Magenbrüterfrösche

Magenbrüterfrösche
Magenbrüterfrösche
Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Unterklasse: Lissamphibia
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Neobatrachia
Familie: Australische Südfrösche (Myobatrachidae)
Gattung: Magenbrüterfrösche
Wissenschaftlicher Name
Rheobatrachus
Liem, 1973

Die Magenbrüterfrösche (Rheobatrachus) sind eine nur aus zwei Arten bestehende Gattung der Froschlurche (Anura) aus dem Osten Australiens. Inzwischen wird diese meistens zur Familie der Australischen Südfrösche (Myobatrachidae) gestellt.

Die Tiere zeichnen sich dadurch aus, dass bei ihnen im Gegensatz zu allen anderen bekannten Landwirbeltieren die postembryonalen Entwicklungsstadien – also hier die Kaulquappen – im Magen der Mutter heranwachsen. Da beide Arten heute als ausgestorben gelten, erfolgt die weitere Beschreibung in der Vergangenheitsform.

Inhaltsverzeichnis

Die Arten und ihre Vorkommen

Verbreitung des Nördlichen Magenbrüterfrosches (blau) und des Südlichen Magenbrüterfrosches (grün)

Der Südliche Magenbrüterfrosch (Rheobatrachus silus Liem, 1973) wurde im Jahr 1972 entdeckt und 1973 zuerst wissenschaftlich beschrieben. Allerdings gibt es eine Literaturquelle, die vermuten lässt, dass bereits 1914 jemand auf die Art gestoßen war. Rh. silus lebte im Gebirgszug Blackall-Conondale Ranges in Südost-Queensland, nördlich der Stadt Brisbane. Dort bewohnte er auf einer Höhenstufe zwischen 400 und 800 m NN eine Regenwaldregion auf einem Areal von weniger als 1000 Quadratkilometern. Je nach Quelle gilt die Art seit 1979 oder 1982 in freier Natur als verschollen; in Gefangenschaft verstarb das letzte Exemplar 1984.

Der Nördliche Magenbrüterfrosch (Rheobatrachus vitellinus Mahony, Tyler & Davis, 1984) wurde erst im Jahr 1984 entdeckt. Er lebte in den Clarke Range-Bergen im mittleren Nordosten Queenslands. Auch diese Art war nur auf einem kleinen Areal von weniger als 500 Quadratkilometern in einer Höhe zwischen 400 und 1000 m NN verbreitet. Bereits ein Jahr nach ihrer Entdeckung konnte sie nie wieder gefunden werden und gilt daher inzwischen ebenfalls als ausgestorben.

Beschreibung und Lebensweise

Magenbrüterfrösche waren kleine, bräunlich gefärbte, etwas unkenähnlich aussehende Froschlurche mit recht eng beieinanderliegenden, hervorstehenden Augen und einer kurzen, stumpfen Schnauze. Die Männchen der Art Rheobatrachus silus wurden 33 bis 41 Millimeter lang, die Weibchen 44 bis 54 Millimeter. Diese Spezies soll überwiegend aquatil gelebt haben.

Die Besonderheit der Magenbrüterfrösche lag in ihrer einzigartigen Brutpflege: Nach der äußeren Besamung durch das Männchen nahm das Weibchen die Eier mit dem Maul auf und schluckte sie hinunter. Möglicherweise tat sie dies jedoch nicht gleich, sondern verschlang vielleicht erst die gerade geschlüpften Kaulquappen – dies konnte nie eindeutig geklärt werden. Die verschluckten Nachkommen produzierten im Magen der Mutter das Hormon Prostaglandin E2, welches die Produktion von Magensäure hemmte. Während sich die Larven in dem quasi zu einem Uterus umfunktionierten Magen entwickelten, fastete das Weibchen zwangsläufig. Nach etwa zwei Monaten schlüpfte der zu fertigen Jungfröschen metamorphosierte Nachwuchs aus dem Maul der Mutter. Dies konnten durchaus 20 bis 25 Individuen sein.

Ursache des Aussterbens

Die Ursache des Verschwindens der Magenbrüterfrösche ist unbekannt. Eine direkte Bedrohung der Habitate durch menschliche Aktivitäten schien wohl nicht offensichtlich erkennbar zu sein. Möglicherweise ist die Pilzkrankheit Chytridiomykose eine Erklärung.

Literatur

  • Liem, D. S.: A new genus of frog of the family Leptodactylidae from S.E. Queensland, Australia. – Memoirs of the Queensland Museum, 1973, 16(3): 459-470.
  • Pough, F. H., R. M. Andrews, J. E. Cadle, M. Crump, A. H. Savitsky & K. D. Wells: Herpetology (3. Auflage). – Pearson Prentice Hall, Upper Saddle River, New Jersey 2003.
  • Ryan, M. (Hrsg.): Wildlife of Greater Brisbane. – Queensland Museum, Brisbane 2003.
  • Ryan, M. & C. Burwell (Hrsg.): Wildlife of Tropical North Queensland. – Queensland Museum, Brisbane 2003.
  • Tyler, M. J.: There’s a frog in my throat/stomach. – William Collins Pty Ltd, Sydney 1984. ISBN 0-00-217321-2
  • Zug, G. E., L. J. Vitt & J. P. Caldwell: Herpetology (2. Auflage). – Academic Press, San Diego, California 2001.

Weblinks


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