Herren von Böckingen

Herren von Böckingen

Die Herren von Böckingen waren ein aus der Ministerialität in den niederen Adel aufgestiegenes Adelsgeschlecht in Böckingen. Die Familie verkaufte bereits 1341 einen Großteil ihrer Rechte in Böckingen an die Stadt Heilbronn, wodurch Böckingen zu Heilbronn kam.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

S CVNR DE BECKINGEN IVNIOR Siegel Konrad II von Böckingen im Jahr 1297
Gertrud von Remchingen, Johann von Böckingen und Hiltgard von Selbach verkaufen ihre Rechte in Böckingen im Jahre 1342 an Heilbronn
Konrad und Hans von Böckingen verkaufen ihre Rechte in Böckingen im Jahre 1431 an Heilbronn

1140 wird im Hirsauer Codex erstmals das Geschlecht derer von Böckingen erwähnt,[1] die aufgrund der Wappengleichheit vermutlich verwandtschaftliche Beziehungen mit den Herren von Neipperg hatten. Das Schild derer von Böckingen zeigt das Wappen eines zusammenhängenden Wappenkreises von Ministerialgeschlechtern, wobei sowohl die Herren von Böckingen als auch die Herren von Neipperg und die Edelknechte von Fürfeld ein Schild mit drei Ringen tragen.[2]

Die Herren von Böckingen waren ursprünglich Ministeriale im Dienst der Grafen von Calw und stiegen später in den Niederadel auf.[3] Sie erhielten die Vogtei über Böckingen zu drei Vierteln von den Grafen von Württemberg und zu einem Viertel von den Grafen von Eberstein. Die Burg Böckingen befand sich vermutlich auf einer Anhöhe im Bereich der heutigen Hofstattstraße.[4]

Ahnherr des Zweigs der Familie, die mit dem Tod von Eberhard II. von Böckingen (* 1526; † 1550) im Mannesstamm ausstirbt, ist Konrad II., der mit Gertrud von Remchingen (1297–1342) verheiratet war und mit einem Siegel aus dem Jahre 1297 (CVNR.DE.BECKINGEN.IVNIOR) in Erscheinung trat.[5]

Die Witwe von Heinrich I., Margarethe veräußert am 8. August 1334 zusammen mit ihrem Sohn Heinrich II.(* 1310; † 1334) den Burgstadel in Neuheimberg an Kraft von Hohenlohe.[6]

Am 21. Februar 1342 verkauften Gertrud von Remchingen (1297–1342) und ihr Sohn Johann II.(* 1333; † 1366) und dessen Ehefrau Hiltgart von Selbach, die 1295 im Rentenverzeichnis des Stifts St. Peter in Wimpfen erwähnte Burg (Burgstadel) des Ahnherren und Vogtes, Konrad I. (* 1279; † 1295)[7] an die Stadt Heilbronn, gemeinsam mit drei Viertel der Vogtei zu Beckingen, die sie von Seiten des Grafen Ulrich von Wirtemberg als Lehen erhielten.[8][9]

Die Witwe des Adelheim (* ?; † 1347), Elsbeth von Böckingen und ihre Söhne, Kunz IV. und Johannes III. Edelknechte werden als Bürger zu Heilbronn erwähnt, als diese am 22. April 1347 Dinge an einen Bürger zu Heilbronn verkaufen.[10]

Am 22. Juli 1384 verfügt König Wenzel, dass das Heilbronner Lad- und Eichamt als Lehen an Hans von Böckingen übergeht.[11] Das Lad- und Eichamt zu Heilbronn wird wieder Gegenstand eines Prozesses, als Hans Sneyder von Böckingen von Kunz Fewer als Bevollmächtigter der Witwe Weikmar Lemlins verklagt wird und am 16. August 1387 Herzog Friedrich von Teck die Verhandlung entscheiden muss.[12]

1385 verpfändet Hans von Böckingen die Hälfte der Söllinger Burg und ein Viertel der Ortschaft an seine Schwester Adelheid von Böckingen und seinen Schwager Ernst von Gültlingen.[13]

Gegen den Markgrafen Bernhard I. von Baden geht Hans VI. am 16. September 1424 juristisch vor, wobei Gegenstand des Prozesses die Belehnung mit einem Lehen ist, das jedoch sein Vetter Hans noch innehat.[14][15][16] Am 25. September 1425 entschieden die Schiedsrichter Rudolf von Schauenburg und das Mannsgericht von Baden, dass Hans sein Lehen behalten darf, wenn er beweist, dass er der rechtmäßige Erbe des Hans von Böckingen sei mit Ausnahme des wissenburgischen Söllingen.[14][17][18]

1427 wird der Burgstadel nochmals erwähnt.[19]

Hans V. (* 1424; † 1462) erhält am 8. April 1431 von Bernhard Graf zu Eberstein das Eberstein'sche Lehen mit dem Viertel von der Vogtei gemeinsam mit weiteren Rechten und Gütern in Böckingen, welche bereits der Vater Hans IV. (* 1371; † 1410) als Mannlehen innehatte.[14][20][21] Die Ortsadligen Conrat von Beckingen Konrad VI.(* 1431; † 1459), Kirchherr zu Beckingen und Hans von Beckingen Hans V. (* 1424; † 1462) verkauften am 16. Juni 1431 ihre von ihrem Vater Hans IV. (* 1371; † 1410) geerbten Ansprüche auf das letzte Viertel des Eberstein'sche Lehen, Vogtei und Gericht, Gülten, Güter und Leibeigene an die Reichsstadt Heilbronn.[22][23][24][25] Als die Erbtochter Agathe von Böckingen Georg Christoph vom Holz heiratet, erhält das übriggebliebene Eigentum Agathes Ehemanns.

Im Jahr 1430 wird auf den Namen eines Klaus Renner ein Erblehensbrief für das Kloster Schöntal ausgestellt.[26] Am 22. Februar 1454 verpflichten sich Klaus Renner und seine Frau Elisabeth von Böckingen dem Pfarrer Konrad Gleser 22 Malter Frucht zu übergeben, in der Zeit, in der sie die Wittumsgüter von Konrad von Böckingen haben.[27][28][29] Renner gehört 1459 einem zwölfköpfigen Kreis von Richtern an. Conrat von Beckingen Konrad VI.(* 1431; † 1459), Kirchherr zu Beckingen, gibt 1458 Bet für seine Schwieger- und seine (eigene) Tochter, die Rosenbergerin.[30][31]

Margarete Renner (* 1475; † 1535), wurde als Tochter von Elisabeth von Böckingen und von Klaus Renner in einem Haus an der Stedinger Straße, dem Hof Rosenberger, geboren.

Am 11. November 1459 übereignen Konrad VII. und seine Frau Guettlin an das Karmeliterkloster zu Heilbronn 2/6 des Weinzehnten am Wartberg und 1/6 des Weinzehnten zu Böckingen, das von Konrad VI.(* 1431; † 1459) dem Vater des Konrad VII von seinem Bruder Berthold d. Älteren (* 1452; † 1459) erworben wurde.[30][32][33]

Durch die Heirat von Agatha von Böckingen (* 1551; † 1568) mit Georg Christoph vom Holtz wurde die Familie vom Holtz Kirchenherr in Böckingen, während die Reichsstadt Heilbronn nur Landes-, Gerichts und Leibherr in Böckingen war.[34] Die Kirchenherrschaft zu Böckingen war jedoch nur das Lehen der Grafen von Zweibrücken, wobei das Lehen später durch Vererbung an die Grafen von Hanau-Lichtenberg, dann an Christoph Friedrich von Dagenfeld, dann an den Oberkriegskommissar Baron von Schell, dann an den preußischen Hofrat Daniel Heinrich von Frederking kam. Die Witwe des preußischen Hofrats, Johanna Sidonia Elisabetha von Frederking, verkaufte 1728 das Lehen an den Baron Eberhard Maximilian vom Holtz, womit die Familie vom Holtz wieder Kirchenherrn von Böckingen wurden. 1733 konnte Maximilian vom Holtz das Lehen sogar als Eigentum erwerben. 1736 kaufte Heilbronn die Kirchenherrschaft von Maximilian vom Holtz für eine Kaufsumme in Höhe von 8 500 fl.

Stammbaum der Herren von Böckingen

Grabplatte aus dem Kloster Böckingen von 1288 im Jahre 1900 mit folgender Inschrift: ANNO D[…]M[…]I M CC LXXX VIII I[…] DIE […] VRBAN[…]TISSA DE […]KINGE.
Grabplatte von 1288 mit Wappen derer von Böckingen
Grabstein des Kanonikers Gotzo von Beckingen († 1360) bei der Ersheimer Kapelle
N.N. (* ?; † ?) ∞ N.N. (* ?; † ?)
Konrad I.(* 1279; † 1295)
Heinrich I. (1283 erwähnt)
Konrad I. (* 1279; † 1295) ∞ N.N. († 1288)
Konrad II. (1297 erwähnt)
Heinrich I. (1283) ∞ Margarethe (* ?; † ?)
Heinrich II. (* 1310; † 1334)
Adelheim. (* ?; † 1310)
Engelhard (1310 erwähnt)
Adelheim (* ?; † 1310) ∞ Margarethe (1310 erwähnt)
Rudolf (1310 erwähnt)
Götz (* 1310; † 1331)
Johann I. (1310 erwähnt)
Adelheim (* ?; † 1347)
Adelheim (* ?; † 1347) ∞ Elisabeth (1347 erwähnt)
Kunz IV. (1347 erwähnt)
Johannes III. (1347 erwähnt)
Konrad II. (1297) ∞ Gertrud von Remchingen (1297–1342)
Johann II. (* 1333; † 1366)
Konrad III. (* 1331; † 1333)
Johann II. (* 1333; † 1366) ∞ Hiltgart von Selbach (* 1334; † 1342)
Hans IV. (* 1371; † 1410)
Kunz V. (1371 erwähnt)
Kunz V. (1371) ∞ N.N. (* ?; † ?)
Hans VI. (1424 erwähnt)
Hans IV. (* 1371; † 1410) ∞ N.N. (* ?; † ?)
Hans V. (* 1424; † 1462)
Konrad VI. (* 1431; † 1459)
Berthold (* 1452; † 1459)
Konrad VI. (* 1431; † 1459) ∞ N.N. (* ?; † ?)
Konrad VII. (* 1459; † 1467)
Die Rosenbergerin (1458 erwähnt)
Elisabeth von Böckingen (1454) ∞ Klaus Renner (* ?; † ?)[35]
Margarete Renner (* 1475; † 1535)
Konrad VII. (1459 erwähnt) ∞ Guettlin (1459 erwähnt)
Konrad VIII. (1462 erwähnt)
Hans VII. (* 1467; † 1474)
Konrad VIII. (1462) ∞ N.N. (* ?; † ?)
Margaretha (* 1491; † 1513)
Eberhard I. (* 1484; † 1526)
Margaretha (* 1491; † 1513) ∞ Konrad von Riedern (* ?; † ?)
Eberhard I. (* 1484; † 1526) ∞ N.N. (* ?; † ?)
Eberhard II. (* 1526; † 1550)
Eberhard II. (* 1526; † 1550) ∞ N.N. (* ?; † ?)
Agatha (* 1551; † 1568)
Agatha (* 1551; † 1568) ∞ Georg Christoph vom Holz (* ?; † ?)

Einzelnachweise

  1. Böckingen am See (s. Literatur), S. 63
  2. Das Wappen der Herren von Böckingen. In: Böckingen am See (s. Literatur), S. 64
  3. Böckingen am See (s. Literatur), S. 64
  4. Frank Buchali: Lexikon der Burgen und Schlösser im Unterland. S. 164 ff. Heilbronn, 2008, ISBN 3-00-007056-7
  5. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 2, 1851, S. 461.
  6. Urkundenbuch Heilbronn I Nr. 138 a, UB Hohenlohe II Nr. 459
  7. F. W. E. Roth: „Beiträge zur Geschichte des St. Peterstiftes in Wimpfen.“ In: Quartalsblätter des historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen, 1886/87, S. 39

    „Quam domum coniunxit castro, quia area eius domus partem castri tenet “

  8. Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 I, Urkunde Nr. 194
  9. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 161
  10. S. 650 und UB I Nr. 186
  11. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 340
  12. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 347
  13. R. Fester/H. Witte: Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515, (Herausgegeben von Badischen Historischen Kommission). Innsbruck 1892, Nr. 1392
  14. a b c Böckingen am See (s. Literatur), S. 655
  15. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 76a
  16. R. Fester/H. Witte: Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515, (Herausgegeben von Badischen Historischen Kommission). Innsbruck 1892, Nr. 3763
  17. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 76a
  18. R. Fester/H. Witte: Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515, (Herausgegeben von Badischen Historischen Kommission). Innsbruck 1892, Nr. 3762
  19. Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Baden-Württemberg. Band I.5: Stadtkreis Heilbronn, Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S. 155.
  20. Sta Ludwigsburg B 189 I, Urkunde Nr. 202 und 203
  21. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 540
  22. Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Baden-Württemberg. Band I.5: Stadtkreis Heilbronn, Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S. 154.
  23. Böckingen am See (s. Literatur), S. xxx
  24. StA Ludwigsburg B 189 I, Urkunde Nr. 204
  25. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 540
  26. Heilbronner Urkundenbücher, Band I, Nr. 422
  27. Böckingen am See (s. Literatur), S. 658
  28. StA Ludwigsburg B 189 I, Urkunde Nr. 214
  29. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 721
  30. a b Böckingen am See (s. Literatur), S. 659
  31. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band IV, Stuttgart 1904–1922, Nr. 3490
  32. StA Ludwigsburg B 189 III, Urkunde Nr. 82
  33. Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Band I, Stuttgart 1904–1922, Nr. 777
  34. Böckingen am See (s. Literatur), S. 120
  35. Böckingen am See (s. Literatur), S. 65

Literatur

  • Peter Wanner (Red.): Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998, ISBN 3-928990-65-9 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 37).

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