Maria Theresa von Neapel-Sizilien

Maria Theresa von Neapel-Sizilien
Maria Theresa von Neapel-Sizilien
Maria Theresa von Neapel-Sizilien

Prinzessin Maria Theresia von Neapel und beider Sizilien (* 6. Juni 1772 in Neapel; † 13. April 1807 in Wien) war durch Heirat die letzte Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches und erste Kaiserin von Österreich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maria Theresia war die älteste Tochter von König Ferdinand IV. von Neapel und beider Sizilien aus dem Hause Bourbon (1751 - 1825) und seiner Ehefrau Erzherzogin Maria Karolina von Österreich (1752 - 1814), Tochter des Kaisers Franz I. Stephan und Erzherzogin Maria Theresia. Die Prinzessin wuchs am Hof ihrer Eltern auf und wurde 1790 als Ehefrau des zukünftigen deutschen Kaisers Franz II. vorgesehen.

Verwandtschaft und Heirat

Nachdem die erste Ehefrau des Kaisers Franz II./I. (1768 - 1835) und Schwägerin des russischen Thronfolger, Großfürsten Paul, Prinzessin Elisabeth von Württemberg (Elisabeth Wilhelmine Louise; 1767 - 1790) am 18. Februar 1790 bei der Geburt ihres ersten Kindes starb, heiratete er bereits nach sieben Monaten erneut. Am 19. September 1790 fand die zweite Heirat mit der Prinzessin Maria Theresia in Wien statt.

Das Brautpaar war ein Produkt einer jener sorgsam ausgeklügelten Ehen der alten Kaiserin Maria Theresia: Die Heiratspolitik der Habsburger siegte in diesem Fall gleich mehrmals über die Ehehygiene, als Kaiser Leopold II. seinen ältesten Sohn Franz 1790 mit der Tochter seiner Schwester Maria Karolina verheiratete, die seine Mutter Maria Theresia seinerzeit mit dem König von Neapel, Ferdinand von Bourbon, verheiratet hatte.

Kaiser Franz II./I. hatte durch seine Mutter Maria Ludovica, gebürtige Prinzessin von Spanien als Schwester von Ferdinand von Bourbon denselben Großvater König Karl III. wie seine Braut. Gemeinsam hatten Maria Theresia und Franz II. aber auch die habsburgische Großmutter Maria Theresia von Habsburg-Lothringen.

Franz II. heiratete also nicht nur seine leibliche Cousine ersten Grades - er war mit ihr im Grunde weit enger verwandt. Da Prinzessin Maria Theresia die von den Habsburgern so begehrte Gebärfreudigkeit mitbrachte, wirkte sich die enge Blutsverwandschaft verhängnisvoll aus: Die unglücklichen Kinder des ersten österreichischen Kaiserpaares, vor allem Ferdinand I., hatten die Folgen zu tragen.

Maria Theresias jüngere Schwester Maria Amalia Teresa di Borbone war von 1830 an Königin der Franzosen. Durch sie wurde Maria Theresia posthum zur Großtante der ab 1857 mit dem österreichischen Erzherzog und späteren Kaiser Maximilian I. von Mexiko verheirateten Charlotte, Prinzessin von Belgien und Kaiserin von Mexiko (1840-1927).

Maria Theresias Enkelsohn Peter II. von Brasilien, ein Sohn von König Peter IV. von Portugal und der Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich heiratete 1843 Teresa Maria Cristina von Neapel-Sizilien, Prinzessin von Bourbon und Neapel-Sizilien. Teresa Maria Christina ihrerseits war die Cousine von Peters frühverstorbener Mutter Maria Leopoldine von Österreich, einer Tochter von Maria Theresia.

In Wien lebte sich Maria Theresia gut ein. Ähnlich wie ihre Mutter Maria Karolina, die ja auch eine bewegte Jugend in Wien am Hof ihrer Eltern durchlebt hatte, liebte sie Feste und Unterhaltung. Trotz der vielen Schwangerschaften nahm sie an fast allen Faschingsbällen während ihrer Wiener Zeit teil. Ganz besonders liebte sie den damals in Mode gekommenen Walzer.

Das junge Paar fand sogleich Gefallen aneinander, obwohl das Ehepaar vom Naturell her sehr gegensätzlich war. Der junge Erzherzog hatte bereits in der Jugend einen Hang zur Schwermut, war gefühlsarm, schüchtern, ernst und in sich gekehrt, außerdem von spartanischer Einfachheit. Er war streng gegen sich selbst und pflichtbewusst. Seine Gestalt war hager, die Gesichtszüge blass und ausdruckslos. Maria Theresia hingegen war eine anmutige blonde Frau mit hellblauen Augen, vollen Lippen und einer etwas zu großen Nase. Sie war eine fröhliche Person von südländischem Temperament, strahlte Sinnlichkeit aus. Die beiden verstanden einander hingegen blendend und ihre siebzehn Jahre dauernde Ehe war glücklich.[1]

Politik

Nach außen hin gab sie vor, sich nicht in die Politik einzumischen. Da sie aber für die politischen und militärischen Ereignisse ihrer Zeit großes Interesse hatte und ohnehin nie mit ihrer Meinung hinter dem Berg hielt, gab sie ihrem oft zögernden Gemahl Ratschläge und beeinflusste auch seine Entscheidungen. So scheint sie auch bei der Entlassung von Kabinettsrat Johann Baptist Freiherr von Schloißnigg und des Leiters der kaiserlichen Kanzlei, des Grafen Franz Colloredo, die Hand im Spiel gehabt zu haben. Die erbitterte Gegnerin Napoleons ermunterte ihren Gemahl auch zum Kampf gegen Frankreich.[2]

Nachkommen

An der Nachkommenschaft rächte sich diese dynastische Heiratspolitik. In den siebzehn Jahren ihrer Ehe brachte die Neapolitanerin zwölf Kinder zur Welt. Von den Söhnen überlebten nur zwei; Ferdinand und der um neun Jahre jüngeren Franz Karl. Eine der vier überlebenden Töchter war die noch weniger glückliche Maria Ludovika - Marie Louise genannt, Kaiserin der Franzosen.

Im Winter 1807 erkrankte sie an einer tuberkulösen Rippenfellentzündung, die der kaiserliche Leibarzt, Andreas Joseph von Stifft mit Aderlässen behandelte. Allerdings löste er damit keine Besserung des Gesundheitszustandes aus, sondern eine Frühgeburt. Als Kaiserin Maria Theresia nach der Frühgeburt (die Tochter starb ein paar Tage nach der Mutter) am 6. April 1807 starb, war der Kaiser untröstlich und musste mit Gewalt von der Leiche seiner Gemahlin entfernt werden. Sie wurde in der Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche zu Wien bestattet. Der erschütterte Kaiser blieb dem Begräbnis fern und reiste statt dessen mit seinen beiden ältesten Kindern nach Ofen..[3]

  • Maria Louisa (1791–1847), Kaiserin der Franzosen, Herzogin von Parma,
  1. ∞ 1810 Kaiser Napoleon I., Sohn Carlo Bonapartes und dessen Gattin Letizia Ramolino
  2. ∞ 1821 Graf Adam Adalbert von Neipperg, Sohn des Grafen Leopold Johann von Neipperg und dessen Gattin Gräfin Wilhelmine von Hetzfeld-Wilfenburg
  3. ∞ 1834 Graf Karl von Bombelles, Sohn des Marc Marie Marquis de Bombelles und dessen Gattin Prinzessin Angélique de Mackau

Literatur

  • Dorothy Gies McGuigan: Familie Habsburg 1273-1918, ISBN 3-548-33173-4, Seite 426ff, und diverse Wikipedia-Artikel über Franz II. und dessen Familienangehörige.
  • Richard Reifenscheid: Die Habsburger - Von Rudolf I. bis Karl I., Tosa Verlag Wien (1994) ISBN 3-85001-484-3
  • Friedrich Weissensteiner: Frauen auf Habsburgs Thron - die österreichischen Kaiserinnen, Ueberreuter-Verlag Wien, 1998, ISBN 3-8000-3709-2

Einzelnachweise

  1. Friedrich Weissensteiner: Frauen auf Habsburgs Thron - die österreichischen Kaiserinnen, Ueberreuter Wien, 1998, ISBN 3-8000-3709-2
  2. Friedrich Weissensteiner: Frauen auf Habsburgs Thron - die österreichischen Kaiserinnen, Ueberreuter Wien, 1998, ISBN 3-8000-3709-2
  3. Friedrich Weissensteiner: Frauen auf Habsburgs Thron - die österreichischen Kaiserinnen, Ueberreuter Wien, 1998, ISBN 3-8000-3709-2

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