Magnesiumkarbonat

Magnesiumkarbonat
Strukturformel
Magnesiumion Strukturformel Carbonation
Allgemeines
Name Magnesiumcarbonat
Andere Namen
  • Magnesit
  • Magnesia alba
  • E504
Summenformel MgCO3
CAS-Nummer 546-93-0
ATC-Code
Kurzbeschreibung farbloses Pulver[1]
Eigenschaften
Molare Masse 84,31 g·mol−1[1]
Aggregatzustand

fest

Dichte

2,96 g·cm–3 (20 °C)[1]

Schmelzpunkt

> 350 °C (Zersetzung)[1]

Löslichkeit

schlecht (0,106 g·l−1) in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine Gefahrensymbole
R- und S-Sätze R: keine R-Sätze
S: keine S-Sätze
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Magnesiumcarbonat, MgCO3, kommt in der Natur in großen Mengen als Magnesit oder Bitterspat (MgCO3 · H2O) vor mit der Härte 4–4½. Es ist neben Dolomit das wichtigste Magnesium-Mineral. Das neutrale Magnesiumcarbonat geht, besonders in der Wärme, in basisches Magnesiumcarbonat über, 2MgCO3·3H2O → MgCO3·Mg(OH)2·2H2O + CO2.

Magnesiumcarbonat ist zusammen mit Calciumcarbonat (Kalk) hauptsächlich für die Entstehung der Wasserhärte verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

Verwendung

Handel

Magnesiumcarbonat kommt als kristallwasserhaltiges 4MgCO3·Mg(OH)2·4-5H2O als Magnesia alba (CAS-Nummer 12125-28-9) in den Handel. Eine wässrige Suspension von 50g/l Wasser reagiert basisch und hat einen pH von etwa 10,5.

Isolier- und Füllstoff

Es wird in Wärmeisoliermaterialien verwendet und als Füllstoff in Kunststoffen, Papier, Farben und Kautschuk, sowie in der Kosmetik in Pudern.

Lebensmittelzusatzstoff

In der Lebensmittelindustrie wird Magnesiumcarbonat Lebensmitteln als Säureregulator, Trägerstoff oder Trennmittel zugesetzt. Es gilt als gesundheitlich unbedenklich. Große Mengen können jedoch abführend wirken. In der EU ist es als Zusatzstoff mit der Nummer E 504 ohne Höchstmengenbeschränkung für alle für Zusatzstoffe zugelassenen Lebensmittel – auch für „Bio“-Produkte – zugelassen.

Arzneimittel

Zusammen mit Calciumcarbonat wird Magnesiumcarbonat in Medikamenten zur Magensäureregulation (Antazidum) eingesetzt, so z. B. im aus der TV-Werbung bekannten Produkt Rennie.

Sport

Magnesiumcarbonat wird von den Produzenten unter den Namen Magnesiumcarbonat, Magnesia oder Chalk vertrieben und von Gerätturnern, Kraftsportlern und Kletterern verwendet, um die Griffigkeit der Hände zu erhöhen und den auftretenden Handschweiß zu trocknen. Es ist in gepresster Blockform, als lockeres Pulver und neuerdings auch flüssig in Alkohol suspendiert erhältlich (der Alkohol verdunstet sofort).

Sportklettern

Ein kleiner Haufen Chalk zum Sportklettern.

Im Sportklettern wurde es erstmals von John Gill für das Bouldern verwendet, der die Idee aus dem Geräteturnen mit brachte.

Die Magnesia wird dabei in verschließbaren, tragbaren Beuteln, so genannten Chalkbags mitgeführt. Sie sind am Klettergurt hinten, auf Steißbeinhöhe angehängt. Sobald der Kletterer während des Kletterns feuchte Hände bekommt, kann er in den geöffneten Beutel greifen. Der Chalkbag wird in der Regel direkt mit Pulver oder zu Pulver zerriebenen Blöcken gefüllt. Als Alternative kann man im Beutel auch einen Chalkball mitführen. Das sind mit Magnesia gefüllte, dünne und durchlässige Stoffkugeln, welche den Vorteil eines geringeren Verbrauchs und einer verminderten Staubproduktion aufweisen. Da Staub in Kletterhallen ein Problem darstellen kann, gibt es einige Hallenordnungen, die nur Chalkballs erlauben und offenes Magnesia verbieten.

In wenigen einzelnen Klettergebieten in Deutschland ist, als internationaler Sonderfall, die Verwendung von Magnesia aus unterschiedlichen umstrittenen Gründen nicht gestattet oder zumindest nicht erwünscht:

  • Umweltschutz: Ein zu sehr basisches Klima ist schädlich für bestimmte Organismen. Kritiker werfen jedoch ein, dass die Übersäuerung durch sauren Regen das primäre ökologische Problem darstellt und Magnesia deshalb einen positiven Effekt auf Böden und die Vegetation hat.
  • Optische Beeinträchtigung der Felsoberfläche (weiße Flecken an den Felsen). Die Kritiker verweisen darauf, dass Magnesia auch eingefärbt werden kann und dieser optische Faktor zudem weltweit nur in Deutschland und dort auch nur in ganz wenigen Gebieten ein Verbot rechtfertigt.
  • Langfristige Veränderung der physikalischen und chemischen Eigenschaften des Felses (Reduzierung der Reibung, chemische Umwandlung der Mineralien). Kritiker werfen ein, dass dies nur den Sandstein betrifft und auch dort hauptsächlich auf Vermutungen abgestützt ist.[2] Trotz jahrzehntelangem Klettern mit Magnesia wurde international in keinem Gebiet aufgrund schlechter Erfahrungen in dieser Hinsicht nachträglich ein Verbot ausgesprochen.

Geräteturnen und Kraftsport

Im Turnen und auch im Kraftsport wird die Magnesia in Behältern nahe dem Leistungsort aufgestellt. Die Athleten trocknen sich dann darin vor dem Übungsbeginn die Hände.

Feuerfest-Produkte

Vor allem in der Stahl- und Eisenindustrie (Stahlgießpfannen oder Elektroöfen), aber auch in der Zement- oder Glasindustrie (Auskleidung von Drehrohröfen oder Glasschmelzöfen) werden Feuerfestmaterialien aus Magnesit gefertigt. Das Magnesit wandelt sich bei Erhitzung unter Abgabe von Kohlendioxid in Magnesiumoxid um. Der weltweit größte und bedeutendste Hersteller ist die RHI AG, die aus dem Veitsch-Radex-Konzern hervorging. Das Stammwerk mit der dazugehörenden Magnesitlagerstätte befindet sich auf der Millstätter Alpe in Radenthein/Kärnten.

Magnesit ist ein Zuschlagstoff oder alleiniger Ausgangsstoff für technische Keramik, für feuerfeste Tiegel und Stäbchen. Hier wandelt sich das Magnesit beim Brennen in Magnesiumoxid-Keramik um oder es wird vorher gebrannt und als Magnesiumoxid in Pulverform eingesetzt.

Quellen

  1. a b c d e f Eintrag zu Magnesiumcarbonat in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 20.8.2008 (JavaScript erforderlich)
  2. Juliane Friedrich: Bergsport und Naturschutz in der sächsischen Schweiz -Wirkungen, Konflikte, Lösungsmöglichkeiten. 2, Diplomarbeit Technische Universität Dresden, Dresden 2002, S. 47f (http://www.ssi-heft.de/aktuell/diplom_juliane_friedrich_band_ii.pdf ; Stand: 29. März 2008). 

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