- Lykischer Städtebund
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Der Lykische Bund war eine antike Föderation der Städte der kleinasiatischen Landschaft Lykien (heute Türkei). Er hatte – mit wechselndem politischen Gewicht – seit der Zeit der persischen Vorherrschaft Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr., dann über die römische Provinzzugehörigkeit bis in die Zeit der byzantinischen Statthalter, Bestand. Als frühes Beispiel für die Grundlagen demokratischer politischer Organisation spielte er als Modell noch beim Entwurf der amerikanischen Verfassung 1787 eine Rolle.
Über die genaue Anzahl der Bundesstädte waren sich schon die antiken Autoren uneins. So seien es nach Strabon 23 Mitglieder gewesen, Plinius d. Ä. spricht von 36 Städten. Bedeutendes Merkmal seiner Organisation ist die lykische Repräsentativ-Verfassung. Danach entsandten die Städte entsprechend ihrer Bedeutung und Einwohnerzahl bis zu drei Vertreter in die Bundesversammlung. Politische Entscheidungen wurden also nach dem Stellenwert der Bundesmitglieder gewichtet – nach diesem Verhältnis bemaß sich allerdings auch der Beitrag zur Bundeskasse. Dieses Prinzip wird bereits um 400 v. Chr. von dem athenischen Staatsdenker Isokrates anerkennend hervorgehoben und hat bis heute Bestand (vgl. die Stimmenverteilung im deutschen Bundesrat).
Die sechs größten lykischen Städte, die mit jeweils drei Stimmen vertreten waren, sind namentlich bekannt und haben sich alle, als Ausgrabungs- oder Ruinenstädte, bis heute erhalten: Olympos, Myra, Xanthos, Patara, Pinara und Tlos. Kleinere Städte verfügten über nur zwei oder eine Stimme oder schlossen sich als „Gemeindeverbund“ (Sympolitie) unter der Führung eines Ortes zusammen – mit einer gemeinsamen Stimme im Bund. Ein Beispiel hierfür ist die Sympolitie unter Führung von Aperlai, der Isinda, Apollonia und Simena angehörten. Möglicherweise erklärt dies auch die unterschiedlichen Mitgliedszahlen in den Quellen.
Als mächtigste lykische Stadt stand zunächst Xanthos dem Bund in hellenistischer und früher römischer Zeit vor und übernahm damit die Rolle einer "Hauptstadt Lykiens". Später, in der römischen Kaiserzeit, ging diese Bedeutung auf die benachbarte Stadt Patara über, die schon von jeher Xanthos als Hafen gedient hatte. Patara erlebte in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eine späte Blütezeit und war Sitz der römischen Provinzialverwaltung von Lykien und Pamphylien.
Der Lykische Bund existierte schon zur Zeit der verschiedenen dynastischen Alleinherrscher. Zur dominierenden gemeinsamen politischen Kraft aller Städte wurde er jedoch erst, als auch die letzten unabhängigen Stadt-Fürsten abgesetzt waren. So überstand er alle wechselnden hellenistischen Vorherrschaften und wurde, auf dem Höhepunkt seiner Macht, 168/167 v. Chr. von Rom als „civitas libera“ - also als freies Gemeinwesen im Sinne einer Republik - anerkannt. Selbst als Lykien kaiserzeitliche Provinz war, blieb der Lykische Bund bestehen – nunmehr allerdings auf kultische und kommunale Aufgaben beschränkt und als Ausdruck der gemeinsamen Geschichte und Kultur.
Literatur
- Frank Kolb, Barbara Kupke: Lykien. Geschichte Lykiens im Altertum, Zabern, Mainz 1992 (Antike Welt, Sonderheft; Zaberns Bildbände zur Archäologie, Bd. 2) ISBN 3-8053-1415-9.
- Ralf Behrwald: Der Lykische Bund. Untersuchungen zu Geschichte und Verfassung, Habelt, Bonn 2000, ISBN 3-7749-3035-X.
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