Magda Tagliaferro

Magda Tagliaferro
Magda Tagliaferro, 1940

Magda Tagliaferro (* 19. Januar 1893 in Petrópolis; † 9. September 1986 in Rio de Janeiro) war eine brasilianische Pianistin.

Tagliaferro hatte ersten Unterricht bei ihrem Vater, einem Schüler von Raoul Pugno und Professor für Gesang und Klavier. 1906 kam sie mit ihrer Familie nach Frankreich und wurde Schülerin am Conservatoire de Paris. Sie studierte dort bei Antonin Marmontel und wurde von Gabriel Fauré, dem Direktor des Conservatoire gefördert.

Nach dem Studium am Conservatoire wurde sie Schülerin von Alfred Cortot. Sie trat mit Jacques Thibaud und Pablo Casals auf, spielte Klavierduos mit Édouard Risler und Gabriel Fauré und arbeitete als Kammermusikerin mit dem Violinisten Jules Boucherit. Zwei Konzertreisen unternahm sie mit George Enescu.

In Paris trat sie im Salon Polignac auf, wo auch Musiker wie Clara Haskil und Jacques Février zu hören waren. Sie war mit Maurice Ravel, Vincent d'Indy, Francis Poulenc und Darius Milhaud bekannt und mit Reynaldo Hahn befreundet, der ihr sein Konzert für Klavier und Orchester widmete.

Vor der Machtergreifung Francos unternahm sie mehrere Tourneen durch Spanien. Für die weltweit erste Einspielung eines Werkes von Frederic Mompou erhielt sie den Grand Prix du Disque. Sie spielte auch die erste Aufnahme von Faurés Ballade für Klavier und Orchester ein. Heitor Villa-Lobos widmete ihr Momoprecoce, eine Phantasie für Klavier und Orchester, die sie 1929 in Paris uraufführte und in den 1950er Jahren mit dem Komponisten auf Platte aufnahm.

Von 1937 bis 1939 unterrichtete Tagliaferro am Conservatoire de Paris; die Spieltechnik, die sie ihren Schülern vermittelte, wurde als Tagliaferro Technique bekannt. Während des Zweiten Weltkriegs ging sie zunächst in die USA, wo sie u.a. in der Town Hall in New York und der Carnegie Hall (unter John Barbirolli) auftrat, und dann nach Brasilien. Dort gab sie Konzerte in Rio de Janeiro und São Paulo und gründete eine eigene Musikschule. Unter ihrer Anleitung bildeten dort ihre Assistenten Nellie Braga, Lina Pires de Campos, Edda Fiore, Maria Eliza Figueiredo, Zulmira Elias José, Georgette Pereira, Menininha Lobo und Helena Plaut eine ganze Generation junger Pianistinnen und Pianisten aus.

1949 kehrte Tagliaferro nach Paris zurück. Die Nachfolge Cortots an der École Nationale de Musique lehnte sie hier ab und gründete stattdessen eine eigene Musikschule. Außerdem begründete sie die Magda Tagliaferro International Piano Competition, zu deren Siegern auch ihre Schülerin Cristina Ortiz zählte, und war mehrfach Jurorin beim berühmten Chopin-Wettbewerb in Warschau.

Zu ihren Schülern zählten u.a. die Brasilianer Flavio Varani, Cristina Ortiz, Caio Pagano, Daisy de Luca, Eudóxia de Barros und Isabel Mourão sowie Pnina Salzman, James Tocco und Daniel Varsano.

Auf Anregung des Musikkritikers Harold Schonberg wurde Tagliaferro 1979 zu einem Konzert in der Carnegie Hall eingeladen, wo sie mit großem Erfolg Schumanns Carnaval spielte. Schonberg schrieb: „This listener honestly doesn't remember when he has more enjoyed a Carnaval. In its improvisatory quality, its infallible rhythm and perfect pacings, it was the essence of Schumann.“ Noch mit 90 Jahren trat sie im Januar 1983 in einem Konzert in der Londoner Wigmore Hall auf, ein Ereignis, das die BBC auf Band dokumentiert hat.

Ebenfalls zu dieser Zeit spielte sie mit ihrem Schüler Daniel Varsano eine Aufnahme von Faurés Dolly-Suite und seiner Ballade in einer Version für zwei Klaviere ein, die mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet wurde. Ihr letztes öffentliches Konzert gab sie 92jährig ein Jahr vor ihrem Tod.

François Reichenbach drehte einen Dokumentarfilm über Tagliaferro, der zur Zeit ihres Todes noch unvollendet war, aber in Frankreich und Brasilien unter dem Titel Magda Noble et Sentimentale gezeigt wurde. Die Magda Tagliaferro Foundation unterhält ein Museum in São Paulo und vergibt Stipendien an begabte junge Musiker.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Magda Tagliaferro — Magda Tagliaferro, 1940 Magda Tagliaferro es una pianista italo francesa de origen brasileño. Nació el 19 de enero de 1893 en Petrópolis (Brasil) y murió en Rio de Janeiro lel 9 de septiembre de 1986. Biografía Tagliaferro fue una n …   Wikipedia Español

  • Magda Tagliaferro — Magda Tagliaferro, 1940 Magdalena Maria Yvonne Tagliaferro (19 January 1893 – 9 September 1986) was a Brazilian born pianist of French extraction. Born in Petropolis, Brazil, she studied under Antonin Marmontel and Alfred Cortot. She… …   Wikipedia

  • Magda Tagliaferro — Magda Tagliaferro, 1940 Magda Tagliaferro, née le 19 janvier 1893 à Petrópolis (Brésil) et morte à Rio de Janeiro le 9 septembre 1986, est une pianiste française d origine brésilienne. Entrée au Conservatoire de Paris, dans la classe de …   Wikipédia en Français

  • Magda (homonymie) — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Magda est un prénom féminin, parfois l abréviation de Magdalena, porté par différentes personnalités : Magda (Magdalena Chojnacka), une DJ et… …   Wikipédia en Français

  • TAGLIAFERRO (M.) — TAGLIAFERRO MAGDA (1894 1986) Cette «ambassadrice de charme du gouvernement français» appartenait à une certaine légende du piano. En France, elle était certainement moins connue côté scène que côté salle où sa chevelure rouge, ses décolletés… …   Encyclopédie Universelle

  • Тальяферро, Магда — Magda Tagliaferro, 1940 Магда Тальяферро (фр. Magdalena Maria Yvonne Tagliaferro; 19 января 1893( …   Википедия

  • Daniel Varsano — vers 1980. Daniel Varsano, né à Casablanca le 7 avril 1953 et mort à Paris 9 mars 1988, était un pianiste français. Sommaire 1 Biographie et carrière …   Wikipédia en Français

  • Claudine Perretti — Claudine Perretti, née le 8 juin 1934 à Lausanne d un père italien et d une mère hollandaise et morte en 2005 à Boulogne Billancourt, est une pianiste suisse. Sommaire 1 Biographie 2 Critiques …   Wikipédia en Français

  • 19. Jänner — Der 19. Januar (in Österreich und Südtirol: 19. Jänner) ist der 19. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 346 Tage (in Schaltjahren 347 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Dezember · Januar · Februar 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Ecole Normale de Musique — de Paris Die Ecole normale de Musique de Paris ist eine französische Musikhochschule in Paris und wurde 1919 von Alfred Cortot und Auguste Mangeot gegründet. Sie wird auch École normale Alfred Cortot genannt. Es gelang Alfred Cortot als… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”