformierte Kirche (Ronsdorf) — Südostansicht Die Reformierte Kirche Ronsdorf ist das Gotteshaus der reformierten Kirchengemeinde in Wuppertal Ronsdorf. Sie ist die einzige Kirche in dem Wuppertaler Stadtteil, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Postamt Ronsdorf — Das Postamt Ronsdorf ist ein historisches Gebäude im Zentrum von Ronsdorf, heute ein Stadtteil der bergischen Großstadt Wuppertal in Nordrhein Westfalen/Deutschland. Es befindet sich in der Lüttringhauser Straße 16–18 im Wohnquartier Ronsdorf… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler im Wuppertaler Stadtbezirk Ronsdorf — Die Liste der Baudenkmäler im Wuppertaler Stadtbezirk Ronsdorf enthält die Bauwerke, die in der Denkmalliste der nordrhein westfälischen Stadt Wuppertal im Stadtbezirk Ronsdorf eingetragen sind. Grundlage ist die Veröffentlichung des städtischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Rektoratsschule Ronsdorf — Die Rektoratsschule, heute Jugend und Kulturzentrum Ronsdorf Die ehemalige Ronsdorfer Rektoratsschule ist ein historisches Schulgebäude in Ronsdorf, seit 1929 ein Stadtteil der bergischen Großstadt Wuppertal in Nordrhein Westfalen. Das seit dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Wuppertaler Sakralgebäude — Die Bewohner der Stadt Wuppertal gehören über 50 unterschiedlichen Religionen und Konfessionen an. Der explosionsartige Bevölkerungszuwachs im 19. Jahrhundert begünstigte auch den Bau vieler Sakralgebäude, insbesondere für die in der Stadt… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”