Manuel Azaña y Díaz

Manuel Azaña y Díaz
Grab Azañas in Montauban
Präsidentenstander Manuel Azañas

Manuel Azaña y Díaz (* 10. Januar 1880 in Alcalá de Henares; † 3. November 1940 in Montauban, Frankreich) war vom Mai 1936 bis zum April 1939 der zweite und letzte Präsident der Zweiten Spanischen Republik. Zuvor bekleidete er von April bis Juni 1931 in der provisorischen Regierung nach Ausrufung der Republik das Amt des Kriegsministers. Von Juni 1931 bis zum September 1933 sowie von Februar bis Mai 1936 stand er der Regierung als Premierminister vor.

Der einer reichen Familie entstammende Azaña wurde bereits früh zur Waise. Im Zuge seiner Erziehung im strengen augusteischen Kolleg im Escorial verlor er späteren Bekundungen nach seinen christlichen Glauben. Er wandte sich der Jurisprudenz zu, schloss 1897 sein Studium an der Universität Saragossa ab, wurde Rechtsanwalt und promovierte im Jahr 1900 an der Universität Complutense Madrid. Als Beamter erreichte er 1909 einen höheren Posten im Zentralstandesamt.

Der alleinstehende Azaña, der in seiner Freizeit schrieb, übersetzte – von ihm stammen eine Übersetzung Stendhals und Bertrand Russells – und seine Gedanken in Zeitungen wie El Imparcial und El Sol veröffentlichte, war ein bürgerlichen Intellektueller. Hierzu mag ihn – wie der Historiker Hugh Thomas ausführt[1] – aufgrund seines unvorteilhaften Äußeren auch Schüchternheit gebracht haben, die ihn zu unablässiger Selbstbespiegelung führte, aber auch geistige Reserven schuf, die ihn schließlich an die Staatsspitze brachten. In einem anderen Land wäre Azaña vermutlich Schriftsteller geworden; in Spanien, einem der politisch instabilsten Länder Europas, trieb es ihn zur Politik.

Nach zweimaliger erfolgloser Kandidatur für den Posten des Statthalters der Provinz Toledo gründete er 1926 zusammen mit José Giral die Partei Acción Republicana, welche vom Diktator Miguel Primo de Rivera verboten wurde. Später nahm er am Pakt von San Sebastián teil, welcher im April 1931 nach der Abdankung Alfons' XIII. zur Keimzelle der späteren Zweiten Republik werden sollte.

In der Provisorischen Regierung wurde Azaña zum Kriegsminister ernannt. Im Oktober 1931 nahm er den Platz des Premierministers ein, als welcher er die Reformen seiner Mitte-Links-Koalition umsetzte: die Armeereform, welche zum einen die aufgeblähte Armee verkleinerte und den Offizieren abverlangte, den Treueeid auf die Republik zu leisten oder unter Wahrung ihrer Bezüge in den Vorruhestand abzutreten; eine Bodenreform, welche die Situation überschuldeter Kleinstpächter in Andalusien verbessern sollte; eine Schulreform, welche die Ordensschulen zugunsten staatlicher Schulen abschaffte; das Verbot aller geistlicher Orden, welche ihren Mitgliedern mehr als zwei Gelübde abverlangten (was auf das Verbot der Gesellschaft Jesu hinauslief, dem einzigen Orden, auf welchen das zutraf), usw.

Diese Reformen brachten Azaña in Konflikt mit traditionell einflussreichen Kreisen in Spanien wie vor allem der katholischen Kirche und der spanischen Armee, welche denn auch gegen ihn und die Zweite Republik konspirierten. Azaña tat indessen wenig, um die Gemüter zu beruhigen, vielmehr polarisierte er die Stimmung durch unüberlegte Äußerungen weiter – wie derjenigen, dass Spanien aufgehört habe, katholisch zu sein, oder dass die Abschaffung der Ordensschulen ein Akt der politischen Hygiene sei. In dieselbe Richtung geht seine Weigerung, während der Kirchenbrände 1931 die Guardía Civil gegen die Brandstifter einzusetzen.

1933 wurde er durch den Wahlsieg der Rechtskoalition des Partido Republicano Radical unter Alejandro Lerroux und der Confederación Española de Derechas Autónomas (CEDA) unter José María Gil-Robles y Quiñones aus dem Amt gedrängt, woraufhin er sich zeitweilig aus der Politik zurückzog, nicht ohne vorher den Staatspräsidenten aufgefordert zu haben, die Wahlen für ungültig zu erklären. 1934 indessen gründete er die Izquierda Republicana (Republikanische Linke, IR), welche aus der Fusion seiner Acción Republicana mit der radikalsozialistischen Partei Marcelino Domingos sowie der Organización Republicana Gallega Autónoma (ORGA) unter Santiago Casares Quiroga entstand. Als im selben Jahr die Bergarbeiter Asturiens sich erhoben, wurde er beschuldigt, diesen Aufstand mit angezettelt zu haben, und vorübergehend auf einem Zerstörer im Hafen von Barcelona festgesetzt.

Als Ende 1935 Neuwahlen ausgerufen wurden, beteiligte sich die IR an der Frente Popular, einem breiten Linksbündnis (Volksfront). Nachdem diese die Wahlen am 16. Februar 1936 gewonnen hatte, wurde Azaña mit der Regierungsbildung beauftragt. Diese wurde aus den Reihen der beiden republikanischen Volksfrontparteien IR und UR gebildet und konnte sich auf die Tolerierung durch die übrigen Volksfrontparteien stützen. Am 10. Mai 1936 wurde Azaña stattdessen zum Präsidenten der Republik gewählt, ein Amt, welches er während des gesamten, kurz darauf ausgebrochenen, Spanischen Bürgerkriegs hielt. Nach dem Fall Kataloniens im Februar 1939 floh Azaña nach Frankreich und trat später auch offiziell von seinem Amt als Präsident zurück. Azaña starb am 3. November 1940 im Exil zu Montauban.

Literatur

  • Hugh Thomas: Der Spanische Bürgerkrieg. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1961

Quellen

  1. Hugh Thomas, S. 38 f.

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