Löwitsch

Löwitsch

Klaus Löwitsch (* 8. April 1936 in Berlin; † 3. Dezember 2002 in München) war ein deutscher Schauspieler und gilt als bedeutender Charakterdarsteller in Film, Fernsehen und auf der Theaterbühne.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der Sohn eines österreichischen Diplomingenieurs und einer Berliner Balletttänzerin, die 1946 nach Wien zogen. Klaus Löwitsch verbrachte seine Jugend in Wien, wo er eine klassische Tanzausbildung an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst genoss. Außerdem studierte er Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar. Seine Karriere begann mit dem Musical Kiss Me, Kate an der Wiener Volksoper.

Ab 1961 war er in Hauptrollen an diversen Theatern in allen deutschsprachigen Ländern zu sehen, ab 1956 war er auch in Spielfilmen (Der Pauker) und ab Mitte der 1960er Jahre auch vermehrt im Fernsehen, zum Beispiel in der dreizehnteiligen Serie Üb' immer Treu nach Möglichkeit an der Seite von Monika Berg. Hier spielte er erstmals einen jener schicken Ganoven, die er auch in späteren Film- und Fernsehproduktionen so gekonnt wiedergab und in denen ihn das breite Publikum wohl auch in Erinnerung behalten wird.

Von besonderer Bedeutung war für ihn seine Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder in den 1970er Jahren, so in der Rolle als Hermann Braun in Die Ehe der Maria Braun. Er trat in mehr als 300 Film- und Fernsehrollen auf, z. B. in dem Film Welt am Draht. Durch die Filme mit Fassbinder wurden auch internationale Filmproduzenten auf ihn aufmerksam. So spielte er neben Jon Voight in Die Akte Odessa oder in beiden Teilen von Steiner – Das Eiserne Kreuz neben James Coburn und Richard Burton. In dem Actionfilm Firefox mit Clint Eastwood spielte er einen russischen General.

Als Sänger veröffentlichte Löwitsch 1976 eine Schallplatte mit Liebesliedern („Wir leben und wir lieben - Klaus Löwitsch singt Liebeslieder“) nach eigens von ihm ausgewählten Texten bekannter Dichter wie z. B. Hermann Hesse, Federico García Lorca oder Shakespeare. Ein weiteres Album mit Vertonungen von Gedichten Michael Endes gelangte auf Wunsch des Autors obwohl fertig produziert nicht in den Handel.

Vermehrte Auftritte in Krimiserien wie Tatort, Derrick oder Der Alte sowie durch seine Rollen als Privatdetektiv in Detektivbüro Roth, Hafendetektiv und Peter Strohm in der ARD ließen Löwitschs Popularität in den 1980er Jahren weiter ansteigen, er galt mit dieser Serie als „deutscher James Bond“. Spötter in der Presse bezeichneten ihn in der Rolle des Peter Strohm allerdings als „eine Mischung aus Erik Ode und Saddam Hussein“. Die Krimi-Serie Peter Strohm, in der er nicht nur Hauptdarsteller war, sondern auch Regie führte, kam auf 63 Episoden und zeitigte sogar literarische Folgen: Von Peter Strohm deutlich inspiriert und beeindruckt von dessen Erfolg brachte der Verlag Bastei-Lübbe die Roman-Serie Peter Mattek auf den Markt.

Als Sprecher für Radio-Hörspiele sprach er Zaphod Beeblebrox in den ersten Folgen von Per Anhalter durch die Galaxis. Zuvor hatte er bereits als Sprecher an Märchenplatten für Kinder mitgewirkt, z. B. als Neunauge in einer hochgelobten Hörspielbearbeitung des Kinderbuchs Der kleine Wassermann von Otfried Preußler. 1998 erhielt er den Adolf-Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis für seine Rolle im Psychodrama (der Film spielt in einer Flughafen-Lounge und nicht vor Gericht) Das Urteil. Seine letzten Werke und Vermächtnis waren die drei Hörbücher Offenbarung und Untergang (Hörbuchpreis der Universität Tübingen), Ich, Kreatur... und Wittgenstein, seine ganz persönliche Auseinandersetzung über den Sinn des Lebens, den Weg der Menschen und die Schönheit der Existenz.

Klaus Löwitsch starb am 3. Dezember 2002 im Alter von 66 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs und wurde auf dem Münchner Ostfriedhof beigesetzt (Grab Nr. 88-11-4).

Sonstiges

Claudia Wyzniewski, die Witwe des DDR-Schauspielers Arno Wyzniewski, bezichtigte Löwitsch der sexuellen Belästigung. Im Juni 2001 wurde er in diesem Zusammenhang vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten wegen fahrlässigen Vollrausches (5,15 Promille) zu einer Geldstrafe in Höhe von 27.000 D-Mark verurteilt.[1] Gegen das Urteil legte Löwitsch zunächst Berufung ein, zog diese jedoch im November 2001 zurück.[2]

Filmografie

  • 1956: Wo die Lerche singt
  • 1956: Der Jäger von Fall
  • 1957: Sieben Jahre Pech / Schergen bringen Glück
  • 1957: Träume von der Südsee
  • 1957: Der Page vom Palast-Hotel
  • 1958: Der Pauker
  • 1959: Und noch frech dazu!
  • 1960: Eine Frau fürs ganze Leben
  • 1960: Geh'n Sie nicht allein nach Hause / Die Schlagerparade 1961
  • 1961: Das Donauweibchen (Fernsehen)
  • 1961: Höllenangst (Fernsehen)
  • 1963: Die wahre Geschichte vom geschändeten und wiederhergestellten Kreuz
  • 1963: Die schwarze Kobra
  • 1964: Der Hund des Generals (Fernsehen)
  • 1964: Machenschaften (Fernsehen)
  • 1966: Der Mann aus Brooklyn (Fernsehen)
  • 1966: Das Märchen (Fernsehen)
  • 1966: Mädchen, Mädchen
  • 1967: Heißes Pflaster Köln
  • 1967: 10 Kisten Whisky (Fernsehserie Dem Täter auf der Spur)
  • 1968: Tag für Tag (Fernsehen)
  • 1968: Amerika oder der Verschollene (Fernsehen)
  • 1968: Bis zum Happy-End
  • 1969: Das Paradeisspiel (Fernsehen)
  • 1969: Mädchen mit Gewalt
  • 1970: Eine Kugel für den Kommissar (Fernsehserie Der Kommissar)
  • 1970: Pioniere in Ingolstadt (Fernsehen)
  • 1971: Das Messer (Fernsehdreiteiler)
  • 1971: Händler der vier Jahreszeiten
  • 1972: In Schönheit sterben (Fernsehserie Dem Täter auf der Spur)
  • 1972: Wildwechsel
  • 1972: Acht Stunden sind kein Tag (Fernsehserie)
  • 1972: Vorsicht – Schutzengel! (Fernsehserie Sonderdezernat K1)
  • 1973: Eine egoistische Liebe (Fernsehen)
  • 1973: Desaster (Fernsehen)
  • 1973: Welt am Draht (Fernsehzweiteiler)
  • 1973: Die blutigen Geier von Alaska
  • 1973: Libero (Dokumentarfilm)
  • 1973: Schloß Hubertus
  • 1973: Nora Helmer (Fernsehen)
  • 1974: Jähes ende einer interessanten Beziehung (Fernsehserie Der Kommissar)
  • 1974: Der Jäger von Fall
  • 1974: Die Akte Odessa
  • 1974: Zwei himmlische Dickschädel / Zwei bayrische Dickschädel
  • 1974: Unternehmen Rosebud (Rosebud)
  • 1975: Fährt der Zug nach Italien? (Fernsehserie Der Kommissar)
  • 1975: Die Wahl (Fernsehen)
  • 1975: Schatten der Engel
  • 1975: Der aufsehenerregende Fall des Studienrats Adam Juracek
  • 1975: Fluchtversuch
  • 1975: Hoffmanns Höllenfahrt (Fernsehserie Derrick)
  • 1976: Die Brüder
  • 1976: Steiner – Das Eiserne Kreuz
  • 1977: Despair – Eine Reise ins Licht
  • 1977: Schreiben Sie Ihrem Bundestagsabgeordneten (Fernsehen)
  • 1978: Auf den Hund gekommen (Fernsehen)
  • 1978: Die Ehe der Maria Braun
  • 1978: Steiner – Das Eiserne Kreuz, 2. Teil
  • 1979: Tatort "Die Kugel im Leib" (als Paco)
  • 1979: Nach Kanada (Fernsehserie Der Alte)
  • 1980: Exil (Fernsehsiebenteiler)
  • 1980: Desideria
  • 1981: Die Rache eines V-Mannes (Fernsehserie Sonderdezernat K1)
  • 1981: Mit dem Wind nach Westen (Night Crossing)
  • 1982: Tatort "So ein Tag..." (als Polizeihauptmeister Rolfs)
  • 1982: Firefox
  • 1983: Detektivbüro Roth (Fernsehserie)
  • 1983: Die Krimistunde. Episode: Knopfdruck für eine Chinesen
  • 1983: Tatort "Der Schläfer" (als Dr. Spitzner)
  • 1983: Die goldenen Schuhe (Fernsehfünfteiler)
  • 1984: Kaminsky
  • 1985: Tatort "Acht, neun – aus!" (als Polizeihauptmeister Dietze)
  • 1985: Hart an der Grenze (Fernsehen)
  • 1985: Gotcha! – Ein irrer Trip (Gotcha)
  • 1986: Sein erster Fall (Fernsehserie Der Alte)
  • 1986: Ein eiskalter Hund (Fernsehserie Derrick)
  • 1986: Der Schatz im All (Fernsehserie)
  • 1987-91: Hafendetektiv (Fernsehserie)
  • 1989: Exil
  • 1988-96: Peter Strohm (Fernsehserie)
  • 1991-92: ZORC - der Mann ohne Grenzen (Fernsehserie)
  • 1997: Napoleon Fritz (Fernsehen)
  • 1997: Das Urteil (Fernsehen)
  • 1999: Ein Mann wie eine Waffe (Fernsehen)
  • 1999: Die Straßen von Berlin – Das rote Pulver (Fernsehen)
  • 2000: Die Bergwacht – Duell am Abgrund (Fernsehen)
  • 2001: Mayday! Überfall auf hoher See (Fernsehen)
  • 2001: Was tun, wenn's brennt?
  • 2002: Extreme Ops

Auszeichnungen

Synchronisation

Als Synchronsprecher lieh er u.a. Richard Jaeckel (Das Ultimatum) und Warren Oates (Ich glaub, mich knutscht ein Elch) seine Stimme.

Weblinks

Belege

  1. Spiegel Online:[1]
  2. Spiegel Online:[2]

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