Magnard

Magnard
Albéric Magnard (Bild: unbekannter Künstler)

Lucien Denis Gabriel Albéric Magnard (* 9. Juni 1865 in Paris; † 3. September 1914 in Baron, Oise), war ein französischer Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Albéric war der Sohn von François Magnard, Bestsellerautor und Herausgeber von Le Figaro. Als er drei Jahre alt war, verlor er seine Mutter durch Selbstmord. Nach dem Militärdienst und einem Abschluss der juristischen Fakultät ging er an das Pariser Conservatoire, wo er Kontrapunkt bei Théodore Dubois studierte und in die Klasse von Jules Massenet kam. Dort traf er auch auf Vincent d'Indy, bei dem er 4 Jahre Fugenlehre und Orchestrierung studierte; seine ersten beiden Sinfonien entstanden unter der Anleitung von d'Indy, dem auch Magnards 1. Sinfonie c-moll gewidmet ist.

Zur selben Zeit veröffentlichte er scharfzüngige Musikkritiken in Le Figaro, mit denen er sich viele Gegner schuf. Andererseits lehnte er es ab, von den sozialen Beziehungen seines Vaters zu profitieren. Nach dem Tod des Vaters 1894 (dessen Andenken er Chant Funèbre op. 9 widmete) verlor er auch diese literarische Plattform, er wurde von da an von Le Figaro nicht mehr veröffentlicht.

1896 heiratete Magnard Julie Creton, wurde Kontrapunktschüler an der Schola Cantorum (die gerade von d'Indy gegründet worden war) und schrieb seine 3. Sinfonie b-Moll. Etwa um diese Zeit begann sich Magnards Gehör zu verschlechtern. Dies, und jahrelange künstlerische Enttäuschungen dürften zu seiner zunehmenden Verbitterung und Vereinsamung beigetragen haben.

Durch das Vermögen seines Vaters war er finanziell gesichert: Unabhängig, auf keine musikalischen Kompromisse angewiesen und auch nicht dazu bereit, hatte er jahrelang größte Schwierigkeiten, seine Werke zur Aufführung zu bringen. 1899 veranstaltete er ein Konzert ganz auf eigene Kosten, 1902 begann er, seine Werke auch selbst zu drucken (opus 8 bis opus 20), was zu den großen Verlusten beim Brand seines Hauses 1914 führte.

In der Dreyfus-Affäre stellte sich Magnard auf die Seite von Émile Zola und komponierte 1902 das Orchesterwerk Hymne à la Justice.

Zu Beginn des ersten Weltkriegs schickte Magnard seine Frau mit den beiden Töchtern an einen sicheren Ort, während er das Anwesen Manoir de Fontaines in Baron bewachte. Als deutsche Soldaten es betraten, schoss er auf sie und tötete einen von ihnen. Darauf feuerten diese zurück und setzten das Haus in Brand. Es ist davon auszugehen, dass Magnard in diesem Feuer umkam, obwohl sein Körper in der Ruine später nicht mehr identifiziert werden konnte. Das Feuer zerstörte Magnards unveröffentlichte Partituren, etwa die frühe Oper Yolande, zwei Akte von Guercœur, wie auch einen später komponierten Liederzyklus.

Joseph Guy Ropartz, der 1908 Guercœur aufgeführt hatte, rekonstruierte aus dem Gedächtnis die verloren gegangenen Akte, und führte das Werk 1931 erneut auf.

Stil

Magnards Stil ist typisch für den seiner französischen Zeitgenossen, aber gelegentlich, so in den Sinfonien, gibt es Passagen, die an die Musik Gustav Mahlers gemahnen. Die auf Farbwirkungen setzenden Impressionisten lehnte er ab. Seine gelegentliche Verwendung von Chorälen brachten ihm das Attribut eines "'französischen Bruckners" ein. Obwohl Bruckner zyklische Formen verwendete, lange bevor d'Indy dieses Prinzip mit dem Namen César Francks verbunden hatte, entspricht Magnards Handhabung der zyklischen Form mehr derjenigen von Franck als von Bruckner. In seinen Opern wandte Magnard die Leitmotiv-Technik Richard Wagners an.

Werk

Magnards erhaltenes Œuvre ist nicht sehr umfangreich. Die Zahl der veröffentlichten Werke liegt nur knapp über 20, darunter sind 3 Opern und 4 Sinfonien. Auch wenn Magnard ein Außenseiter des Musikbetriebs blieb, zählen zumindest die beiden erhaltenen Opern, die 3. und 4. Sinfonie sowie die Violinsonate und das Streichquartett zu den herausragenden Werken der französischen Musikgeschichte um 1900.

Werke mit Opuszahl

  • Trois Pièces pour Piano op. 1
  • Suite dans le style ancien op. 2 für Orchester
  • Six Poèmes en Musique op. 3 (Lieder)
  • 1. Sinfonie c-Moll op. 4 (1890)
  • Yolande op. 5, Oper
  • 2. Sinfonie E-Dur op. 6 (1893)
  • Promenades op. 7 für Klavier
  • Quintett für Klavier und Bläser d-Moll op. 8 (1894)
  • Chant Funèbre op 9 für Orchester
  • Ouverture op. 10 für Orchester
  • 3. Sinfonie b-Moll op. 11 (1895/96)
  • Guercœur op. 12, Oper
  • Violinsonate G-Dur op. 13 (1901)
  • Hymne à la Justice op. 14 für Orchester (1902)
  • Quatre Poèmes en Musique op. 15 (Lieder)
  • Streichquartett e-Moll op. 16 (1902/03)
  • Hymne à Venus op. 17 für Orchester
  • Klaviertrio f-Moll op. 18
  • Bérénice op. 19, Oper
  • Cellosonate A-Dur op. 20 (1909/10)
  • 4. Sinfonie cis-Moll op. 21 (1913)
  • Douze Poèmes en Musique op. 22 (Lieder)

Werke ohne Opuszahl

  • En Dieu Mon Espérance et Mon Épée pour Ma Défense für Klavier
  • À Henriette, Lied

Literatur

  • Jens Malte Fischer: Klassizistischer Wagnerismus? Albéric Magnard und seine Opern "Guercoeur" und "Bérénice", in: J. M. Fischer, Vom Wunderwerk der Oper, Wien 2007, S. 113-155.
  • Simon-Pierre Perret/Harry Halbreich: Albéric Magnard, Paris 2001.
  • André Segond (Hg.): Bérénice d'Albéric Magnard, Programmheft der Opera de Marseille, Arles 2001. Der Band enthält u. a. eine ausführliche biographische Darstellung von Simon-Pierre Perret, eine Würdigung von Pierre Lalo (zuerst veröffentlicht in Le temps 1941 - dementsprechend wird hier der Abstand zu Wagner hervorgehoben und die Nähe zu Rameau) und eine ausführliche Bibliographie.

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