Luzifer-Gnosis

Luzifer-Gnosis
Titelblatt Juni 1904

Lucifer-Gnosis war eine von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, herausgegebene theosophische Zeitschrift, welche bereits vor der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft erste anthroposophische Gedanken vertrat. Die erste Ausgabe erschien im Januar 1904, die letzte im Mai 1908, die Erscheinungsweise war monatlich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem Steiner am 19. Oktober 1902 Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft geworden war, fand er es notwendig, auch eine eigene Zeitschrift herauszubringen. In dieser wollte er speziell seine Sicht der theosophischen Lehre und seine Erkenntnisse darlegen, dies sollte parallel zum Vahan, einer bereits bestehenden theosophischen Zeitschrift, welche die offizielle Lehre der Theosophischen Gesellschaft Adyar vertrat, geschehen. Im Juni 1903 brachte Steiner dem gemäß die erste Ausgabe seines Blattes Luzifer heraus. Mit diesem Titel meinte er nicht den Satan, wie in der christlichen Tradition überliefert, sondern den unter Luzifer beschriebenen Lichtbringer und Symbol der Weisheit. Dennoch wurde und wird bis heute manchmal fälschlicherweise die Namensgebung als Indiz dafür gesehen, dass Steiner ein Wegbereiter des Satanismus sei.

Kurz darauf folgte die Vereinigung des Luzifer mit der von Wiener Theosophen herausgegebenen okkulten Zeitschrift Gnosis und im Januar 1904 erschien die erste Ausgabe der dadurch umbenannten Lucifer-Gnosis. Anfangs kamen aus Wien kleinere Beiträge, doch verfasste Steiner den größten Teil der Artikel in Lucifer-Gnosis selbst und fungierte auch als Herausgeber und Redakteur. Wesentliche, wenn auch praktisch die einzige Unterstützung, erfuhr er dabei von seiner späteren Frau Marie von Sievers. Als in den folgenden Jahren Steiners Vortragstätigkeit immer größere Ausmaße annahm, kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Zeitschrift und dadurch zu verspäteten Auslieferungen. Die Vorträge nahmen schließlich derart überhand, dass Steiner für eine geordnete Herausgabe keine Zeit mehr fand und damit gezwungen war, die Herausgabe des Blattes einzustellen. Die letzte Ausgabe erschien im Mai 1908.

In diesem Jahr 1908 gründete Marie von Sievers in Berlin den Philosophisch-Theosophischen Verlag, welcher 1913 in Philosophisch-Anthroposophischer Verlag umbenannt wurde. Die Schriften Steiners erschienen seitdem durch diesen Vertriebsweg.

Inhalt

Zu Beginn überwogen in Lucifer-Gnosis noch theosophische Themen, nach und nach formte Steiner die theosophische Terminologie jedoch im Sinne seiner späteren Anthroposophie um und gestaltete die Artikel im Hinblick auf die anthroposophische „Bewusstwerdung des Menschen“. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, legte er auch seine natur- und geisteswissenschaftlichen Themen im Blatt dar, ebenso wie seine Abhandlungen über Yoga und Meditation davon beeinflusst wurden. Die beiden letzteren Themen waren dabei sichtlich von Franz Hartmanns Zeitschrift Lotosblüten inspiriert. In Fortsetzungen erschienen in Lucifer-Gnosis die später in Buchform veröffentlichten Werke Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, Aus der Akasha-Chronik, Die Stufen der höheren Erkenntnis und Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft. Obwohl während ihres Erscheinens eigentlich als theosophische Zeitschrift propagiert, wurde nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft Adyar 1912/13 das Blatt als anthroposophisch betrachtet, was auch weitgehend den Tatsachen entsprach.

Literatur

  • Steiner, Rudolf: Lucifer-Gnosis, 1903 - 1908, grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte, aus der Zeitschrift „Luzifer“ und „Lucifer-Gnosis“. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1987; ISBN 3-7274-0340-3
  • Wehr, Gerhard: Rudolf Steiner. Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls. Diogenes, Zürich 1993; ISBN 3-257-22615-2

Weblinks


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