Maria Anna von Habsburg-Lothringen

Maria Anna von Habsburg-Lothringen
Maria Anna von Österreich

Erzherzogin Maria Anna Josepha Antonia von Habsburg-Lothringen (* 6. Oktober 1738 in Wien; † 19. November 1789 in Klagenfurt) wurde 1766 Äbtissin in dem von Kaiserin Maria Theresia in Prag gegründeten Damenstift, dem Maria Anna bis zu ihrem Tode vorstand. Sie lebte fast ausschließlich in Klagenfurt in dem von ihr erbauten Palais, in dem sich heute das Bischöfliche Residenz befindet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Joseph Haunzinger: Der spätere Kaiser Joseph II. am Piano mit seinen Schwestern Maria Anna und Maria Elisabeth, Kunsthistorisches Museum in Wien

Erzherzogin Maria Anna, auch Marianna genannt, war die zweite Tochter von Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen. Ihre Mutter überließ ihre Ausbildung, wie die aller ihrer Kinder, Erzieherinnen. Maria Annas musische Begabung wurde sehr gefördert, nicht jedoch ihre geisteswissenschaftlichen Talente. Maria Anna war das Kind, welches von Maria Theresia am wenigsten beachtet und geliebt wurde – Hauptperson war der Thronfolger Joseph, und auch hinter ihren Schwestern Maria Elisabeth und Marie Christine musste sie zurückstehen. Maria Elisabeth galt als die schönste der Töchter, und Marie Christine war das Lieblingskind ihrer Mutter.[1]

Sie hatte eine schwache Gesundheit, die durch die zugigen, kalten Räume der Hofburg noch verschlechtert wurde. 1757 erkrankte Maria Anna an einer Lungenentzündung, die so schwer war, dass sie die Sterbesakramente bekam. Sie wurde zwar wieder gesund, litt aber unter ständiger Atemnot und einer Verwachsung der Wirbelsäule.
Seit dieser Zeit entwickelte sich eine enge Beziehung zu ihrem Vater. Sie teilte mit ihm seine naturwissenschaftlichen Interessen.

Im Juli 1765 reiste die Familie zur Hochzeit des zweitältesten Sohnes Leopold nach Innsbruck. Dabei machten sie Halt in Klagenfurt. Marianna besuchte das kleine Kloster der Elisabethinen. Die Begegnung mit den Schwestern sollte ihr weiteres Leben nachhaltig bestimmen. Thea Leitner erklärt Maria Annas Begeisterung für das klösterliche Leben damit, dass die Nonnen keinen Wert auf Äußerlichkeiten legten und Maria Anna keinen Spott wegen ihres Buckels befürchten musste. Am 18. August 1765 starb Franz Stephan und ließ seine Tochter verzweifelt zurück.

Da Maria Theresia für Maria Anna keinen Heiratskandidaten fand, übertrug sie ihr die Leitung des adligen Damenstifts von Prag. Diese Stellung trat Maria Anna zwar nie an, aber ein Einkommen von 20.000 Gulden sicherte ihren Lebensunterhalt. Gegen den Widerstand ihrer Mutter entschied sie sich, ihren Wohnsitz nach Klagenfurt zu verlegen. So baute Nikolaus Pacassi in unmittelbarer Nähe des Klosters eine Residenz, deren Bau 1771 abgeschlossen war.

An die Äbtissin des Klosters schrieb sie:

"Gott hat mir die Gnade gegeben, die Welt und ihre Eitelkeit zu erkennen, und dadurch mir die Stärke erteilt, mein Leben nicht als Klosterfrau, doch in der Einsamkeit und im Dienste der Nächsten zu schließen. Ich habe dazu Klagenfurt ausgewählt, und zwar Sie und ihre frommen Schwestern, hoffend, dass mein unvollkommener Wert durch Ihre guten Beispiele angeeifert, meine Seligkeit mir gewiss versichert wird."
Ignaz von Born

Während der Zeit bis zu ihrer Übersiedlung widmete sich Marianna der umfangreichen Sammlung ihres Vaters – aus der später das Naturhistorische Museum hervorging – und baute eine eigene Mineralien- und Insektensammlung auf. Ihr Mentor war Ignaz von Born. Sie vervollständigte die väterliche Münzsammlung und verfasste ein Fachbuch über die während Maria Theresias Regierungszeit herausgegebenen Gedenkmünzen.

Ihre Aquarelle und Zeichnungen wurden in der Fachwelt gerühmt. Marianna war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste Wien und gewähltes Mitglied der Akademie der Künste in Florenz.

Äbtissin Xaveria Gasser

Am 29. November 1780 starb Maria Theresia; vier Monate später übersiedelte die Erzherzogin Maria Anna nach Klagenfurt. Mit Xaveria Gasser, der Äbtissin des Klosters verband sie bald eine tiefe Freundschaft. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Erzherzogin konnte das Klosterspital bald erweitert werden. Ihr Leibarzt betreute auch die Patientinnen des Spitals. Auch in der Gemeinde Klagenfurt leistete sie wertvolle Hilfe bei der Wohlfahrtspflege.

Zu ihrem Freundeskreis zählten Nonnen, Künstler, Wissenschaftler, Adlige. Einige von ihnen waren Mitglieder von Freimaurerlogen. Im Jahre 1783 wurde die Klagenfurter Freimaurerloge „Zur wohltätigen Marianna“ gegründet. Maria Anna widmete sich auch in Klagenfurt ihren naturwissenschaftlichen Interessen. Sie entdeckte ihre Liebe zur Archäologie. Für Ausgrabungsarbeiten am Zollfeld spendete sie 30.000 Gulden und nahm auch selbst an den Ausgrabungen teil.

Seit dem Winter 1788 verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand immer mehr. Ihre Atemnot wurde schlimmer und sie konnte sich fast nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Sie starb 1789 im Beisein ihrer engsten Freunde.

"Es ist wohl ein gutes Land, ich hab es immer lieb gehabt. Es sind gute Menschen, mit denen ich vergnügt lebte und die ich hart verlasse."

Maria Anna vererbte dem Kloster der Elisabethinnen ihren gesamten Privatbesitz in Höhe von mehr als 150.000 Gulden. Ihr Bruder, Kaiser Joseph II., erließ dem Kloster die Erbschaftsteuer. In ihrem Palais befindet sich heute die Fürstbischöfliche Residenz, in der Mariannengasse.

Interessen

Grab der Erzherzogin Maria Anna in Klagenfurt

Mit ihrem Vater, der ihr Vorbild war, verband sie viel Gemeinsames - die Jagd, die Liebe zum Kartenspiel mit hohen Einsätzen und das Interesse für Naturwissenschaften. Nach ihrer schweren Krankheit beschäftigte sie sich mit experimenteller Physik und Mechanik, studierte Chemie und Botanik. Nach ihres Vaters Tod betreute und erweiterte sie dessen Münz- und Mineraliensammlung. Über die unter Maria Theresia geprägten Denkmünzen verfasste sie ein Fachbuch. Außerdem betätigte sie sich als Kupferstecherin, Zeichnerin und Aquarellistin. Über ihre wissenschaftlichen und intellektuellen Betätigungen war man am Hof und in Adelskreisen allgemein irritiert, da dies nicht dem Frauenbild der Zeit entsprach. Sie fand jedoch in Fachkreisen Anerkennung und wurde 1767 an die neu gegründete Wiener Kupferstecher-Akademie aufgenommen, weitere zwei Jahre später wurde sie in die Großherzogliche Akademie der Künste in Florenz aufgenommen.[2]

Einzelnachweise

  1. Thea Leitner: Habsburgs vergessene Kinder
  2. Friedrich Weissensteiner: Die Töchter Maria Theresias, Kapitel Maria Anna - Der gelehrte, wohltätige Blaustrumpf, S.33-56, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, ISBN 3-218-00591-4

Weblinks

Literatur


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