Mainzer Hauptfriedhof

Mainzer Hauptfriedhof
Krematorium Hauptfriedhof Mainz

Der Hauptfriedhof ist die 1803 unter französischer Administration angelegte größte Begräbnisstätte in Mainz. Er war Vorbild für den ein Jahr später angelegten Friedhof Père Lachaise in Paris. Nicht nur zahlreiche prominente Mainzer haben hier ihre letzte Ruhe gefunden, es befinden sich auch Ehren- und Kriegsgräberanlagen auf dem Gelände, so zum Beispiel der Deutsche Ehrenhof.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon in römischer Zeit und bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. war das Gelände des heutigen Hauptfriedhofes für Begräbnisse genutzt worden. Anfang des fünften Jahrhunderts erlitt angeblich Aureus an dieser Stelle den Märtyrertod. Zeitweise stand hier eine Kapelle. 1803 setzte Jeanbon St. André, der Präfekt des Départements Donnersberg und damalige Mainzer Bürgermeister, ein Kaiserliches Dekret vom 23. Prairial Jahr XII über Begräbnisse – Décret Impérial sur les sépultures, le 23 Prairial an XII [1] um, nach dem Grabstätten künftig nicht mehr als Kirchhöfe innerhalb der Stadtgrenzen angelegt werden durften, sondern unter die Aufsicht der politischen Gemeinde gestellt und außerhalb der Stadt eingerichtet werden sollten. Hintergrund dieser Anweisung war die Tatsache, dass am Ende des 18. Jahrhunderts das linke Rheinufer unter französische Herrschaft gekommen war. In der Folge waren Klöster aufgelöst und die Spitäler zu einem Hospital zusammengelegt worden. Die Anzahl der kirchlichen und damit mit einem Friedhof verbundenen Einrichtungen war damit drastisch gesunken und es herrschte ein Mangel an Grabstätten. Vor allem sprachen jedoch hygienische Gründe für einer Verlagerung der Bestattungsorte außerhalb der Stadt.

Umgesetzt wurde die Anweisung vom Mainzer Bürgermeister Franz Konrad Macké. Im Zahlbachtal wurde auf einem Gelände, das bisher zum Kloster Dalheim (Mainz) gehört hatte, der neue zentrale christliche Friedhof angelegt. Das Gelände war schon vor 2000 Jahre in römischer Zeit Begräbnisstätte. Später wurden hier einige der Mainzer Bischöfe beerdigt, darunter Aureus (Mainz), dessen Gebeine später in das Kloster St. Alban und Heiligenstadt umgebettet. Deshalb resultiert die Bezeichnung "Heiliges Tal" für das Zahlbachtal sowie der Mainzer Ausspruch "Komm wir gehen zum Aureus" für einen Besuch auf dem Hauptfriedhof.

Nachdem der Judensand, der alte jüdische Friedhof in der Mombacher Straße, nicht mehr weitergenutzt werden durfte, da er nun zur Innenstadt zählte, wurde 1881 südlich des Mainzer Hauptfriedhofs ein neuer jüdischer Friedhof angelegt.

Der Mainzer Hauptfriedhof umfasste zunächst ein nahezu rechteckiges Gelände von elf Morgen Größe, wurde aber mehrfach erweitert. Zunächst ohne ordnendes Wegesystem geplant, weist er heute bei einer Größe von etwa zwei Quadratkilometern eine Grobgliederung in 75 Felder im Hauptteil, 14 Felder im jenseits der Saarstraße gelegenen Urnenhain und ein geometrisches Wegenetz auf. Die Hauptachsen sind durch Alleen gekennzeichnet. Wegen seines alten Baum- und anderen Pflanzenbestandes gilt der Hauptfriedhof heute als eine der wichtigsten Mainzer Grünanlagen. Im Jahre 2005 wurde der Hauptfriedhof Mainz in die Liste der bedeutendsten Friedhöfe Europas aufgenommen, eine Auszeichnung der European Association of Significant Cemeteries.

Bauwerke

Die 1804 errichtete hölzerne Trauerhalle in der Nordostecke des Friedhofes war eines der ersten Bauwerke dieser Art in Deutschland. Sie wurde aber ebenso wie die Aureuskapelle durch Luftangriffe 1945 zerstört. Seit 1903 befindet sich auf dem Friedhofsgelände auch ein Krematorium, eines der ersten Bauten dieser Art in Deutschland, das 1996 modernisiert wurde.

Grabstätten

Franzosendenkmal

Gab es zunächst Pläne, den Mainzer Hauptfriedhof zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu schließen, wurden diese jedoch verworfen, sodass der Friedhof auch heute noch als Begräbnisstätte genutzt wird. Zahlreiche Grabdenkmäler aus den vergangenen Jahrhunderten machen ihn zudem für historisch und kunstgeschichtlich Interessierte besuchenswert. Neben Familien- und Einzelgräbern gibt es auch Denkmäler und Gräber etwa von Kriegsopfern und von in Mainz verstorbenen französischen Soldaten, wie zum Beispiel das «größere Franzosendenkmal» gestaltet von Louis-Henri Nicot oder das «Preußen-Denkmal», das in Erinnerung an die am 21. Mai 1848 im Straßenkampf mit Mainzer Revolutionären getöteten Repräsentanten der Macht errichtet wurde.[2] Bemerkenswert sind insbesondere die beiden Gruften"straßen" mit Gruftanlagen bedeutender Mainzer Familien. Der älteste noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahre 1805. Insgesamt sind über 230 Grabsteine und Denkmäler auf dem Hauptfriedhof denkmalgeschützt.

Gräber bekannter Persönlichkeiten

Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wurden auf dem Mainzer Hauptfriedhof bestattet, etwa

Siehe auch

Zwei Mainzer Newweling

Einzelnachweise

  1. Bulletin des lois de l’Empire Français, 4e Série, Tome premier no. 1 à 16, Paris, Brumaire an XIII [1804], S. 75
  2. Straße der Demokratie → Mainz

Weblinks

49.9945958.24968111111117Koordinaten: 49° 59′ 41″ N, 8° 14′ 59″ O


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