Marienkirche Neubrandenburg

Marienkirche Neubrandenburg
Die Marienkirche
Marienkirche: Turm
Marienkirche: Seitenansicht
Reich verzierter gotischer Ostgiebel

Die St. Marienkirche war die Hauptpfarrkirche der Stadt Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern und wurde 2001 zur Konzertkirche Neubrandenburg umgewidmet. Die Marienkirche ist ein imposantes Zeugnis norddeutscher Backstein. Ihr Ostgiebel gilt als architektonisch-gestalterischer Höhepunkt und Formvollendung der Backsteingotik.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Marienkirche ist eine neunjochige und dreischiffige Hallenkirche. Sie besitzt ein rechtwinkliges Kreuzgewölbe und einen geraden Chorabschluss. Das Innere des Kirchenschiffes ist 22,4 Meter lang und 53,6 Meter breit. Der Gewölbescheitel im Mittelschiff befindet sich in 18,5 Meter Höhe. Die Stärke der Westwand liegt bei 4,7 Metern.

Das vorgeblendete, freistehende Maßwerk des zwischen 1292 und 1297 errichteten Ostgiebels ist eine filigrane Zusammenstellung von Wimpergen und Fialen und das Älteste der norddeutschen Backsteingotik. Der unbekannte Baumeister setzte erstmals eine Maßwerkarchitektur in Backstein um, die sich von hier im norddeutschen Raum verbreitete.

Geschichte

Mit dem Bau der St. Marienkirche wurde bald nach der Stadtgründung 1248 begonnen. Diesem ersten, wahrscheinlich als Holzkirche auf Feldsteinfundament errichteten Gebäude folgte um 1270 eine aus Granitquadern gemauerte Pfarrkirche. Die vier Joche des Chores der heutigen Kirche wurden Ende des 13. Jahrhunderts fertiggestellt. Ihr Hauptaltar wurde 1298 durch den Bischof von Havelberg geweiht. Das Kirchenschiff wurde zum Anfang, der Kirchturm im Laufe des 14. Jahrhunderts errichtet.

1591 stürzte die Turmspitze bei einem Sturm herunter. Im Jahr 1614 wurde die Marienkirche Opfer eines Stadtbrandes. Im Dreißigjährigen Krieg richteten kaiserliche Truppen bei der Besetzung der Stadt 1631 in der Kirche ein fürchterliches Blutbad an. Erneut wurde der Turm 1655 beschädigt, diesmal durch Blitzschlag, wobei neben dem Geläut auch die Kirchturmuhr zerstört wurde. Verheerend wirkte sich der Stadtbrand von 1676 aus. Der ins Mittelschiff gestürzte Turm beschädigte das Gewölbe so stark, das es vollständig abgetragen werden musste. Die verarmte Stadt konnte sich nur eine behelfsmäßige Reparatur leisten und ließ das Gewölbe durch einen Bretterboden ersetzen. Gottesdienste waren erst ab 1694 wieder möglich.

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche im Zuge mehrjähriger Bauarbeiten ab 1832 unter Leitung von Friedrich Wilhelm Buttel. Die Einweihung erfolgte am 12. August 1841. Großherzog Georg dankte Buttel in einem Schreiben für diesen Bau "als eure bedeutendste Leistung, welche euch wahrhaft zur Ehre gereicht."[1]

Wie alle mittelalterlichen Kirchen in Mecklenburg war die St. Marienkirche anfangs eine katholische Kirche. 1523 wurde in Neubrandenburg der erste evangelische Prediger erwähnt, gut zwei Jahrzehnte später (1549) wechselte Mecklenburg vollständig zur evangelisch-lutherischen Konfession. Seither war die St. Marienkirche eine evangelische Kirche mit bis zu fünf Pfarrstellen, von denen aber meist nur zwei bis drei besetzt waren. Bis 1765 war Neubrandenburg zugleich Sitz des Superintendenten des Kirchenkreises Stargard. Der erste Superintendent war Erasmus Alberus, der 1552 durch Herzog Johann Albrecht I. zum Prediger berufen wurde. Er starb bereits 1553 und wurde vor dem Altar der Marienkirche begraben.[2]

Beim Brand der Neubrandenburger Innenstadt am 29. April 1945 brannte auch die Kirche bis auf die vier Außenwände und die Turmmauern vollständig aus. Der Anfangs geplante Wiederaufbau als Gotteshaus überstieg die Möglichkeiten der Gemeinde deutlich. Auch der Versuch, im Ostteil einen Einbau zu errichten, der als Gemeindehaus dienen sollte, wurde nicht realisiert.

Umbau zur Konzertkirche

Nachdem Anfang der 1970er Jahre aufkommende Abrisspläne für die Kirchenruine verworfen waren, erwarb die Stadt Neubrandenburg 1975 die Liegenschaft und begann mit dem Wiederaufbau und Ausbau der Ruine als Konzerthalle und Kunstgalerie. Nach der Wiedervereinigung 1989/90 geriet der Wiederaufbau zunächst ins Stocken. Die bis dahin verfolgte Gestaltungskonzeption des Neubrandenburger Architekten Josef Walter wurde vom Bauministerium des Landes verworfen. Nach mehreren Architekturwettbewerben entschieden sich ein Preisgericht und dann die Neubrandenburger Stadtvertreter 1996 für einen deutlich kostengünstigeren Entwurf des finnischen Architekten Pekka Salminen. 2001 waren die Bauarbeiten abgeschlossen, am 31. Juli 2001 ging die neue Spielstätte mit einem feierlichen Eröffnungskonzert in Funktion. Der Wiederaufbau der Kirche hatte 31 Millionen Mark gekostet, von denen die Stadt mehr als 20 Millionen Mark selbst aufbrachte.
Am 24. Juni 2007 wurden die fünf neuen Kirchenglocken aus Bronze eingeweiht, die die alten verschlissenen Stahlglocken aus Kriegszeiten ablösten. In der Spendenaktion „Fünf Glocken für Neubrandenburg“ kamen zuvor in mehr als zwei Jahren fast 220.000 Euro an Spendengeldern zusammen.

Mit der Wiedereröffnung der Marienkirche 2001 als Konzerthalle erfolgte die Namengebung als „Konzertkirche Neubrandenburg“, die als einer der aufregendsten Spielorte in ganz Deutschland gilt. Sie ist seither einer der Spielorte der Neubrandenburger Philharmonie und der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Im Turm ist eine ständige Ausstellung zur Backsteingotik zu sehen.

Literatur

  • Jacob Friedrich Roloff: Erinnerungen an Friedrich Wilhelm Buttel. Commissionsverlag Gustav Lange, Berlin 1870
  • Volker Schmidt: Neubrandenburg. Ein historischer Führer. Hinstorff, Rostock 1997, ISBN 3-356-00726-2, S. 85–87.

Anmerkungen

  1. Roloff: Erinnerungen an F. W. Buttel. Seite 14
  2. Volker Schmidt: Neubrandenburg. Ein historischer Führer. S. 21

Weblinks

53.55555555555613.2602777777787Koordinaten: 53° 33′ 20″ N, 13° 15′ 37″ O


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