Maria Sophie Amalie

Maria Sophie Amalie
Marie Sophie Amalie, zeitgenössisches Gemälde um 1860

Marie Sophie Amalie, Herzogin in Bayern (* 5. Oktober 1841 München; † 19. Januar 1925 München) war die letzte Königin des Königreiches beider Sizilien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herzogin Marie in Bayern, 1859
König Franz II. und Königin Marie beider Sizilien
Marie in sizilianischer Tracht
Sisis Geschwister. Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1854. Ganz rechts Herzogin Marie

Marie war die Tochter von Herzog Max Joseph in Bayern und seiner Ehefrau Ludovika, also eine Schwester der österreichischen Kaiserin Elisabeth und Schwägerin von Kaiser Franz Joseph. Sie wuchs mit ihren Geschwistern in Possenhofen unbeschwert auf.

Königin

Mit 17 Jahren, am 3. Februar 1859 wurde sie mit dem Kronprinzen Franz II. von Neapel-Sizilien (* 1836; † 1894), dem ältesten Sohn des Königs Ferdinand II. in Abwesenheit des Bräutigams, in München verheiratet.

Sie reiste nach Italien in ihre neue Heimat, zu einem Mann den sie nur von einem geschönten Bild kannte, das man ihr in München von ihrem zukünftigen Gemahl übergeben hatte. Marie durfte nichts aus ihrem alten Leben mitnehmen, sie fühlte sich allein im fremden Land. Als sie in Sizilien ankam, lag gerade ihr Schwiegervater im Sterben. Ihr Gemahl Franz II. sollte auf den Thron folgen, war jedoch regierungsunfähig und mehr mit Kirchenliteratur beschäftigt. Die Regierung übernahm nach dem Tod des Königs Franz' Stiefmutter Maria Theresia von Habsburg, während Marie nur formal Königin war.

Die radikalen Giuseppe Garibaldi und Francesco Crispi planten, der sizilianischen Königsfamilie, den Bourbonen, die Macht zu entreißen und ihr Territorium dem künftigen italienischen Nationalstaat einzugliedern. Armee und Freiwillige schlossen sich Garibaldi an, und Neapel wurde erobert. Königin Marie flehte Schwester und Schwager in Wien um militärische Hilfe an; doch Österreich war gerade im Sardinischen Krieg unterlegen und konnte nicht helfen.

Marie und Franz fanden Zuflucht auf der Festung Gaeta, wobei sie nur 66 Reliquiare und die Asche der heiligen Iasonia mitnahmen, da Franz annahm, dass sich die Lage innerhalb weniger Tage wieder beruhigen würde. Doch schließlich wurde auch Gaeta beschossen und bombardiert. Hunger und Seuchen in der Burg machten die Verteidigung schwer; Franz wollte schließlich abtreten und ins Exil gehen, doch Marie war entschlossen auszuharren. Sie tat alles, was in ihrer Macht stand, um den kämpfenden Soldaten beizustehen, teilte Vorräte ein, versorgte Verwundete und ermutigte die wenigen königstreuen Truppen zum Weiterkämpfen. Schließlich stellte sie sich selbst, mit einem Gewehr bewaffnet, auf die Zinnen der Festung, um diese mitzuverteidigen.

So verblieb das Herrscherpaar bis zur letzten Minute in seinem untergehenden Königreich, bis es keinen anderen Ausweg mehr gab und Gaeta im Februar 1861 kapitulierte. Franz unterzeichnete am 13. Februar 1861 die Kapitulation. Im Auftrag Cavours wurde dem königlichen Paar ein ehrenhafter Abzug gestattet, da die Feinde von der Tapferkeit der Königin beeindruckt waren. Europaweit erregte die tapfere, einer Fürstin gar nicht angemessene Haltung Maries Aufsehen und Bewunderung; den Konservativen, vor allem im Hochadel, galt sie schnell als "neuer Stern am Himmel des Legitimismus"[1]: Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg dichtete auf sie "An Neapels Königin"[2], und selbst Franz Grillparzer besang sie in einem Epigramm:

„Fest wie Gaetas Felsen stehen,
Wird deines Namens Ruhm nicht untergehen.
Vertrau auf Gott! du wirst sie wiedersehen.[3]

Und noch nach siebzig Jahren rühmte sie Benedetto Croce in den Worten:

„E la regina, rampollo della non meno generosa stirpe dei Wittelsbach, da margravi e duchi diventati re di Baviera, cinti di aureola guerriera e di più recente aureola artistica, poetica e romantica, la regina Maria Sofia, era degna di quello sposo, che sugli spalti di Gaeta combatteva quasi semplice soldato: essa, imperterrita tra il piovere delle bombe, suora di carità e amazzone ad una, evocante le più eroiche figure femminili della storia, pia e guerriera come la fanciulla d'Orléans.[4]

Das Königspaar reiste mit einem französischen Schiff ab, um bei Papst Pius IX. im Vatikan Zuflucht zu suchen. Die Festung wurde gestürmt und eingenommen und Marie musste mit nur 19 Jahren ins Exil gehen.

Im Exil

Nach der Absetzung des Königspaares in Sizilien reiste Marie um die Welt, meist in Begleitung ihrer Schwester Mathilde. Sie produzierte laufend Skandale, schwamm nackt in Ostia im Meer, rauchte Zigarillos in der Öffentlichkeit. In Rom verliebte sie sich in einen Offizier der päpstlichen Garde, Armand de Lavayss, mit dem sie stundenlang durch die Straßen der Stadt Rom ritt, und wurde von ihm schwanger. Um einen weiteren Skandal zu vermeiden, gab sie Gesundheitsgründe an, um dringend ihr Elternhaus in Possenhofen aufzusuchen. Im Familienrat wurde beschlossen, dass Marie in ein Kloster in Augsburg zu gehen hatte. Dort brachte sie eine Tochter zur Welt, die kurz nach ihrer Geburt dem Vater übergeben wurde. Ihrer Familie musste Marie schwören, dass sie Lavayss nie mehr sehen würde, was ihr sehr nahe ging.

Auf Zureden ihrer Familie entschloss sich Marie, ihrem Mann alles zu gestehen. Nach einer Aussprache schien sich die Beziehung des Paares gebessert zu haben; Franz ließ einen operativen Eingriff vornehmen, damit er die Ehe endlich vollziehen konnte und Marie brachte erneut eine Tochter zur Welt, diesmal von ihrem Mann. Das Kind starb allerdings schon nach einigen Wochen. Franz und Marie verließen Italien und zogen nach Frankreich.

Als begeisterte Jägerin kaufte sie ein Jagdschloss in England. Zu einer ihrer Reitjagden lud sie die kaiserliche Schwester Sissi ein; da diese eine bessere und elegantere Reiterin war, stahl sie Marie die Schau, worauf die eifersüchtige Marie dann dem Kronprinzen Rudolf von Österreich-Ungarn brühwarm erzählte, seine Mutter habe ein Verhältnis mit ihrem Vorreiter, Captain Bay Middleton. Der Klatsch kam der Kaiserin zu Ohren, die darauf mit der Schwester brach und ihr aus dem Weg ging. Beide versöhnten sich nie wieder.

Nach dem ersten Weltkrieg kehrte Marie nach München zurück, wo sie 1925 starb. Begraben liegt sie neben ihrem Mann und der Tochter in der Basilika Santa Chiara in Neapel.

Nachkommen

Literatur

Biographien

  • Clara Tschudi: Königin Maria Sophia von Neapel - Eine vergessene Heldin, Leipzig: Philip Reclam o.J. (1907).
  • Marie Louise von Larisch-Wallersee: Die Heldin von Gaeta, Leipzig. Goten-Verlag 1936.
  • Arrigo Petacco: Die Heldin von Gaeta, Wien u.a.: Styria 1994.

Sonstige

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Gollwitzer, S. 219.
  2. Vgl. Gollwitzer, S. 220.
  3. Vgl. Grillparzer, Sämtliche Werke, München: Hanser 1960-65, Bd. 1, S. 566.
  4. Vgl. Croce, Uomini e cose della vecchia Italia. Serie seconda, Rom-Bari: Laterza 1927, S. 312; dt.: "Und die Königin, Spross des nicht weniger edlen Hauses Wittelsbach, von Markgrafen und Herzögen, die Könige von Bayern geworden waren, umstrahlt von Kriegsruhm und erst jungem künstlerischem, dichterischem, romantischem Ruhm, die Königin Marie Sophie – sie war dieses Gatten würdig, der auf den Bastionen von Gaëta wie ein einfacher Soldat kämpfte: unerschrocken im Pulverdampf der Granaten, Krankenschwester und Amazone in einem, beschwor sie die größten Heldinnengestalten der Geschichte herauf, fromm und kriegerisch wie die Jungfrau von Orléans."

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