- Margarete Renner
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Margarete Renner (* um 1475 in Böckingen; † 1535), genannt die Schwarze Hofmännin, stammte aus Böckingen (heute ein Stadtteil von Heilbronn am Neckar) und ist die einzige namentlich bekannte Frau, die an den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts aktiv teilnahm.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Geburt und Abstammung
Margarete Renner wurde in einem Haus an der Stedinger Straße, dem Hof Rosenberger, geboren und stammte einer alten Böckinger Familie ab. Im Jahr 1430 wird auf den Namen eines Klaus Renner ein Erblehensbrief für das Kloster Schöntal ausgestellt.[1] Im Jahre 1454 erhalten Klaus und Elisabeth Renner als Lehen die Wittumsgüter von Konrad von Böckingen.[2] Renner gehört 1459 einem zwölfköpfigen Kreis von Richtern an.
Heirat und Rechtsstreit
Margarete heiratete später Peter Abrecht (†1523), einen Hofmann (Gutspächter) aus Böckingen, durch den sie ihren Übernamen Schwarze Hofmännin erhielt. 1520 wurde Peter Abrecht aufgrund seiner Weigerung die Schatzung zu bezahlen vom Rat zu Heilbronn zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Margarete legt daraufhin bei ihren Leibherren, den Herren von Hirschhorn, nämlich Georg, Philipp und Engelhard von Hirschhorn, Beschwerde ein. Sie beschwert sich darüber, dass die Handlungen des Rats schon seit der Dauer von 11 Jahren rechtswidrig seien und fordert die Herren von Hirschhorn dazu auf, sie gegen die Rechtsbeugung seitens des Heilbronner Rats zu bewahren.[3] Margarete Renner weigerte sich beharrlich bis zum Jahre 1523, sowohl die Forderung bzgl. der Schatzung zu begleichen als auch Frondienste abzuleisten. Der Heilbronner Rat wies daraufhin Böckingen an, ihr das Weide-, Wasser- und andere Dorfrechte vorzuenthalten, bis die Forderung beglichen sei.[4]
Bauernkrieg
Sie, die auch als "erste deutsche Revolutionärin" bezeichnet wird, begleitete während der Rebellion im Heilbronner Gebiet 1525 Jäcklein Rohrbach und trat während der "Weinsberger Bluttat" und in der Schlacht von Böblingen am 11. Mai 1525 in Erscheinung. So soll sie beispielsweise die Bauern nach dem Sturm auf Weinsberg dazu aufgefordert haben, ihre Spieße und Gabeln am Bauchfett des Grafen von Helfenstein gegen Rost zu fetten bzw. die Schuhe damit einzuschmieren.
Sie selbst kämpfte nicht, rief aber zum Kampf auf. Laut des Heilbronners Hans Berlin soll sie dazu aufgerufen haben, dass Heilbronn ein Dorf werden müsse wie Böckingen, und dass kein Stein auf dem anderen bleiben dürfe. In einem Gemälde [5] wird Margherete Renner dargestellt, wie sie beschwörend die Hände vor den Stadtmauern Heilbronns erhebt und die knienden Bauern segnet
„sie sollen keck ziehen, sie hab sie gesegnet, das inen weder spieß noch helmparten oder buchsen nichts thon mogen … boßwicht und buben … erwurgen und erstecken, was zu Haylprun sey, und den stinckenden gna(e)digen frawen die heß (Kleider) vom arß abschneyden, das sie gon wie die beschrotten (gerupften) gens[6]“
Über Hans Berlin, der in Böckingen die Amorbacher Erklärung verlas, meinte sie, man müsse ihn gleich ermorden, weil er mit ihnen nichts anderes tun würde wie „bescheyßen und betriegen“.[7]
Gefängnis und Tod
Im Gegensatz zu Jäcklein überlebte sie die Niederschlagung des Aufstands und gelangte in Heilbronn in Haft. Dort soll sie auf Zuspruch ihres Leibherren freigelassen worden sein. Demzufolge soll ihr einziges Vergehen in ihrem „onverhutten mont“ (unbehüteten Mund) bestanden haben und dass das „frowlich geschlecht iren handeln nit außricht dan mit mundt und mit den wercken kein noch druck“.[8]
Sie starb 1535 eines natürlichen Todes.
Künstlerische Rezeption
Die Person der Schwarzen Hofmännin wird in der Literatur mit Mut und Grausamkeit verbunden. Sie ist wiederholt zum Objekt künstlerischen Schaffens geworden:
- Der Schriftsteller Julius Wolff veröffentlichte 1894 Das Schwarze Weib - Roman aus dem Bauernkriege, wo Margarete Renner allerdings als Judica auftritt. Von Wilhelm Zimmermann stammt in seinem Werk Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges (1841–1843) die folgende Passage: „Schwarzes unterdrücktes Weib, aus der Hütte am Neckar, mit der starken verwilderten Seele voll Leidenschaft, gleich stark in Haß und Liebe, mit Deinem ‚Gott will es‘ im Munde, und mit Deinem Freiheits-, Schlacht- und Rache-Geist, wie lebtest Du in Sage und Geschichte, in Gesang und Rede, hätte Deine Sache gesiegt, oder gehörte sie wenigstens nicht der Bauernhütte an!“
- Von Zimmermanns Geschichtsschreibung angeregt schuf Käthe Kollwitz einen Bildzyklus zum Bauernkrieg, dessen Losbruch betiteltes erstes Blatt die Margarete Renner ins Zentrum stellt.
- Wilhelm Hugo Klink verfasste ihr zu Ehren im Mai 1912 ein Theaterstück Drama aus dem Bauernkrieg in vier Aufzügen
- Im Heilbronner Stadtteil Böckingen steht seit 1986 die Schwarze-Hofmännin-Skulptur, eine Jurakalkstein-Arbeit von Dieter E. Klumpp. Am Wein-Panorama-Weg am Wartberg zu Heilbronn steht eine Vorstudie zu dieser Skulptur in rotem Sandstein.
Weblinks
- Julius Wolff: Das schwarze Weib - Roman aus dem Bauernkriege, 1894
- Frauenwege in Böblingen
- Denkmal „Die Schwarze Hofmännin“
Einzelnachweise
- ↑ Heilbronner Urkundenbücher, Band I, Nr. 422
- ↑ Heilbronner Urkundenbücher, Band I, Nr. 721
- ↑ Heilbronner Urkundenbücher, Band IV, Nr. 2579
- ↑ Heilbronner Urkundenbücher, Band IV, Nr. 2579
- ↑ Aus Bauernaufstand in Württemberg 1525. Walter-Verlag, Grafenau 1976
- ↑ Schrenk, Von Helibrunna nach Heilbronn, Seite 51
- ↑ Heilbronner Urkundenbücher, Band IV, Nr. 2961
- ↑ Heilbronner Urkundenbücher, Band IV, Nr. 2961
Literatur
- Eugen Knupfer (Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1904 (Württembergische Geschichtsquellen. N. F. 5)
Personendaten NAME Schwarze Hofmännin ALTERNATIVNAMEN Renner, Margarete (eigentlicher Name) KURZBESCHREIBUNG deutsche Frau, die an den Bauernkriegen aktiv teilnahm GEBURTSDATUM um 1475 GEBURTSORT Böckingen STERBEDATUM 1535
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