- Magdeburg-Sudenburg
-
Sudenburg ist ein im Südwesten gelegener Stadtteil Magdeburgs in einer Größe von etwa 5,283 km² und mit rund 17.041 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2008).
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die östliche Grenze Sudenburgs ist mit dem Verlauf des Magdeburger Rings (Bundesstraße 71) identisch. Südlich der Brenneckestraße schließt sich der Stadtteil Lemsdorf an, und jenseits des Klinke-Flusses liegt der Stadtteil Ottersleben. Den Abschluss nach Norden bildet die Bahnlinie Magdeburg–Braunschweig, an der auch der Bahnhof Magdeburg-Sudenburg liegt. Zum Stadtteil gehören die Siedlungen Friedenshöhe, Goethesiedlung und Hansapark.
Infrastruktur
Von Osten nach Westen geht der Stadtteil von großstädtischer Bebauung über Eigenheimsiedlungen in den landwirtschaftlichen Raum der Magdeburger Börde über. Entlang der Bahnlinie sind Industrie- und Gewerbebetriebe angesiedelt. Die von Nordosten nach Südwesten verlaufende Halberstädter Straße bildet das geschäftliche Zentrum des Stadtteils.
Geschichte
Das heutige Sudenburger Gebiet war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts mit Feldern und Wiesen bedeckt, das allerdings in Form eines Großsteingrabes Hinweise auf eine jungsteinzeitliche Besiedlung gab. Das erstmals 965 erwähnte Sudenburg lag unmittelbar vor den Toren Magdeburgs, dem heutigen südlichen Bereich der Magdeburger Altstadt. Der damals dem Magdeburger Erzbischof unterstehende Ort erhielt 1368 Stadtrecht. In der Folgezeit wirkte sich die Nähe zu Magdeburg negativ aus. Sowohl kriegsbedingte Zerstörungen und die ständige Ausdehnung der Festungsanlagen der erzbischöflichen Stadt führten dazu, dass Sudenburg immer weiter nach Süden wieder neu aufgebaut werden musste. So wurde Sudenburg während des Dreißigjährigen Krieges auf Befehl des schwedischen Stadtkommandanten von Falkenberg im April 1631 abgerissen, um Tillys Truppen aufhalten zu können. Seit 1680 gehörte die damals noch selbstständige Stadt zum brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg und lag im damaligen Holzkreis. Nach der Eroberung Magdeburgs durch Napoleon I. wurde die Festung noch weiter ausgebaut, und im Februar 1812 wurde Sudenburg aufgrund eines napoleonischen Dekrets erneut völlig abgebrochen, um freies Schussfeld für die Festung zu gewährleisten. Die Hauseigentümer wurde mit Grundstücken der säkularisierten Stifte entschädigt, die nun etwa zwei Kilometer von den Festungsanlagen entfernt waren. In einem System von sich rechtwinklig kreuzenden Straßen entstand eine neue ebenfalls wieder selbständige Stadt, die während der französischen Herrschaft den Namen „Katharinenstadt“ führte. Das einzige aus dem alten Sudenburg erhalten gebliebene Haus in der heutigen Ackerstraße wurde 1810 zum neuen Sudenburger Rathaus umgebaut.
Nach der Vertreibung Napoleons konnte sich die Sudenburger Bevölkerung 1822 eine neue Kirche bauen, die sie wie in ihrer alten Stadt wieder dem Heiligen Ambrosius weihte. Der Kirchplatz wurde zum Zentrum der Stadt, die 1840 2.805 Einwohner zählte. Als zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung Deutschlands einsetzte, siedelten sich hauptsächlich an der Straße nach Magdeburg auch in Sudenburg Industriebetriebe an. Die meisten verarbeiteten Zuckerrüben und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse, daneben wurde eine Zigarren- und Tabakfabrik gegründet, die bis zu 300 Arbeiter beschäftigte. Die 1836 errichtete Zuckschwerdtsche Zuckerraffinerie konnte sich im Gegensatz zu den meisten anderen Betrieben bis in die DDR halten. An der Westseite der heutigen Aßmannstraße wurde 1859 in 86 Metern über NN ein Wasserhochbehälter zur Trinkwasserversorgung Magdeburgs gebaut. 1867 wurde Sudenburg als erster größerer Vorort nach Magdeburg eingemeindet. Den Bau der Eisenbahnstrecke nach Braunschweig 1872 nutzten weitere Betriebe, sich in deren Bereich niederzulassen. 1876 wurde als eine der ersten Magdeburger Pferdebahnlinien die Strecke Sudenburg–Altstadt in Betrieb genommen. Nachdem 1891 die baueinschränkenden Festungsbestimmungen aufgehoben wurden, entfaltete sich in Sudenburg eine rege Bautätigkeit vor allem in dem damals noch zum Stadtteil gehörenden Gebiet entlang der Leipziger Straße, sodass die Einwohnerzahl bis 1900 sprunghaft auf 31.000 anstieg. Im Bereich der Halberstädter Straße entstanden zahlreiche neue Häuser im Stil der Gründerzeit. Während der Bombenangriffe auf Magdeburg im Zweiten Weltkrieg blieb Sudenburg fast völlig verschont.
Im Juni 1953 war Sudenburg Magdeburger Hauptschauplatz des Volksaufstandes. Während der Kämpfe um die in Sudenburg befindliche Polizeidirektion und das Gefängnis kamen die beiden Polizeiangehörigen Georg Gaidzik und Gerhard Händler ums Leben. Als in den 1970er Jahren die DDR-Staatssicherheitsbehörde ausgebaut wurde, entstand im Sudenburger Kroatenweg der durch eine Betonmauer und Wachtürme hermetisch abgeriegelte Komplex der Bezirksdirektion des Ministeriums für Staatssicherheit. Seit der Wende wird das Gelände von den Magdeburger Verkehrsbetrieben und Behörden genutzt. Auch eine Sporthalle bindet sich auf dem Gelände.
Nach dem Ende der DDR-Herrschaft entstand in Sudenburg erneut rege Bautätigkeit. Neben dem großen Wohngebiet Hansapark entstand im Südwesten die kleinere Goethesiedlung, die sich besonders durch hohe Grundstückspreise und Mieten auszeichnet. Außerdem entwickelte sich Sudenburg zu einem der bedeutendsten Industriestandorte Magdeburgs.
Bedeutende Bauten und Anlagen
- evangelische St.-Ambrosius-Kirche
- katholische St.-Marien-Kirche
- Landgericht Magdeburg
- Heinrich-Germer-Stadion
- Parkanlage Schneidersgarten
Bedeutende Personen
- Ernst Carl Helle (1794–1850), Unternehmer, betrieb im 19. Jahrhundert in Sudenburg eine Zuckerfabrik
- Johannes Hesekiel (1835–1918), evangelischer Theologe, veranlasste als Pfarrer an St. Ambrosius den Neubau der Ambrosiuskirche
- Johannes Benjamin Brennecke (1849–1931), Arzt, eröffnete 1880 in Sudenburg eine Privatklinik
Literatur
- Magdeburg und seine Umgebung, Akademie-Verlag Berlin, 1973
- Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Deutscher Kunstverlag, 2002, ISBN 3-422-03069-7
- Magdeburg - Architektur und Städtebau, Verlag Janos Stekovics, 2001, ISBN 3-929330-33-4
Weblink
52.10972222222211.603888888889Koordinaten: 52° 7′ N, 11° 36′ O
Stadtteile von MagdeburgAlt Olvenstedt | Alte Neustadt | Altstadt | Barleber See | Berliner Chaussee | Beyendorfer Grund | Beyendorf-Sohlen | Brückfeld | Buckau | Cracau | Diesdorf | Fermersleben | Gewerbegebiet Nord | Großer Silberberg | Herrenkrug | Hopfengarten | Industriehafen | Kannenstieg | Kreuzhorst | Leipziger Straße | Lemsdorf | Neu Olvenstedt | Neue Neustadt | Neustädter Feld | Neustädter See | Nordwest | Ottersleben | Pechau | Prester | Randau-Calenberge | Reform | Rothensee | Salbke | Stadtfeld Ost | Stadtfeld West | Sudenburg | Sülzegrund | Werder | Westerhüsen | Zipkeleben
Wikimedia Foundation.