Marcionismus

Marcionismus

Als Markionismus oder Marcionismus wird die frühchristliche Lehre bezeichnet, die durch den Theologen Marcion begründet und von der katholischen Kirche als Häresie verdammt wurde.

Kennzeichnend für den Marcionismus ist eine nicht-allegorische Deutung der urchristlichen Schriften.

Durch seine Deutung der urchristlichen Quellen kommt Marcion zu folgenden Schlüssen:

  • Der jüdische Schöpfergott ist grausam, Jesus ist aber die Liebe selbst. Jesus sagt jedoch, er sei Gottes Sohn, deswegen kann er nur der Sohn eines anderen Gottes als des biblischen Schöpfergottes sein. Jesus ist für ihn der Sohn eines guten Gottes.
  • Das Alte Testament wird deshalb als Zeugnis eines alten, bösen Gottes verworfen.
  • Die christliche Religion lässt sich darum aus keiner alten Schrift herleiten. Sie kommt mit Jesus völlig neu in die Welt. Jesus bezieht sich auf einen bisher fremden, guten Gott, der mit dem Jahwe des alten Testaments nichts gemein hat.
  • Alle Schriften sind bei Marcion dem Wortsinn nach zu verstehen. Er verwirft jede Form der Allegorie.
  • Alle Evangelien sind lediglich ein Versuch, um die Wahrheit der christlichen Lehre zu verwirren und dem jüdischen Gott Jahwe wieder zur Herrschaft zu verhelfen.

Marcion ließ von den Evangelien nur das Lukasevangelium gelten. Aber auch dieses hielt er für verfälscht und bearbeitete es, um das wahre Evangelium herauszuschälen. Deswegen entfernte er in seiner Bearbeitung des Evangeliums alle Verweise auf den alten Schöpfergott.

Marcion hat bis heute auf die Kirche großen Einfluss. Auf ihn geht etwa der Gedanke der Kanonisierung einer neuen Heiligen Schrift zurück, wie später mit dem Neuen Testament geschehen.

Es bestehen Verbindungen zwischen Marcion und dem Gnostizismus: Marcion wurde von den Lehren das Gnostikers Credo beeinflusst und wird von vielen Quellen selbst als Gnostiker gesehen. Es gibt aber auch starke Hinweise darauf, dass er, obwohl dem Gnostizismus nahe stehend, als eigenständig betrachtet werden muss.


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