Maria von Kastilien

Maria von Kastilien
Maria von Kastillien, spätere Königin von Ungarn

Maria von Kastilien (* 17. September 1505 in Brüssel; † 17. Oktober 1558 in Cigales) war Erzherzogin von Österreich und Prinzessin von Kastilien aus dem Hause Habsburg und durch Heirat Königin von Böhmen und Ungarn sowie seit Januar 1531 Statthalterin der Spanischen Niederlande.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Jugend

Sie wurde als fünftes Kind Philipps des Schönen und der Johanna der Wahnsinnigen geboren. Gemeinsam mit ihren Geschwistern Karl, dem späteren Kaiser Karl V. (als Karl I. König von Spanien), Eleonore, Isabella, spätere Gemahlin Christians II. von Dänemark, wurde sie nach dem Tode ihres Vaters Philipp in Mecheln von ihrer Tante Margarethe von Österreich erzogen, während ihr um zwei Jahre älterer Bruder, der spätere Kaiser Ferdinand I., in Spanien erzogen wurde.

Ihr Großvater, Kaiser Maximilian I., trat mit König Wladislaw II. von Böhmen und Ungarn wegen Heiratsplänen in Verbindung. Am 20. März 1506 wurde beschlossen, dass Marias Bruder, der spätere Kaiser Ferdinand I., Wladislaws Tochter Anna heiraten werde, Maria aber mangels eines bereits geborenen Sohnes mit dem Embryo in Annas Mutter verlobt wurde. Tatsächlich wurde am 1. Juli 1506 Marias zukünftiger Ehemann Ludwig Jagiello geboren.

Am 22. Juli 1515 fand im Stephansdom die denkwürdige Eheschließung (bzw. Verlobung) statt, bekannt unter dem Begriff Wiener Doppelhochzeit. Maria blieb mit Anna in Wien und wurde mit ihr gemeinsam erzogen.

Königin von Ungarn

Maria von Kastilien, Königin von Ungarn

1516 starb Marias Schwiegervater und ihr zehnjähriger Ehemann Ludwig wurde als Ludwig II. König von Ungarn und Böhmen. 1517 zogen die jungen Damen Maria und Anna nach Innsbruck, wo Maria ihre Leidenschaft für die Jagd und die Musik entdeckte. 1521 übersiedelte die sechzehnjährige Maria nach Preßburg zu ihrem erst fünfzehnjährigen Ehemann, für den sie schon bald heftige Zuneigung empfand.

Maria wird als eine nicht eben attraktive Persönlichkeit beschrieben, sie hatte von den Habsburgern Kinn und Unterlippe geerbt und trat wie „ein Mannweib“ auf. Ihr wurden indessen eine hervorragende Redegabe, politische Begabung, Klugheit und Fleiß nachgesagt. Am 11. Dezember 1521 wurde sie von Ludwig zur Königin von Ungarn und am 1. Juni 1522 zur Königin von Böhmen gekrönt.

Unter den gegebenen Verhältnissen war ein politisches Ausgreifen des noch sehr jungen Königs überhaupt nicht denkbar, umso weniger als die Regierungsgeschäfte von einem Regentschaftsrat unter der Leitung des Reichsverwesers Johann Zápolya geführt wurden. Politisch beherrschten das Reich die Magnaten, die sich in eine nationalistische und eine habsburgische Partei aufgespaltet hatten. Erst im Laufe der Zeit konnte Ludwig sich einigermaßen profilieren. Er verließ sich in seinen Entscheidungen größtenteils auf Maria, die ihn zwar unterstützte, ihn aber gewiss auch mit politischen Vorstellungen, nicht aber mit den politischen Plänen der Habsburger vertraut machte. 1526 kam es bei Mohács im Süden Ungarns zur Schlacht gegen die eindringenden Türken unter Süleiman II., dem Prächtigen. Außerdem drohte innenpolitisch ein Umsturz. Obwohl Ludwig seitens seiner beiden Schwager Karl V. und Ferdinand I. Hilfe zugesichert worden war, hatten diese den Einundzwanzigjährigen im Stich gelassen. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass mit dem Tod des Königs von Ungarn und Böhmen das Königreich Böhmen, das von seiner Konstitution her eine Wahlmonarchie gewesen war, an Habsburg kam.

Am 29. August 1526 war es zu einer vernichtenden Schlacht gekommen, bei welcher fast die gesamte politische und kirchliche Führung Ungarns ums Leben kam, während Ludwig fliehen konnte. Vier Wochen später fand man ihn jedoch ertrunken in einem fast ausgetrockneten Bachbett nur wenige Kilometer vom Schlachtfeld entfernt, woraus man schließen darf, dass bei seinem Ertrinken tatkräftig nachgeholfen wurde. Nachdem das Land führungslos geworden war, bat Johann Zápolya, der Reichsverweser und Anführer des Umsturzes, um Marias Hand und um Ludwigs Nachfolge als König, da ihre Ehe kinderlos geblieben war, was Maria indessen ablehnte. Süleyman dem Prächtigen war zudem die Stephanskrone in die Hände gefallen, mit welcher von Süleymans II. Gnaden Johann Zápolya am 11. November gekrönt worden war, was indessen nicht bedeutete, dass er König von Gesamt-Ungarn wurde, denn als legitime Erben galten auch die Habsburger, welche schließlich nur Oberungarn, d.h. die heutige Slowakei mit der Hauptstadt Pressburg, behaupten konnten, während Johann Zápolya Siebenbürgen im Namen des Sultans verwaltete. Nachdem es den Türken 1541 gelungen war, Ofen, d.h. die Stadt Buda gegenüber der Stadt Pest, zu behändigen, beherrschten diese den fruchtbarsten Teil Ungarns, die Große Tiefebene, selber.

Indessen war es anlässlich des Todes von König Ludwig II. zu zwei Ständeversammlungen gekommen, die zwei verschiedene Könige wählten. Bei derjenigen in Tokaj am 14. Oktober wurde Zápolya zum König von Ungarn gewählt; die Wahl wurde von einer weiteren Versammlung in Székesfehérvár, der Krönungsstadt der ungarischen Könige, am 10. November bestätigt, und er wurde am folgenden Tag mit der heiligen Krone gekrönt.

Es folgte sogleich ein Kampf mit einem Thronkonkurrenten, dem späteren Kaiser Ferdinand I., Schwager von Ludwig II, der ebenfalls von einer anderen Ständeversammlung zum König von Ungarn gewählt worden war. Nur mit Hilfe der Türken konnte König Johann seinen Opponenten zu Verhandlungen zwingen. Schließlich erkannte Ferdinand im Frieden von Großwardein (ungarisch Nagyvárad, rumänisch Oradea) Johann als König von Ungarn an, sicherte sich aber das Recht auf die Nachfolge im Falle von Johanns Tod. Dennoch brach Johann die Vereinbarung, indem er seinem Sohn Johann Sigismund das Königreich vermachte. Für Johanns Erben blieb am Schluss nur noch das Fürstentum Siebenbürgen, das unter der Oberhoheit des Osmanischen Reiches Bestand hatte.

Statthalterin der Niederlande

Grabstätte Marias von Kastilien im Escorial

Weitere Heiratspläne ihres Bruders Ferdinand I. mit Jakob V. von Schottland und Pfalzgraf Friedrich lehnte Maria ab und übernahm aufgrund der Bitten ihres Bruders Karl V. am 3. Januar 1531 das Amt der Statthalterin in den Niederlanden.

Sie schaffte es, die 17 damaligen niederländischen Provinzen zu einem zentral regierten unabhängigem Staatswesen zusammenzufassen, ohne die Interessen des Hauses Habsburg zu verletzen. Erfolgreich organisierte sie eine wirksame Landesverteidigung, vor allem gegen französische Truppen. Sie errichtete die Forts Mariembourg, Charlemont und Phillippeville.

1542 schlug sie ihren Schwager Franz I. in der Schlacht bei Luxemburg, weil dieser mit der Aktion einer Frau nicht rechnete. Mehrfach vermittelte sie als Karls Vertraute zwischen ihren Brüdern, unter anderem in der Thronfolge des Kaisers.

Wirtschaftlich und kulturell erlebten die Niederlande unter Ihrer Regierung eine Blütezeit. In Antwerpen wurden 50 % des Welthandels nach Europa umgeschlagen, dort befand sich auch die größte Börse Europas. Maria förderte Handwerk und Kunst, u.a. ließ sie eine Gemäldegalerie an ihren Brüsseler Palast anbauen und holte den italienischen Maler Tizian an ihren Hof.

Als Karl 1556 zurücktrat, tat sie es ihm nach und zog sich mit ihm und ihrer Lieblingsschwester Eleonore nach Spanien zurück. Am 17. Oktober 1558 starb sie kurz nach ihren Geschwistern. Sie wurde im Escorial beigesetzt.

Literatur

  • Ursula Tamussino: Maria von Ungarn : ein Leben im Dienst der Casa de Austria. Styria, Graz 1998, ISBN 3-222-12641-0.
  • Thea Leitner: Habsburgs verkaufte Töchter. Piper, München 2005, ISBN 3-492-21827-X (auch im Sammelband mit Habsburgs vergessene Kinder., bekannt unter dem Titel Schicksale im Hause Habsburg. ISBN 3-492-23980-3 aus dem gleichen Verlag)

Weblinks



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